Unterschätztes Risiko? – Uni Hohenheim: Gesunde Ernährung bei COVID-19-Risiko besonders wichtig

Forscher der Universität Hohenheim warnen vor der Unterschätzung von Fehl- und Mangelernährung im Zusammenhang mit einer COVID-19-Erkrankung. Dabei könnten sich nicht nur für ältere Menschen und solche mit Vorerkrankungen Risiken ergeben, sondern auch bei Kindern mit ungesunder Ernährung.
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Symbolbild.Foto: istockphoto/Andres Victorero
Epoch Times1. Mai 2020

Die Universität Hohenheim in Stuttgart weist in einer Pressemitteilung auf einen möglicherweise bisher wenig beachteten Umstand im Zusammenhang mit einer COVID-19-Erkrankung hin. Demnach seien Personen, die „aufgrund von Alter und Vorerkrankungen zu falscher und mangelhafter Ernährung neigen – oder diese während der Intensivbehandlung entwickeln oder verstärken“ besonders gefährdet, so die Forscher.

Der Ernährungsmediziner Prof. Dr. med. Stephan C. Bischoff weist darauf hin, dass zu diesem Personenkreis auch Kinder gehören können. Er rät den Ärzten deshalb, auch den Ernährungszustand eines Patienten im Blick zu behalten und den gefährdeten Personen, sich einer präventiven Untersuchung zu unterziehen.

„Ein guter Ernährungszustand der Patienten reduziert deutlich die Wahrscheinlichkeit, einen schweren Verlauf der Erkrankung durchzumachen, bleibende Folgeschäden zu entwickeln oder gar zu versterben,“ sagt Prof. Dr. med. Stephan C. Bischoff, Ernährungsmediziner, Uni Hohenheim.

Das Virus befalle zwar hauptsächlich die Atemwege, doch die Erkrankung könne auch mit Übelkeit, Erbrechen und Durchfall einhergehen, so Bischoff. Dadurch werde dann die Nahrungsaufnahme und -verwertung zusätzlich beeinträchtigt. Skelettmuskulatur werde verstärkt abgebaut und es könne zu zusätzlichen Krankheiten oder sogar einer Behinderung führen.

Auf die Ernährung achten

Laut dem Ernährungsspezialisten seien Fehl- und Mangelernährung sowie Übergewicht in unserer Gesellschaft auch bei Kindern ein durchaus präsentes Phänomen. „Mit diesen Vorbelastungen steigt das Risiko für eine virale Lungenentzündung und einen lebensbedrohlichen Infektionsverlauf.“

Deshalb sollten „Prävention, Diagnose und Behandlung von Unter- und Fehlernährung“ ein fester Bestandteil der COVID-19-Behandlung sein – routinemäßig, rät Prof. Bischoff.

Hohe Vitamindosen keine Infektionsabwehr

Gefährdete Personen sollten deshalb bereits im Vorfeld auf ihre Ernährung achten und sich gegebenenfalls von erfahrenen Ernährungsberatern oder Ernährungsmedizinern beraten lassen. So könne eine eventuell benötigte Ernährungsergänzung mit Vitaminen und Mineralstoffen für eine optimale Infektionsabwehr erreicht werden.

Der Experte weist aber darauf hin, dass es bisher keinen Beweis dafür gebe, dass bei „gut ernährten, gesunden Personen“ die routinemäßige Verwendung von Mikronährstoffen in hohen Dosen eine COVID-19-Infektion verhindern könne oder sich der Krankheitsverlauf verbessern ließe.

Fit bleiben in Quarantäne

Sollte man wegen des Verdachts auf COVID-19 unter Quarantäne gestellt werden, ist es besonders wichtig, sich regelmäßig körperlich zu betätigen. „Die 14-tägige Quarantäne zu Hause fördert jedoch eine sitzende oder liegende Lebensweise, z. B. vor dem Fernseher oder dem Computer. In der Folge nehmen die regelmäßige körperliche Aktivität und damit der Energieverbrauch ab,“ so Prof. Bischoff.

Dies könne zu einer Verschlechterung chronischer Erkrankungen, Gewichtszunahme, dem Abbau von Skelettmuskulatur sowie einer reduzierten Immunantwort führen. Als Folge sieht der Mediziner ein erhöhtes Risiko der Erkrankung der Quarantäne-Person, auch ohne Infizierung mit dem Virus.

Der Wissenschaftler rät deshalb zu einfachen Kräftigungsübungen, Balancetraining und Dehnübungen, bzw. einer Kombination derselben.

Zehn praktische Empfehlungen

Im Rahmen einer Expertenempfehlung der Europäischen Gesellschaft für klinische Ernährung und Stoffwechsel (ESPEN) in Kooperation mit der WHO wurde ein Leitfaden mit zehn praktischen Empfehlungen herausgegeben. Prof. Bischoff gehört zu dem internationalen Autorenteam, welches sich mit dessen Erstellung beschäftigt hat.

In dem Leitfaden finden auch behandelnde Ärzte konkrete Behandlungsvorschläge. ESPEN gilt als weltgrößte Fachgesellschaft für Ernährungsmedizin und setzt sich für hohe ethische Standards in Praxis und Forschung ein. In ihr sind mehrere tausend medizinische Fachkräfte aus ganz Europa zusammengeschlossen.

Veröffentlicht wurde der Leitfaden in der Fachzeitschrift „Clinical Nutrition“. (sm)

[DOWNLOAD, pdf: ESPEN expert statements and practical guidance for nutritional management of individuals with SARS-CoV-2 infection“]



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