China: KP ließ Außenminister Qin Gang verschwinden – Tipp aus Russland?

Sang- und klanglos ließ Chinas kommunistisches Regime seinen Außenminister Qin Gang nach nur wenigen Monaten aus dem Amt entfernen. Sein Vorgänger Wang Yi wurde zurückgeholt. Nun soll es erste Erkenntnisse über die Hintergründe geben.
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Möglicherweise durch eine gezielte Indiskretion aus dem Kreml zu Fall gekommen: Chinas Ex-Außenminister Qin Gang.Foto: Michele Tantussi/Getty Images
Von 29. Dezember 2023

Einem Mysterium, das in den vergangenen Wochen die Analysten beschäftigt hat, ist offenbar „Nikkei Asia“ auf die Spur gekommen. Es geht um die überraschende Ablösung des chinesischen Außenministers Qin Gang im Juli – nur wenige Monate nach seiner Bestellung durch die Kommunistische Partei Chinas (KPC) im Dezember 2022. Demnach sollen entscheidende Hinweise, die diesen in Ungnade fallen ließen, aus dem Kreml gekommen sein.

Für das Aus von Qin Gang war nicht nur die Affäre entscheidend

Bereits zuvor hatte es Gerüchte über eine außereheliche Affäre mit einer TV-Moderatorin und ein von einer Leihmutter ausgetragenes Kind in den USA gegeben. Vor seiner Berufung zum Minister war Qin dort Botschafter. Weitere Erklärungsansätze hatten ein mysteriöses Durchsickern sensibler Daten über chinesische Raketentruppen beinhaltet.

Qin Gang soll dabei Erkenntnisse über einen General zu spät weitergegeben haben. Dessen in den USA studierender Sohn stand im Verdacht, damit etwas zu tun zu haben. Auch Putschgerüchte gegen Machthaber Xi Jinping standen im Raum.

Tatsächlich soll der Kreml nur darauf gewartet haben, mit der Weitergabe von Informationen über Qin Gang in ein Wespennest zu stechen. Die Ratio dahinter soll jedoch kein Freundschaftsdienst für den vermeintlich engen Verbündeten gewesen sein. Vielmehr wollte Präsident Wladimir Putin der Gefahr entgegenwirken, dass die KP Chinas dem Kreml in den Rücken fallen könnte.

Putin sagte Xi langjährige Kampfbereitschaft zu

Anzeichen für einen möglichen Seitenwechsel hatte es mehrfach gegeben – und Qin Gang galt als Befürworter eines solchen. Im Mai des Jahres hatte der frühere chinesische Botschafter in der Russischen Föderation, Li Hui, eine Delegation in Kiew angeführt.

Wenig später gestattete das KP-Regime dem ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj den Überflug chinesischen Luftraums. Dieser reiste an zum G7-Gipfel in Japan. Dort verband er seine bekannten Anklagen gegen Russland mit einem weiteren Appell für Finanzmittel sowie mehr und schwerere Waffen.

China hatte sich bereits kurz zuvor als möglicher Vermittler für einen Waffenstillstand in der Ukraine ins Spiel gebracht. Präsident Putin hatte Machthaber Xi demgegenüber noch im März deutlich gemacht, dass Russland bereit wäre, „noch mindestens fünf Jahre“ in der Ukraine zu kämpfen.

Die Botschaft war, dass das KP-Regime sich selbst für seine Loyalität belohnen und etwaige politische Projekte vorantreiben könne – von „Belt and Road“ über die Sicherung russischer Energielieferungen bis hin zur Militarisierung von Inseln im Südchinesischen Meer. Der Westen wäre in der Ukraine gebunden und im Fall einer Eskalation mit Taiwan nicht in der Lage, einen Mehrfrontenkrieg zu führen.

Unmut über Umfang der russischen Militäroperation

Xi hingegen, so heißt es in der Analyse von „Nikkei Asia“, habe sich von Russland mit dem Ukraine-Krieg überrumpelt gefühlt. Der KP-Chef hatte seinem Gast Putin am Eröffnungstag der Olympischen Winterspiele in Peking, dem 4. Februar, eine „Partnerschaft ohne Grenzen“ in Aussicht gestellt.

Zum damaligen Zeitpunkt hatten US-Geheimdienstquellen längst vor einer bevorstehenden russischen Militäroperation gewarnt. Truppen waren bereits massiv zusammengezogen worden. Xi habe jedoch maximal damit gerechnet, dass Russland in die umkämpften, mehrheitlich russischsprachigen Territorien der Ostukraine einmarschieren würde. Mit dem türkischen Einmarsch im Norden Zyperns im Jahr 1974 hätte es ein historisches Beispiel gegeben.

Als Russland dann jedoch auch Angriffe auf die Hauptstadt Kiew flog, um zu testen, ob die prowestliche Führung sich halten könne, zeigte sich auch Peking kalt erwischt. Das Regime wirkte 20 Tage nach der Zusicherung der „Partnerschaft ohne Grenzen“, als habe es auch eine umfassende Invasion abgesegnet. Eine Woche später hatte China dann noch die Paralympics auszurichten.

Qin Gang wollte mit Pro-Ukraine-Schwenk den Westen in Sicherheit wiegen

Zudem hat der Ukraine-Krieg den Westen nicht von China abgelenkt. Vielmehr hielt man es dort fortan für äußerst wahrscheinlich, dass das KP-Regime den Krieg in Europa nutzen könnte, um selbst in Taiwan militärisch vollendete Tatsachen zu schaffen.

Entsprechend schärften vor allem die Amerikaner ihren strategischen Blick auf die Lage im Pazifik und sicherten ihren Verbündeten Rückendeckung zu. In Europa griffen Bestrebungen Platz, nach dem Bruch mit Russland auch eine ähnliche Situation mit China durchzuspielen. Sich zunehmend der Ukraine anzunähern, erschien Qin Gang offenbar als strategisch günstiger Zug, um den Westen in Sicherheit zu wiegen.

Mit den Enthüllungen über den Außenminister spielte der Kreml ein riskantes Spiel. Aber die engen privaten und beruflichen Verbindungen in die USA sowie die zeitliche Nähe zur Indiskretion rund um die Raketentruppen kamen Russland entgegen. Für Xi reichten diese Verdachtsmomente offenbar aus, um Qin Gang für ein mögliches Asset der Amerikaner zu halten.

Politisch war es zudem ein günstiger Zeitpunkt, da im zeitlichen Umfeld des offenbar unfreiwilligen Abtauchens Qins auch eine größere Säuberungsaktion anstand. Putin hat im Übrigen sein Ziel erreicht: Mit Wang Yi ist ein Außenminister zurück im Amt, der für den Kreml berechenbar ist. Und auch die Ambitionen der Führung, sich als Vermittler aufzudrängen, haben nachgelassen.



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