Übelkeit in der Schwangerschaft: Forscher finden Ursache und bieten Lösung

Eine englische Studie deckt auf, wieso viele Frauen während der Schwangerschaft unter Übelkeit und Erbrechen leiden – und warum einige Frauen so stark betroffen sind, dass sie im Krankenhaus behandelt werden müssen.
Forscher entdecken Ursache für Übelkeit in der Schwangerschaft
Sieben von zehn Frauen sind während ihrer Schwangerschaft von Übelkeit betroffen.Foto: iStock
Von 27. Dezember 2023

Im letzten Jahr erblickten laut einer Statistik über 700.000 Babys das Licht der Welt. Bis dorthin war es für einige der Frauen mitunter nicht immer leicht, vor allem wenn sie Übelkeit und Erbrechen in der Schwangerschaft plagten.

Jetzt haben englische Wissenschaftler den Übeltäter dafür gefunden: das vom Fötus produzierte Hormon mit der Bezeichnung „GDF15“. Wie krank sich die Mutter fühlt, hängt davon ab, wie viel der Fötus davon produziert und wie stark die Mutter diesem Hormon ausgesetzt war, bevor sie schwanger wurde.

Diese Entdeckung könnte gleichzeitig die Möglichkeit bringen, Schwangerschaftsübelkeit zu verhindern. So könnten sich Mütter vor der Schwangerschaft gezielt dem GDF15 aussetzen, um ihre Widerstandsfähigkeit zu stärken.

70 Prozent der Schwangeren betroffen

Bis zu sieben von zehn Schwangerschaften sind von Übelkeit und Erbrechen betroffen. Bei einigen Frauen – schätzungsweise einer bis drei von 100 Schwangerschaften – kann diese Übelkeit schwerwiegend sein und sogar das Leben des Fötus und der Mutter bedrohen.

In diesen Fällen müssen die Schwangeren im Krankenhaus behandelt werden, wo sie eine intravenöse Flüssigkeitszufuhr erhalten, damit eine gefährliche Dehydrierung verhindert werden kann. Die sogenannte Hyperemesis gravidarum ist die häufigste Ursache für die Krankenhauseinweisung bei Frauen in den ersten drei Monaten ihrer Schwangerschaft.

Derzeit gibt es einige Therapien zur Behandlung der Übelkeit, die zumindest teilweise wirksam sind. Allerdings führen Unkenntnis über die Krankheit und Angst vor der Einnahme von Medikamenten in der Schwangerschaft dazu, dass viele betroffene Frauen unzureichend behandelt werden.

Außerdem war bis vor Kurzem noch die Ursache der Schwangerschaftsübelkeit nicht vollständig geklärt. Bereits früher deuteten einige Studien darauf hin, dass die Übelkeit mit der Produktion von GDF15 zusammenhängen könnte. Demnach gelangten die in der Plazenta gebildeten Hormone zunächst in den Blutkreislauf und dann zum Gehirn der Mutter, wo es schließlich Unwohlsein und Erbrechen auslöst.

Genetische Veranlagung

Auch außerhalb der Schwangerschaft bildet der Körper das Hormon GDF15 in geringen Mengen in allen Geweben. Wie empfindlich die Mutter während der Schwangerschaft darauf reagiert, hängt von der Vorbelastung vor der Schwangerschaft ab. So besitzen Frauen mit normal niedrigen GDF15-Spiegeln im Blut ein höheres Risiko, während der Schwangerschaft schwere Übelkeit und Erbrechen zu entwickeln.

Zudem scheinen Frauen mit einer seltenen genetischen Variante, die mit sehr niedrigen GDF15-Werten in Blut und Gewebe einhergeht, ein wesentlich höheres Risiko für Hyperemesis gravidarum zu haben. Leiden Frauen dagegen an der vererbbaren Blutkrankheit Beta-Thalassämie, besitzen diese von Natur aus einen sehr hohen GDF15-Spiegel, was mit leichter oder gar keiner Übelkeit einhergeht.

„Die meisten Frauen, die schwanger werden, leiden irgendwann unter Übelkeit und Brechreiz. Das ist zwar nicht angenehm, aber für manche Frauen kann es noch viel schlimmer kommen – sie werden so krank, dass sie behandelt werden müssen oder gar ins Krankenhaus kommen. Jetzt wissen wir warum“, sagt Professor Stephen O’Rahilly von der Universität Cambridge.

„Das Baby, das im Mutterleib heranwächst, produziert ein Hormon, an das die Mutter nicht gewöhnt ist. Je empfindlicher sie darauf reagiert, desto kränker wird sie. Unser neu erlangtes Wissen gibt uns einen Anhaltspunkt dafür, wie wir dies in Zukunft verhindern können“, so O’Rahilly.

Die Studie erschien am 13. Dezember 2023 im Fachblatt „Nature“.



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