Iowa: Trump landet überzeugenden Sieg – DeSantis will sich als „Plan B“-Kandidat positionieren

Der Caucus in Iowa zu Beginn der Vorwahlen der Republikaner endete mit einem deutlichen Sieg für Donald Trump. Dem Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, gelang es, Ex-UN-Botschafterin Nikki Haley auf Distanz zu halten. Vivek Ramaswamy steigt aus – mahnt die Republikaner aber zu einem „Plan B“.
Der frühere US-Präsident und republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump nimmt an einer virtuellen Kundgebung in Iowa teil.
Der frühere US-Präsident und republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump nimmt an einer virtuellen Kundgebung in Iowa teil.Foto: Andrew Harnik/AP/dpa
Von 16. Januar 2024

Mit einem deutlichen Sieg des 45. US-Präsidenten Donald Trump endete am Dienstag, 16. Januar, der Caucus der Republikaner in Iowa. Bei diesem handelt es sich um die in diesem Bundesstaat etablierte Form von Vorwahlen. Traditionell stellt der Caucus den Auftakt zu diesen dar – immer wieder hat es dabei knappe Ergebnisse und Überraschungssieger gegeben. In nur wenigen Fällen gelang es diesen, am Ende als Kandidaten in die General Election zu gehen.

Trump nach Rekordergebnis vor Start-Ziel-Sieg

Diesmal blieben Überraschungen jedoch aus. Etwa 130.000 als Republikaner registrierte Wähler suchten bei extrem winterlichen Witterungsverhältnissen die Versammlungslokale auf und gaben ihre Stimmzettel ab.

Am Ende kam Donald Trump auf 56.260 abgegebene Stimmen, das entspricht 51 Prozent. Es war der mit Abstand höchste Stimmenanteil, den je ein republikanischer Vorwahlkandidat im Hawkeye State erzielt hatte. Das Ergebnis und der deutliche Vorsprung auf die Konkurrenz deutet darauf hin, dass Trump bezüglich der Nominierung vor einem Start-Ziel-Sieg stehen könnte. Der 45. Präsident sicherte sich damit auch 20 Delegiertenstimmen für die Nominierungsparteitage.

In seiner Siegesansprache rief Trump die Republikaner dazu auf, sich jetzt schon geschlossen hinter ihm zu vereinen – und ging davon aus, dass dies bald geschehen werde:

„So etwas hat es praktisch noch nie gegeben. Es ist einfach so wichtig. Und ich möchte das zu einem bedeutungsvollen Teil unserer Botschaft machen. Wir werden zusammenkommen. Es wird auch bald geschehen, und ich weiß es zu schätzen.“

DeSantis: „Wir haben uns das Ticket raus aus Iowa erkämpft“

Auf Platz 2 hinter Trump landete mit deutlichem Abstand Floridas Gouverneur Ron DeSantis, der auf 23.420 Stimmen und somit 21 Prozent kam. Er kommt auf acht Delegierte. Seine Kandidatur beabsichtigt DeSantis aufrechtzuerhalten. Angesichts der massiven Angriffe vonseiten aller übrigen Bewerber sieht der Gouverneur im Resultat einen Auftrag, weiterzumachen. In einer ersten Reaktion erklärte er:

„Sie haben mit allem außer der Küchenspüle nach uns geworfen. Mit eurer Hilfe und Unterstützung haben wir uns aber das Ticket raus aus Iowa erkämpft.“

Immerhin gelang es ihm mit seinem Ergebnis, die ehemalige Gouverneurin von South Carolina, Nikki Haley, auf Distanz zu halten. Wie DeSantis hat auch das SuperPAC hinter ihr etwa 30 Millionen US-Dollar in den Caucus investiert – etwa dreimal so viel wie das von Trump. Am Ende reichte es dennoch nur für Platz 3 mit 21.085 Stimmen, 19 Prozent und sieben Delegierte.

Zeit noch nicht reif für Ramaswamy

Der als Überraschungskandidat geltende Unternehmer Vivek Ramaswamy hat mit 8 Prozent der Wählerstimmen (8.449) und drei Delegierten etwas besser abgeschnitten als in den Umfragen. Mit einer Ochsentour von fast 200 Veranstaltungen hatte der 39-Jährige deutlich mehr Wählerkontakte als alle Konkurrenten zusammen.

Sein Hauptargument, für ihn und nicht für Trump zu stimmen, war der Verweis auf die vielfältigen Versuche, den 45. Präsidenten aus dem Amt zu jagen – und nun um die Kandidatur zu bringen. Ramaswamy hält es für möglich, dass die Bestrebungen, ihn mithilfe der Justiz vom Stimmzettel zu entfernen, noch vor der Wahl Erfolg haben könnten. In diesem Fall würde das politische Establishment versuchen, an Trumps Stelle „eine von ihren Marionetten“ zu positionieren.

Ramaswamy erklärte, Trumps Problem sei es gewesen, nicht Unternehmer und Verfassungsjurist gleichzeitig gewesen zu sein. Dies habe es Beratern leicht gemacht, ihn in entscheidenden Bereichen davon abzubringen, seine Vorhaben umzusetzen – beginnend bei der Massenentlassung vormaliger politischer Beamter. Er, so Ramaswamy, sei Unternehmer und kenne Verfassung und Recht – zudem habe das Establishment gegen ihn weniger in der Hand als gegen den früheren Präsidenten.

Trump weckt weniger Euphorie – aber kann auf erhebliche Loyalität zählen

Bei den Wählern in Iowa verfing diese Argumentation nicht. Zwar deutet die gegenüber 2016 gesunkene Wahlbeteiligung darauf hin, dass die Euphorie gegenüber Trump geringer geworden ist. Die Loyalität der republikanischen Basis ihm gegenüber ist jedoch ungebrochen – und das machte sich auch im deutlichen Resultat bemerkbar.

Überdies dürfte es Ramaswamy auch geschadet haben, sich gegen eine weitere finanzielle und militärische Hilfe an Israel ausgesprochen zu haben. Als Konsequenz aus dem Wahlergebnis beendete auch der Unternehmer seine Wahlkampagne und sprach eine Empfehlung für Donald Trump aus.

Die vier Zivil- und Strafverfahren mit insgesamt 91 Anklagepunkten, die nach wie vor gegen den früheren Präsidenten anhängig sind, stellen für eine Mehrheit der republikanischen Wähler keinen Grund dar, Trumps Eignung für das Amt anzuzweifeln.

Trotz des eindeutigen Votums für Trump scheint die Mahnung Ramaswamys an die Republikaner jedoch auch etwas für sich zu haben. Für den Fall, dass es den Gegnern des 45. Präsidenten tatsächlich gelingen sollte, ihn von einer Kandidatur fernzuhalten, etwa durch ein Gerichtsurteil oder gar eine Inhaftierung, benötigen sie einen „Plan B“ in der Hinterhand.

In einem solchen Fall müsste die Partei – abgesehen vom innenpolitischen Chaos, das absehbar wäre – notfalls einen Kandidaten im Wege einer Brokered Convention bestimmen. Dies könnte im Ergebnis auf DeSantis oder Haley hinauslaufen.

Neocon-Chefideologe Kristol ruft zur Wahl von Haley auf

Für DeSantis war es von entscheidender Bedeutung, in Iowa auf dem zweiten Platz zu landen und Haley hinter sich zu lassen. Die nächsten Vorwahlen finden in New Hampshire und in Haleys Heimat-Bundesstaat South Carolina statt.

Beide Staaten gelten für die frühere Gouverneurin des Palmetto States als Hoffnungsgebiete. Zwar hat sie keine Siegeschancen gegen Trump. Es wäre für sie jedoch strategisch von enormem Gewicht, den Favoriten zumindest in New Hampshire unter 50 Prozent und DeSantis in beiden Bundesstaaten deutlich auf Distanz zu halten. Der Ausstieg von Ramaswamy erhöhte allerdings Trumps Chancen auf eine absolute Mehrheit in New Hampshire deutlich.

Unterdessen sprach der Gründer des „Weekly Standard“ und führende Ideologe des Neokonservatismus, William Kristol, eine Wahlempfehlung für Nikki Haley aus.

Kristol hatte die Republikaner verlassen, nachdem Donald Trump die US-geführten Militärinterventionen seit Ende des Kalten Krieges kritisiert hatte. Seither rief er stets zur Wahl von Demokraten auf. Mit der früheren UN-Botschafterin scheint das neokonservative Spektrum erstmals wieder eine Hoffnungsträgerin in der GOP gefunden zu haben.

Auch in den traditionell den Republikanern wenig zugeneigten deutschen Medien hat Haley bereits Freunde gefunden. Ein Grund dafür ist ihre unverbrüchliche Parteinahme für die Ukraine – eine Position, die in der Republikanischen Partei deutlich an Zuspruch verliert. Auch deshalb dürfte DeSantis alles daran setzen, um als möglicher Ersatzkandidat für Trump im Rennen bleiben zu können.



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