Mexiko: Armee geht gegen Plünderer in Acapulco vor – Computermodelle versagten bei Hurrikan Otis

Mit knapp 17.000 Einsatzkräften versucht die Regierung in Mexiko, Plünderungen nach der Verwüstung der Tourismushochburg Acapulco Herr zu werden. Hurrikan Otis hatte am Mittwoch die Küste erreicht. Die Zahl der Todesopfer stieg auf 39.
Blick auf das zerstörte Schaufenster eines Ladens in Acapulco.
Blick auf das zerstörte Schaufenster eines Ladens in Acapulco.Foto: Eduardo Guerrero/dpa
Von 29. Oktober 2023

Mit rund 17.000 Soldaten und Polizisten, die er in die Katastrophenregion entsandt hat, will Mexikos Präsident Andrés Manuel López Obrador Plünderern in Acapulco zu Leibe rücken. Am Mittwoch hatte Hurrikan Otis mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 266 Stundenkilometern die Tourismusmetropole erreicht. Es ist sogar von einzelnen Böen mit bis zu 330 Kilometern pro Stunde die Rede.

Die Zahl der Todesopfer infolge des Wirbelsturms ist auf 39 angestiegen. Neben noch nicht absehbaren Schäden, die voraussichtlich in mehrstellige Millionenhöhen gehen werden, suchen auch Plünderer die Stadt heim.

Acapulco unter den am stärksten betroffenen Gebieten des Landes

Videos dokumentieren, wie Menschen Lebensmittel und Getränke, aber auch elektronische Geräte und Kleidung aus Geschäften mitgehen lassen. Hurrikan Otis, der sich mittlerweile aufgelöst hat, beschädigte BBC zufolge etwa 80 Prozent der Hotels in Acapulco.

Ein großer Teil der Straßen war tagelang überflutet. Etwa 300.000 der 850.000 Einwohner waren von Elektrizität und Kommunikation abgeschnitten.

Insgesamt gehörte die Stadt, die weltweit durch einen Musikfilm mit Elvis Presley bekannt geworden war, zu den am stärksten betroffenen Gebieten des Landes. Mittlerweile ist die größte Einfahrtsstraße der Stadt wieder passierbar, sodass Hilfslieferungen Bedürftige erreichen können. Neben etwa 100.000 Touristen soll Hurrikan Otis auch die Teilnehmer einer Bergbaukonferenz überrascht haben.

Erhebliche Sicherheitsprobleme schon im Vorfeld von Hurrikan Otis

Bewohner einzelner Stadtviertel beschweren sich gegenüber Medien, dass die Regierung nicht in der Lage gewesen sei, Nahrung, Matratzen oder Feldbetten zur Verfügung zu stellen.

Der linksgerichtete Präsident López Obrador beschuldigt unterdessen die Opposition, die Lage zu dramatisieren und das Ausmaß der Plünderungen zu übertreiben. Damit wollten sie seine Wiederwahl im nächsten Jahr torpedieren.

Zerstörungen durch den Hurrikan Otis in Acapulco, Mexiko, 28.10.2023. Foto: Rodrigo Oropeza/AFP via Getty Images

Tatsächlich hatte Acapulco bereits lange vor Hurrikan Otis ein Sicherheitsproblem. Die Stadt wurde zum Schauplatz blutiger Bandenkriege.

Die Mordrate gehörte zu den höchsten des Landes. Auch weltweit nahm Acapulco immer häufiger einen vorderen Platz in den Kriminalitätsranglisten ein. Dies hatte auch den Tourismus zunehmend in Mitleidenschaft gezogen. Im Jahr 2018 entmachtete das Militär die Stadtpolizei wegen Unterwanderung durch kriminelle Kartelle.

Vorhersagemodelle von Verstärkungsrate vor Acapulco überrascht

Offiziellen Angaben zufolge war Otis der stärkste Sturm, der jemals die mexikanische Pazifikküste heimgesucht hat. Im gesamten Land soll er Schäden in Höhe von mehreren Milliarden US-Dollar verursacht haben. Obwohl derzeit Hurrikansaison an der Pazifikküste Nord- und Mittelamerikas herrscht, haben Wucht und Dynamik von Hurrikan Otis Meteorologen und Experten überrascht.

An nur einem einzigen Tag hatte der Sturm um etwa 185 Stundenkilometer an Geschwindigkeit zugenommen. Das war, wie das National Hurricane Center berichtet, die zweitstärkste Verstärkungsrate der Neuzeit.

Jüngsten Studien zufolge gehören der tropische Ostatlantik, ein Teil der US-Ostküste und die südliche Karibik zu den Regionen mit den schnellsten Verstärkungsraten. Die National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) setzt zunehmend Drohnen sowie Künstliche Intelligenz ein, um Daten zu analysieren und Vorhersagemodelle zu optimieren.

Abnahme der Zahl klimabedingter Toter

Richard Knabb, Meteorologe bei The Weather Channel, sieht in Klimaveränderungen den Hauptgrund für die stärkere Intensität der Stürme. Hurrikan Otis traf in seiner Annäherung an Mexiko auf eine Wasseroberflächentemperatur von 31 Grad Celsius. Im Jahr 2023 war diese im Ozean generell ungewöhnlich hoch.

Bereits der Hurrikan Idalia hatte im August ein ähnliches Verhalten vor der Küste Floridas gezeigt. Dieser hatte sich in kurzer Zeit von einem Hurrikan der Kategorie 1 zu einem der Kategorie 4 verstärkt.

Die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) hatte 2021 einen Bericht veröffentlicht, wonach sich Zahl der klima- und wetterbedingten Katastrophen verfünffacht habe. Gleichzeitig ist die Zahl der Toten durch entsprechende Naturkatastrophen seit 1900 drastisch gesunken.

Dies räumt auch die UNO ein und verweist unter anderem auf verbesserte Frühwarnsysteme und bauliche oder technologische Maßnahmen. Allerdings seien vor allem in ärmeren Ländern die Folgen wetterbedingter Naturkatastrophen immer noch erheblich.



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