Bisher erkannte Ablesefehler bei mRNA-Impfstoffen erst der Anfang

Eine neue Studie zeigt, dass genbasierte Impfstoffe gegen COVID-19 die Bildung unerwünschter Proteine hervorrufen können. Allerdings könnten die identifizierten Ablesefehler nur die Spitze des Eisbergs sein.
Laut neuen Studienerkenntnissen kommt es zu Ablesefehler der mRNA in COVID-19-Impfstoffen.
Laut neuen Studienerkenntnissen kommt es zu Ablesefehlern der mRNA in COVID-19-Impfstoffen.Foto: iStock
Von 16. Dezember 2023

Seit fast drei Jahren werden mRNA-basierte „Impfstoffe“ gegen COVID-19 weltweit eingesetzt. Dabei wurde erstmals ein vollkommen neues Konzept für eine Impfung genutzt. Nachdem die Bauanleitung für eine virale Komponente, das Spike-Protein von SARS-CoV-2, in den menschlichen Organismus eingeschleust wird, stellen die Zellen des Geimpften selbst diese Proteine her, die eine erwünschte Immunreaktion hervorrufen sollen.

Dieses neue Verfahren der Firmen BioNTech/Pfizer und Moderna wurde von Zulassungsbehörden weltweit als ausreichend erforscht und sicher eingestuft und hat nach einer bedingten Zulassung inzwischen eine reguläre Zulassung erhalten. Allein in der EU wurden bisher mehr als 900 Millionen Dosen mRNA-Impfstoffe verimpft.

Ablesefehler führen zu fehlerhafter Produktion in Körperzellen von Geimpften

Am 6. Dezember erschien im angesehenen Fachmagazin „Nature“, wie Epoch Times berichtete, ein Artikel mit Sprengkraft: Forscher der University of Cambridge beschreiben darin, dass die mRNA-Impfstoffe gegen SARS-CoV-2 unerwartete Effekte verursachen. Die Autoren erklären, dass die Verwendung synthetischer Bausteine in der Impfstoff-mRNA dazu geführt habe, dass geimpfte Personen zum Teil fehlerhafte Proteine bilden, die unerwartete Immunreaktionen auslösen können.

Natürlich vorkommende mRNA setzt sich aus einer spezifischen Abfolge von vier verschiedenen Nukleotiden zusammen. Die Abfolge dieser Bausteine diktiert dabei den Aufbau neuer Proteine, die in der Zelle synthetisiert werden. Jeweils drei dieser Bausteine sind dabei für den Einbau einer neuen Aminosäure in das herzustellende Protein verantwortlich. Bestimmte Zellorganelle, sogenannte Ribosomen, lesen diese Baustein-Triplets ab, um die entsprechenden Proteine herzustellen.

Modifizierung der RNA Ursache der Ablesefehler?

Für die modifizierte RNA der COVID-19-Impfstoffe haben die Hersteller die Base namens Uracil durch eine synthetische Variante mit der komplizierten Bezeichnung N1-Methylpseudouracil ersetzt. Dadurch wurde die Abwehrreaktion der Zellen gegen fremde DNA umgangen und die Stabilität von mRNA-basierten „Impfstoffen“ erhöht.

Der Einsatz von modifizierter mRNA hatte letztlich den Durchbruch von mRNA-Impfstoffen ermöglicht und den Wissenschaftlern Drew Weissmann und Katalin Karikó den diesjährigen Nobelpreis eingebracht, wie Epoch Times berichtete.

Das Wissenschaftlerteam um die Biochemikerin Anne Willis und den Immunologen James Thaventhiran von der University of Cambridge konnte nun zeigen, dass nach einer Impfung mit Pfizers Comirnaty-Präparaten nicht nur die gewünschten Spike-Proteine, sondern auch fehlerhafte Proteine oder Proteinfragmente gebildet werden.

Ursache dafür sei offenbar, dass die Ribosomen die Bausteine der Impfstoff-mRNA nicht immer korrekt abgelesen haben. Durch Verwendung der modifizierten RNA-Bausteine kommt es zu Sprüngen der Ribosomen auf der mRNA. Nach einem solchen Ablesefehler, einem auch als Frame-Shifting bezeichneten „Verrutschen“ im Leseraster, werden nicht mehr die korrekten Spike-Proteine gebildet, sondern fehlerhafte Proteine oder Proteinfragmente.

„Enormes Schadenspotential durch fehlgeleitete Immunität“

Ob diese Ablesefehler ein bisher übersehenes Risiko darstellen, scheint gegenwärtig umstritten. Allerdings konnten die Forscher durch Untersuchungen an Mäusen und an geimpften Menschen belegen, dass die durch mRNA-Impfstoffe gebildeten falschen Proteine eine unerwünschte Immunantwort hervorrufen. Bei der Untersuchung von Blutproben stellten sie fest, dass mehr als ein Drittel der Personen, die Comirnaty von BioNTech erhalten hatten, fehlgeleitete Immunreaktionen ausbildeten.

Einer der Leiter der Studie, der Immunologe Thaventhiran erklärte, ein Sicherheitsproblem für künftige mRNA-Medikamente bestehe darin, dass eine fehlgeleitete Immunität ein enormes Schadenspotenzial berge. Deshalb sei ein Ziel ihrer Arbeit, die mRNA-Sequenzen des Impfstoffs so zu verändern, dass fehleranfällige Abschnitte korrigiert werden.

In einer Presseerklärung zu ihrer Veröffentlichung heißt es, die Forscher gestalteten zukünftige mRNA-Therapeutika neu, um potenziell schädliche Immunreaktionen zu verhindern. Biochemikerin Willis erklärt, sie hätten jetzt nicht nur ein Problem identifiziert, sondern auch eine Lösung geliefert, um künftige Sicherheitsprobleme bei mRNA-Impfstoffen zu vermeiden.

Allerdings drängt sich die Frage auf, ob die neuen Erkenntnisse dann nicht auch Sicherheitsprobleme für bereits eingesetzte Impfstoffe aufzeigen. Immerhin haben in den letzten drei Jahren Milliarden Menschen die mRNA-Impfstoffe erhalten, bei denen nun genau die Probleme gefunden wurden, die zu einer fehlgeleiteten Immunität führen könnten.

Forscher geben überraschend schnell Entwarnung

Die rasche Reaktion vieler Zeitungen und Onlineportale auf die Erkenntnisse aus Cambridge ist bemerkenswert: Am selben Tag, an dem die Studie von „Nature“ veröffentlicht wurde, erklärten bereits Dutzende Artikel in verschiedenen Medien, warum die unvorhergesehenen Erkenntnisse aus Cambridge und die Ablesefehler der mRNA überhaupt kein Sicherheitsproblem darstellen würden.

Einige Forscher versichern dabei den Lesern bereits kurz nach der Veröffentlichung der Cambridge-Studie, dass es keinen Grund zur Sorge gebe. So erklärt zum Beispiel der Mediziner Julian Schulze zur Wiesch vom Universitätsklinikum in Hamburg in einer Stellungnahme, der beschriebene Effekt sei nicht gefährlich. Auch Biochemikerin Marina Rodnina vom Max-Planck-Institut in Göttingen sieht laut eigener Aussage keine Anhaltspunkte dafür, dass Ablesefehler und fehlerhafte Proteine mit unerwünschten Wirkungen in Verbindung gebracht werden könnten.

Die „Welt“ zitiert in ihrem Artikel den Epidemiologen Klaus Stöhr mit den Worten „Hier gibt es kein akutes Problem“, während der Immunologe Andreas Radbruch sogar glaubt, die beobachteten Immunreaktionen würden die Effizienz der Impfstoffe erhöhen.

Dass die unerwarteten Befunde der US-amerikanischen Wissenschaftler innerhalb weniger Stunden nach ihrer Veröffentlichung von Fachleuten bereits als „harmlos“ eingeordnet werden, mag erstaunen. Fehlende Anhaltspunkte für eine Verbindung zu Nebenwirkungen der Impfstoffe können kaum ein Grund zur Beruhigung sein, denn bislang hatte niemand Kenntnisse von den fehlerhaften Proteinen und dementsprechend gibt es bislang auch keine Untersuchung möglicher Konsequenzen.

Um einen Zusammenhang zwischen der jetzt aufgedeckten defekten Proteinsynthese und dem Auftreten von Impfnebenwirkungen ausschließen zu können, müssten zunächst die Immunreaktionen von betroffenen Patienten untersucht werden. Erst wenn eine Korrelation zwischen Post-Vac-Symptomen und fehlgeleiteten Immunreaktionen ausgeschlossen werden kann, gäbe es tatsächlich Grund zur Entwarnung.

Frühe Warnungen wurden ignoriert

Vor möglichen Folgen einer modifizierten Impfstoff-mRNA wurde in der Tat schon früher gewarnt: Der US-amerikanische Molekularbiologe Kevin McKernan, der auch die DNA-Verunreinigungen in mRNA-Impfstoffen aufgedeckt hatte, und der Mediziner Peter A. McCullough wiesen bereits früh darauf hin, dass die Verwendung von Pseudouridin in der Impfstoff-RNA zu Ablesefehlern führen könnte.

Auch Nobelpreisträgerin Katalin Karikó wusste, dass ribosomales Frame-Shifting ein Problem der Impfstoff mRNA-Produktion darstellen könnte. Schon 2014 vermutete sie in einer ebenfalls in „Nature“ veröffentlichten Studie, dass durch falsche Ableseraster nicht nur fehlerhafte Proteinfragmente entstehen könnten, die das Immunsystem aktivieren, sondern dass die modifizierten mRNA-Impfstoffe auch verkürzte oder verlängerte Proteinfragmente produzieren könnten.

Erkenntnisse der aktuellen Studie nur Spitze des Eisbergs?

Die jetzt veröffentlichten Erkenntnisse aus Cambridge bestätigen solche Befürchtungen, könnten aber nur die Spitze des Eisbergs sein. In ihrer Arbeit haben die Wissenschaftler nämlich nur Immunreaktionen auf solche Proteinfragmente untersucht, die durch einen einzelnen Sprung im Ableseraster gebildet wurden.

Tatsächlich sind für die Herstellung der mRNA-Impfstoffe Hunderte Bausteine in dieser Weise modifiziert worden. Dadurch besteht die Gefahr, dass es zu mehrfachen Sprüngen im Ableseraster, und in der Folge zur Bildung von fehlerhaften Proteinen kommen könnte. Die von den Forschern aus Cambridge gewählten Methoden waren jedoch nicht darauf ausgelegt, derartige Ablesefehler ebenfalls zu identifizieren.

Um dieses potenzielle Risiko zu untersuchen und das volle Ausmaß der Proteinfehlbildungen zu verstehen, sind weitere und umfassendere Studien notwendig.

Gesundheitsrisiken durch mRNA-Impfstoffe müssen neu überprüft werden

Entgegen der Entwarnungen von einem Teil der Fachgemeinschaft ist eine mehr oder weniger zufällige Produktion von fehlerhaften Proteinfragmenten in der Zelle mit erheblichen Risiken verbunden. Zum einen könnten die falschen Proteine selbst natürliche Abläufe in den Zellen beeinträchtigen. Dabei kann es zu unerwünschten Wechselwirkungen zwischen fehlerhaften und korrekt gebildeten Proteinen kommen, deren Auswirkungen nur schwer vorhersehbar sind.

Zum anderen könnten fehlgeleitete Immunantworten die Gesundheit von geimpften Personen gefährden. Sollten die fehlerhaften Impfstoffproteine strukturelle Ähnlichkeit mit körpereigenen Proteinen aufweisen, könnte das in der Folge sogar zur Ausbildung von Autoimmunerkrankungen führen.

Nach den Ergebnissen der neuen Studie aus Cambridge wurden bei mehr als einem Drittel der mit mRNA-Impfstoffen von BioNTech geimpften Personen fehlgeleitete Immunreaktionen nachgewiesen. Allerdings stützen sich diese Erkenntnisse nur auf einfache Leserasterverschiebungen. Berücksichtigt man andere wahrscheinlich auftretende Leserasterverschiebungen, die von den Wissenschaftlern nicht erfasst wurden, ist von einem noch höheren Anteil auszugehen.

Vor diesem Hintergrund erscheint es dringend geboten, mögliche gesundheitliche Risiken der nun entdeckten Effekte aufzuklären. Dabei ist auch zu fragen, warum die Problematik nicht früher von Herstellern und Zulassungsbehörden thematisiert wurde und welche Schritte nun unternommen werden, um möglicherweise vermeidbare Gesundheitsschäden zu verhindern.



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