Überraschendes Geständnis von Gil Ofarim: „Antisemitismusvorwürfe erfunden“

Gil Ofarim hat gelogen. Seine Antisemitismusvorwürfe gegen den Mitarbeiter eines Leipziger Hotels waren erfunden. Das gibt der jüdische Musiker überraschend bei dem Verleumdungsprozess gegen ihn zu – und wendet so ein Urteil gegen sich ab. Vor Gericht entschuldigt er sich bei den Betroffenen. Das Verfahren wurde vorläufig eingestellt, verbunden mit einer Geldstrafe.
Gil Ofarim betritt mit einem seiner Anwälte den Saal des Landgerichts in Leipzig. In seinem Prozess wegen Verleumdung und falscher Verdächtigung hat er überraschend ein Geständnis abgelegt. Der jüdische Musiker  hatte in einem Video Antisemitismus-Vorwürfe gegen ein Leipziger Hotel erhoben.
Der deutsche Rockmusiker Gil Ofarim vor dem Landgericht in LeipzigFoto: Hendrik Schmidt/dpa
Von 29. November 2023

Im Oktober 2021 erhob Gil Ofarim in einem Video auf Instagram Vorwürfe des Antisemitismus gegen ein Leipziger Hotel. Er behauptete, dass ein Hotelmitarbeiter ihn aufgefordert habe, seine Kette mit einem Davidstern abzunehmen, bevor er einchecken könne. Nach umfangreichen Ermittlungen stellte die Staatsanwaltschaft Leipzig fest, dass sich der Vorfall anders zugetragen hatte als von Ofarim geschildert.

Jetzt nahm der Prozess gegen den 41-jährigen Musiker eine überraschende Wende. Nachdem er zwei Jahre den Antisemitismusvorwurf aufrechterhalten und noch zu Prozessbeginn vor dem Leipziger Landgericht Anfang November darauf bestanden hatte, antisemitisch von Hotelpersonal beleidigt worden zu sein, gab der Münchner Musiker jetzt zu, dass seine Anschuldigungen nicht der Wahrheit entsprachen. Zu dem von Ofarims Behauptungen betroffenen Hotelmitarbeiter, der auch als Nebenkläger in dem Prozess auftrat, sagte er: „Ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen.“

Vom Davidstern-Prozess zum Davidstern-Desaster

Der Mitarbeiter berichtete in dem Prozess davon, dass Ofarims falsche Vorwürfe eklatante Auswirkungen auf sein Leben hatten, einschließlich einer Morddrohung und psychotherapeutischer Behandlung. Der Hotelmitarbeiter nahm nun vor Gericht die Entschuldigung Ofarims an. Er sei froh, dass nun „die Wahrheit ans Licht gebracht werden konnte“, und sprach vom „Ende einer Odyssee“.

Das Instagram-Video, in welchem Ofarim die Antisemitismusvorwürfe erhob, war anschließend viral gegangen. Und später erstattete der Musiker Anzeige – aber auch der beschuldigte Hotelmitarbeiter wehrte sich und zeigte seinerseits Ofarim wegen Verleumdung an.

Prozess vorzeitig beendet

Mit der Annahme von Ofarims Geständnis und Entschuldigung wurde auch das Verfahren gegen den Sänger vorläufig eingestellt, bevor es zu einem Urteil kam. Eigentlich sollte der Prozess noch bis zum 7. Dezember gehen, zehn Verhandlungstage waren angesetzt. Der Musiker muss jetzt eine Geldstrafe von 10.000 € zahlen. Das Geld soll an Leipzigs Jüdische Gemeinde gehen und an den Trägerverein des Hauses der Wannseekonferenz. Nach Eingang der Summe innerhalb eines halben Jahres wird das Verfahren endgültig eingestellt. Außerdem wurde ein Schmerzensgeld für den betroffenen Hotelmitarbeiter vereinbart.

Der Richter sagte laut „Bild“ dazu: „Es liegt jetzt ein angenommener Vergleich über Schmerzensgeldansprüche des Herrn W. gegen Herrn Ofarim vor. Wir lesen ihn nicht vor, aber er wird vollstreckt.“

Auch welche Ansprüche das beschuldigte Hotel stellen kann und vor allem, wer die Prozesskosten zu tragen hat, ist bislang noch unklar und wird nach Ablauf der sechs Monate entschieden.

Ofarim formal „nicht schuldig“

Da das Verfahren mit der Geldauflage vorläufig eingestellt wurde und der Prozess nicht mit einem Urteil endete, bedeutet das für Gil Ofarim, der das Video längst vom Netz genommen hat, dass er im juristischen Sinne nicht schuldig ist.

Diese Wende im Verfahren gegen den Musiker durch das Zugeben seiner Lüge wird vielfach in den Medien kommentiert: „Nordbayerischer Kurier“ (Bayreuth) kommentiert unter der Überschrift „Lüge für den Karriereschub“: „Das Hotel und dessen Angestellter, die heftig attackiert worden waren, können sich nun rehabilitiert fühlen. Für die jüdische Gemeinschaft in Deutschland sind die Geltungssucht und die falsche Verdächtigung durch Gil Ofarim schrecklich.“

Die „Mitteldeutsche Zeitung“ (Halle) schreibt in einem Kommentar unter der Überschrift „Fatale Verleumdung“: „Beschädigt hat der Sänger auch den Kampf gegen Antisemitismus an sich. […] Was auch immer Gil Ofarim angetrieben haben mag: Nichts, aber auch gar nichts rechtfertigt seine Lüge.“

„Gil Ofarim hat den Menschen seines Glaubens einen üblen Dienst erwiesen“, schreibt die „Stuttgarter Zeitung“ und weiter: „Ofarim wurde zum Täter, indem er sich als Opfer stilisierte – und schadet damit allen, die wirklich schon zum Opfer antisemitischer Diskriminierung geworden sind.“

Zentralrat der Juden: „Es ist richtig, […] die Antisemitismuserfahrung zunächst nicht infrage zu stellen.“

Auch der Zentralrat der Juden nahm Stellung und vermeldete kurz nach Prozessende auf X: „Nun hat er gestanden, dass er gelogen hat. Damit hat Gil Ofarim all denen, die tatsächlich von Antisemitismus betroffen sind, großen Schaden zugefügt. Neben der Öffentlichkeit hat er auch die jüdische Gemeinschaft belogen.“

Und weiter: „Es ist richtig, bei einem Antisemitismusvorwurf auf der Seite des Betroffenen zu stehen, ihm beizustehen und die Antisemitismuserfahrung zunächst nicht infrage zu stellen.“
Umgekehrt dürfe ein solcher Vorwurf niemals grundlos erhoben werden. Und das sei hier leider passiert.

„Wir verurteilen das Verhalten von Gil Ofarim. Er muss in jeder Hinsicht die Konsequenzen für seine Lüge tragen.“

 



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