Papst Franziskus: „Der Schlüssel zur Wahrheit ist niemals von der Liebe getrennt“

Der Leiter der katholischen Kirche ist bereit, sich voll für den Frieden einzusetzen. Bei einem Besuch in Ungarn deutete er an, dass eine geheime Friedensmission im Gange ist.
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Papst Franziskus am 30. April 2023 auf dem Kossuth-Platz vor dem ungarischen Parlament zur Heiligen Messe.Foto: MTI/Máthé Zoltán
Von 3. Mai 2023

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Der Papst besucht nur wenige Länder mehr als einmal. Im Geiste des Friedens begab er sich in den letzten Apriltagen zum zweiten Mal nach Ungarn, einem Nachbarland der Ukraine. Während seines dreitägigen Besuchs nahm er an mehr als 13 Veranstaltungen teil und hielt sechs öffentliche Reden.

Besondere Aufmerksamkeit schenkte Papst Franziskus der Jugend, indem er in einer Sportarena vor einer großen Menge junger Zuschauer sprach. Hunderttausende Menschen besuchten seine öffentlichen Auftritte.

In ganz Ungarn liefen die Vorbereitungen für dieses Ereignis auf Hochtouren. Die Regierung hatte für die Dauer des Besuchs politische Neutralität erklärt, und die Anreise in die Hauptstadt war von überall her kostenlos möglich. Das Oberhaupt der katholischen Kirche richtete seine Reden an alle Menschen, ob religiös oder nicht.

Eine geheime Friedensmission ist im Gange

Papst Franziskus ist entschlossen, zwischen der Ukraine und Russland zu vermitteln. Er diskutierte diese Frage mit Ministerpräsident Orbán und Metropolit Hilarion, dem Gouverneur der russisch-orthodoxen Kirche im Bistum Budapest-Ungarn. Das Kirchenoberhaupt betonte, was wir bräuchten, sei Frieden – eine „Zukunft voller Wiegen und nicht voller Gräber“.

Wiederholt brachte er zum Ausdruck, dass er Ungarn als Botschafter des Friedens zwischen Ost und West sehe. Ministerpräsident Viktor Orbán veröffentlichte eine der Reden des Papstes. In dieser erklärte der Papst, dass „es gerade so aussieht, als müssten wir zusehen, wie der Chor, der den Traum vom Frieden singt, traurig ausstirbt.“ Dies bemerkte er auf einem Treffen mit Vertretern der staatlichen Behörden, des gesellschaftlichen Lebens und diplomatischer Kreise. Weiter fügte er hinzu:

Aber der Frieden wird niemals aus der Verfolgung strategischer Interessen entstehen, sondern aus einer Politik, die in der Lage ist, das Ganze – die Interessen aller – im Blick zu behalten: aufmerksam für die Menschen, die Armen und die Zukunft; nicht nur für die Macht, den Profit und die Chancen des Augenblicks.“

Papst Franziskus traf sich auch mit Hunderten ukrainischen Flüchtlingen in der St.-Elisabeth-Kirche in Budapest. Er erklärte: „Ich bin bereit, alles zu tun, was nötig ist [um Frieden zu schaffen]. Eine Mission ist im Gange, aber sie ist noch nicht öffentlich. Wenn es so weit ist, werde ich sie bekannt geben“, so „Magyar Nemzet“.

Ministerpräsident Viktor Orbán grüßt Papst Franziskus. Foto: MTI / Szilárd Kosticsák

Das Leben findet nicht am Bildschirm statt

Am Samstagabend begrüßten 11.000 junge Menschen den Papst in der László-Papp-Sportarena Budapest. Lokalen Berichten zufolge war die Stimmung wie bei einem Rockstar. Franziskus wandte sich an die jungen Menschen und ermutigte sie, gegen den Strom der modernen Welt zu schwimmen. Sie sollten beten, die Stille suchen und vor allem aufhören, ihr Leben am Smartphone zu verbringen.

Mit Blick auf die Entfremdung und spirituelle Frustration, die die moderne Welt verursacht, rief er die jungen Menschen auf, „mit der Virtualisierung des Lebens aufzuhören“. Sie sollten sich im Stillen fragen, was ihr Ziel sei. Der Papst ermutigte die Anwesenden, den eigenen Sinn im Leben zu suchen und dabei an andere zu denken: „Wir alle sollten uns fragen: Was tue ich für andere? […] Lebe ich in meinem eigenen Interesse oder riskiere ich es für andere, ohne an mein eigenes Interesse zu denken?“

Papst Franziskus schaut den ungarischen Volkstänzern zu, die in der László-Papp-Sportarena Budapest während eines Treffens mit jungen Erwachsenen auftreten. Foto: Szilárd Koszticsák/MTI

Kommunismus und Konsumismus

Es gebe deutliche Parallelen zwischen Kommunismus und Konsumismus, betonte der Papst. Darüber sprach er bei einem Treffen mit Vertretern aus Wissenschaft und Kultur, wo er einen speziellen Vortrag über die Herausforderungen der heutigen Zeit hielt.

In einem Land, das sich als Erstes in Europa gegen die Unterdrückung durch den Kommunismus erhob, haben seine Worte ein besonderes Gewicht. Zugleich fügte er hinzu, dass die Gefahr nicht verschwunden sei:

„Das gemeinsame Merkmal beider ‚Ismen‘ ist die falsche Vorstellung von Freiheit. Die ‚Freiheit‘ des Kommunismus war eine ‚Freiheit‘, die den Menschen aufgezwungen wurde. Sie war ein Zwang von außen, bei dem andere entschieden. Und die ‚Freiheit‘ des Konsumismus ist eine libertäre, hedonistische, selbstverliebte ‚Freiheit‘, die uns zu Sklaven des Konsums und der Objekte macht.“

Ihrem Zweck entsprechend solle auch die Wissenschaft nicht eigennützig oder egoistisch sein: „Der Schlüssel zur Wahrheit ist ein Bewusstsein, das niemals von der Liebe getrennt ist, das in Kontakt bleibt, das demütig und offen, konkret und gemeinschaftlich, mutig und kreativ ist.“



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