Amazon will weltweit 18.000 Stellen streichen

Der amerikanische Online-Riese Amazon plant den größten Arbeitsplatzabbau seiner jungen Geschichte: 18.000 Stellen sollen weltweit dem Sparzwang zum Opfer fallen. Unklar ist, wieviele Stellen in Deutschland betroffen sind.
Titelbild
Ein amazon-KartonFoto: über dts Nachrichtenagentur
Von 5. Januar 2023

Der Online-Versandhändler Amazon will weltweit noch mehr Stellen abbauen als bislang geplant: Rund 18.000 der insgesamt noch 1,5 Millionen Stellen sollen demnächst wegfallen. Das hat Vorstandschef Andy Jassy in einem internen Blog-Eintrag an die Beschäftigten bekannt gegeben.

Wie viele Stellen in Deutschland betroffen sein werden, steht noch nicht fest: „Wir beabsichtigen, ab dem 18. Januar 2023 mit betroffenen Mitarbeitern (oder gegebenenfalls in Europa mit Arbeitnehmervertretungen) zu kommunizieren“, kündigte Jassy an.

Stand 5. Januar 2023 bietet Amazon Deutschland 167 freie Stellen an, vor allem in den Sparten „Operations- & Logistikmanagement“ und für Tätigkeiten im Bereich des Gesundheitsschutzes.

Seit November auf Schrumpfkurs

Bereits Anfang November hatte der US-Konzern aus Seattle angekündigt, 10.000 Arbeitsplätze streichen zu wollen – und auch gleich mit dem Abbau begonnen. Nun stehen 8.000 weitere Arbeitsplätze in noch mehr Unternehmenssparten auf der Abschussliste.

Die aktuelle Zielmarke bedeutet einen Rückgang beim Gesamtpersonal von 1,2 Prozent und damit den größten Abbau in der Geschichte des im Jahr 1994 gegründeten Mischkonzerns. Auf seinem wirtschaftlichen Höhepunkt Ende 2021/Anfang 2022 hatte Amazon nach Informationen des Bundesamts für Statistik über 1,6 Millionen Menschen beschäftigt. Ob das Unternehmen seine Preise für bestimmte Dienste – etwa das Streamingportal „Amazon Prime Video“ – erhöhen werde, ließ der Konzern offen.

Sorgen bereitet hatten dem Unternehmen noch vor einigen Wochen vor allem die schlechten Umsatzzahlen von Echo-Smartlautsprechern und des Cloud-basierten Sprachassistenten „Alexa“, der akustische Befehle seiner Kunden umsetzen soll. Nach einem Artikel des „Bayerischen Rundfunks“ habe sich der Alexa-Dienst fünf Jahre nach seinem Start für Amazon inzwischen „zum Milliarden-Grab“ entwickelt. Auch der E-Book-Reader „Kindle“ habe bislang nicht die Erwartungen erfüllen können.

Jassy will Betroffenen helfen

„Amazon hat in der Vergangenheit ungewisse und unsichere Wirtschaftslagen durchgestanden und wird dies auch weiterhin tun“, beschwichtigte Amazon-Vorstand Jassy seine Belegschaft. Seine Abbaupläne waren noch vor der Bekanntmachung von einem Insider an das „Wall Street Journal“ geleitet worden.

Jassy versprach, sich für die Betroffenen einzusetzen. Es werde „Pakete mit Trennungsgeld, Krankenkassen-Übergangsleistungen und Unterstützung bei der externen Stellenvermittlung“ geben.

Tech-Branche schwächelt

Die Amazon-Pläne gelten als Bestätigung für das vorläufige Wachstumsende der Tech-Branche. Während der Online-Handel noch zu Beginn der Pandemiezeit einen wirtschaftlichen Aufschwung inklusive Personalaufstockung erlebt hatte, sitzt das Geld bei den Verbrauchern heute offensichtlich nicht mehr so locker: Steigende Leitzinsen, die damit korrespondierende Inflation und der allgemeine Wirtschaftsabschwung schlagen sich im Kaufverhalten der Verbraucher und in den Geschäftsbilanzen der Anbieter nieder.

Andere Online-Riesen haben ebenfalls mit den aktuellen Marktbedingungen zu kämpfen. Bei Meta, der Konzernmutter von Facebook und Instagram, wurden in den vergangenen Monaten ebenso massenhaft Arbeitsplätze abgebaut wie bei Twitter nach der Übernahme durch Elon Musk.

Auch bei Microsoft, Intel, Hewlett Packard, Cisco, Lyft und Uber wurden Stellen gestrichen. Und vor einem Tag kündigte der amerikanische Vertriebssoftware-Spezialist Salesforce an, zehn Prozent seiner knapp 80.000-köpfigen Belegschaft entlassen zu wollen. Co-Konzernchef Bret Taylor werde bereits Ende Januar seinen Stuhl räumen müssen, berichtet unter anderem die österreichische „Kronen Zeitung“.

Nach Informationen des „Bayerischen Rundfunks“ waren die Aktienkurse praktisch aller großen Tech-Konzerne im Laufe des Jahres 2022 stark gesunken.

Amazon in Deutschland

Am Standort Deutschland hatte Amazon nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins „Spiegel“ noch im April 2022 angekündigt, bis zum Jahresende 6.000 neue Jobs schaffen zu wollen. Insgesamt würden dann 36.000 Menschen hierzulande ihr Brot beim Versandhändler verdienen. In den Jahren 2010 bis 2020 habe der Konzern mehr als 36,5 Milliarden Euro zum Aufbau seiner inzwischen über 100 Standorte und 17 Logistikzentren investiert.

Zuletzt hatten Amazon-Beschäftigte nach MDR-Angaben Mitte Dezember 2022 in deutschen Versandzentren für einen seit Jahren verwehrten Tarifvertrag und gegen die psychische Belastung im Schichtdienst gestreikt. Die Gewerkschaft Ver.di bemängelte damals die „unsozialen Praktiken“ des Konzerns. Auch im Juli 2022 wurde an sieben Standorten die Arbeit niedergelegt. Die relativ niedrigen Löhne speziell für Lager- und Versandmitarbeiter stehen seit Jahren in der Kritik.

[Mit Informationen aus Agenturen]



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