Der Herd als Geschäftsidee

Frauengeführte Unternehmen in Kanada im Aufwind
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Vom traditionellen Rollenbild zur erfolgreichen Unternehmerin - Viele Frauen machen sich mit dem Kochen selbstständig. (Foto: MANAN VATSYAYANA/AFP/Getty Images)

Vor nicht ganz vergessenen Zeiten hatte man noch nicht gehört, dass eine Frau ihr eigenes Geschäft gründet und führt. Aber die Zeiten haben sich geändert, und in den vergangenen 15 Jahren ist die Anzahl selbstständiger Frauen in Kanada um satte 50 Prozent angestiegen. Das bedeutet, dass es in Kanada gegenwärtig 800.000 Geschäftsinhaberinnen gibt – mit steigender Zahl. Bis 2010 wird prognostiziert, dass eine Million Frauen ein Kleinunternehmen besitzen.

Um diese Dynamik zu unterstützen, gründete die in Halifax ansässige Nancy Thompson ein eigenes Medium – eine nationale Zeitschrift für Frauen in der Geschäftswelt. Das„Progressive Choices: Women in Business“-Magazin bringt Geschichten über kanadische Frauen, die trotz schwieriger Jobs in der Geschäftswelt Erfolg haben.

Das Frauenbild wandelt sich – die ältere Generation als Vorreiter

„Vor zehn oder 15 Jahren wurde von Frauen erwartet, im Haus zu bleiben und sich um Kinder und Haushalt zu kümmern“, sagt Thompson. „Wir ermutigen unsere jüngere Generation, alles zu sein, was sie jetzt sein können; Sie sehen, wie mehr und mehr jüngere Leute den Weg zur Selbstständigkeit beschreiten.“

Aber die am schnellsten wachsende Gruppe von Frauen in der Geschäftswelt sind jene, die 55 und älter sind. Laut einem umfassenden CIBC-Bericht liegt sie mit einer jährlichen Wachstumsrate von etwa 4,0 Prozent seit 1989 doppelt so hoch wie die von Männern derselben Altersgruppe. Diese Seniorunternehmerinnen und -unternehmer sind die treibenden Kräfte des Kleinunternehmenswachstums in Kanada.

„Die reiferen Frauen zwischen 45-50 Jahren haben ein Alter, wo sie mehr Vertrauen haben. Sie merken, dass es für sie dort draußen mehr Möglichkeiten gibt, so dass sie mehr Möglichkeiten zur Selbständigkeit erkunden“, sagt Thompson. Viele Frauen, die nach der Mutterschaft wieder arbeiten wollen, haben oftmals nicht die notwendigen Fähigkeiten oder das Bildungsniveau, zur Berufstätigkeit zurückzukehren, so Thompson. Also suchen sie nach Gelegenheiten, wo sie auf ihr natürliches Talent zurückgreifen können, oder sie besinnen sich auf ihre Hobbys wie Malen, Fotografie, Schmuck oder Kochen, um ein Geschäft aufzubauen.

Alles verloren – und doch wieder erfolgreich

Bevor sie mit Choices begann, führte Thompson eine erfolgreiche Import-/Exportgesellschaft. Aber dieses Geschäft wurde bei einem Brand zerstört, und als Folge unzulänglichen Versicherungsschutzes musste sie den Bankrott erklären. Mit einem 9-jährigen Sohn und ohne Einkommen hatte sie keine andere Wahl, als Sozialhilfe zu beantragen.

Während sie auf Sozialhilfe angewiesen war, machte Thompson ihren Ausflug in die harte Arena des unabhängigen Zeitschriftenverlagswesens. Im Jahr 2000 gestartet, hat „Choices“ jetzt eine landesweite Auflage von 30.000. Der Leserinnenkreis erstreckt sich von Frauen in den 30ern, 40ern und 50ern, die ihre eigenen Geschäfte führen, bis zu Universitätsstudierenden, die Orientierung und Inspiration suchen. „Vertrauen haben, und Sie können alles möglich machen“, sagt Thompson.

Eine allgemein falsche Vorstellung ist, dass fraueneigene Geschäfte in erster Linie Produkte und Dienste für Frauen erbringen. In der Tat richten sich dem CIBC-Bericht zufolge nur 22 Prozent der fraueneigenen Unternehmer an eine weibliche Kundschaft.

„Selbstständigkeit ist lohnend, selbstbestätigend und kreativ“, sagt die in Toronto beheimatete Diane Strong, die fair gehandelte Produkte importiert und damit Frauen und ihren Familien in Kambodscha hilft. Sie ist Mitglied und verkauft gemeinsam mit „Faces of Fair Trade“, einem Netzwerk einzelner Unternehmen, die alle fair gehandelte Handwerke aus Entwicklungsländern kaufen, ihre Produkte. Weil sie „die Isolierung, die die Selbstständigkeit oft mit sich bringt“ vermeiden wollte, ist Strong Teil einer Unterstützung bietenden Gruppe von gleichgesinnten Unternehmerinnen. Sie genießt die flexiblen Arbeitszeiten, aber hauptsächlich ermöglicht ihr das eigene Unternehmen, ihr Ziel von fairer Bezahlung für die produzierte Arbeit zu verwirklichen.

Ideale verwirklichen

„Ich bin im sozialen Bereich tätig gewesen und half viele Jahre lang Frauen, eine Arbeit zu finden oder ein Kleinunternehmen aufzubauen. Jetzt helfe ich Frauen, die Kleinunternehmen in Kambodscha führen, und führe auch mein eigenes Kleinunternehmen in Kanada – das ist ein Situation, von der alle Beteiligten profitieren“, sagt Strong.

89 Prozent der von CIBC befragten weiblichen Unternehmer sagten, dass sie nicht anders als ihre männlichen Pendants behandelt werden wollen. Jedoch berichteten 41 Prozent der weiblichen Kleinunternehmenseigentümer, weniger ernst genommen zu werden als männliche Unternehmer.

Mehr als 70 Prozent der kanadischen Frauen, die ein Geschäft führen, sind verheiratet, und fast jede dritte von ihnen hat Kinder unter 12 Jahren, besagt der Bericht. Eine von fünf selbstständigen Frauen ist Immigrantin. British Columbia, Alberta und Ontario haben die höchsten Wachstumsraten in Bezug auf fraueneigene Geschäfte.

Unternehmensaufbau noch während der Ausbildung

Jedoch schätzt der Bericht, dass mehr als 60 Prozent der selbstständigen Frauen als „lifestylers“ beschrieben werden können – Geschäftseigentümerinnen und -eigentümer, die nicht aktiv darum bemüht sind, zu expandieren, sondern stattdessen die Selbstständigkeit als einen Weg wählen, Arbeit und Familie auszubalancieren.

Fast eine von vier Geschäftsfrauen hat eine universitäre Ausbildung. Laut Thompson gibt es mehr junge Frauen, die, noch während sie an der Universität sind, ihr eigenes Geschäft aufbauen. „Ich schreibe viele Geschichten über Frauen, die an der Universität sind und die gleichzeitig ihr eigenes Geschäft verwirklichen“, so Thompson. Die 21 Jahre alte Lhisha Bennett passt in diese Kategorie. Während des Semesters studiert sie Biochemie an der Queens-Universität und betreibt ihr eigenes Unternehmen in den Sommermonaten. Sie bietet Kanu-Ausflüge und außerdem mehrtägige Ausflüge nach Ontario‘s Haliburton Highlands Water Trails. Sie gibt auch Kanu-Unterricht und Überlebenstrainings in den Haliburton Highlands.

Bennett wurde von ihrer Mutter inspiriert, die im Bereich Bauwesen und Immobilien arbeitet, ihr eigenes Geschäft aufzubauen. Jetzt hilft sie Frauen, den Stress hinter sich zu lassen, indem sie sie zu entspannten Kanu-Ausflügen mitnimmt.

„Benutze Dein Herz und Deinen Kopf“

„Ich kann mir einfach keinen besseren Sommer-Job vorstellen, als mein eigenes Geschäft zu haben und Kanu-Trips anzubieten – es gibt einfach nichts Besseres“, sagt Bennett, die glaubt, dass Frauen endlich ihre eigene Macht entdecken.

Thompsons Rat an Frauen, die ein eigenes Unternehmen aufbauen wollen, lautet: „Man muss das, was man tun möchte, mit Leidenschaft tun. Benutze Dein Herz und Deinen Kopf, umgib Dich mit Menschen, die Dich emotional unterstützen und glaube an dich selbst.“

Obgleich sich die Anzahl von jungen Unternehmerinnen in Berufen wie die oben genannten jährlich um eindrucksvolle 7,2 Prozent erhöht, glaubt Thompson, dass viele selbstständige Frauen ihren Erfolg nicht nach der Höhe ihres Einkommens beurteilen. 95 Prozent der Existenzgründer, die sie für „Choices“ interviewt hat, sagten, dass es ihnen „nicht um Profit“ geht. „Es geht darum, was es für ihre Familie bewirkt, und was es ihnen persönlich gibt. Viele sprechen darüber, glücklich zu sein mit dem, was sie tun und mit dem Einfluss auf ihr tägliches Leben.“



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