Weißes Haus: Nummer drei der Hamas getötet – Netanjahu vs. Washington

Israel hat den dritthöchsten Führer der Hamas gefunden und getötet. Die restliche Hamas-Führungsspitze „versteckt sich, wahrscheinlich tief im Hamas-Tunnelnetzwerk“. US-Präsident Joe Biden hat den Druck auf Israel erhöht.
Titelbild
Israelische Soldaten am Eingang eines Tunnels der Hamas außerhalb des Geländes des Hilfswerks der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge (UNRWA) in Gaza-Stadt.Foto: JACK GUEZ/AFP über Getty Images
Epoch Times19. März 2024

Die Nummer drei in der Führung der militanten Palästinenserorganisation Hamas, Marwan Issa, ist nach Angaben der US-Regierung bei einem israelischen Militäreinsatz getötet worden. Issa sei bereits in der vergangenen Woche getötet worden, sagte am Montag in Washington der Nationale Sicherheitsberater im Weißen Haus, Jake Sullivan.

Zuvor hatten US-Präsident Joe Biden und der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erstmals seit rund einem Monat wieder miteinander telefoniert.

Führungsspitze der Hamas versteckt sich tief im Tunnelsystem

Israel habe „eine bedeutende Anzahl von Hamas-Bataillonen zerschlagen“ und tausende Terroristen der islamistischen Organisation getötet, darunter auch hochrangige Kommandeure, sagte Sullivan weiter. Die restliche Hamas-Führungsspitze „versteckt sich, wahrscheinlich tief im Hamas-Tunnelnetzwerk, und die Gerechtigkeit wird auch für sie kommen“.

Das israelische Militär hatte vor einer Woche angegeben, dass ein Luftangriff auf eine unterirdische Einrichtung im zentralen Gazastreifen am 9. und 10. März Issa zum Ziel hatte. Er wurde als einer der Planer des Angriffs auf Israel am 7. Oktober beschrieben.

Issa sei ein Vertreter von Mohammed Deif, der den bewaffneten Flügel der Hamas, die Essedin-al-Kassam-Brigaden, leite, sagte der israelische Militärsprecher Daniel Hagari zu diesem Zeitpunkt. Damals gab Hagari jedoch an, dass es noch unklar sei, ob Issa bei dem Einsatz getötet worden sei.

Aufforderung: Israelische Delegation nach Washington senden

Die USA wollen im Gaza-Krieg Israel von der geplanten Bodenoffensive gegen die mit Geflüchteten überfüllte Stadt Rafah abbringen. US-Präsident Joe Biden habe Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu in einem Telefonat aufgefordert, in den nächsten Tagen ein Team aus Vertretern von Militär, Geheimdiensten und Spezialisten für humanitäre Hilfe nach Washington zu entsenden, sagte Bidens Nationaler Sicherheitsberater Jake Sullivan. Es gebe andere Wege, die islamistische Hamas zu bekämpfen als ein Einmarsch in Rafah.

Im Onlinedienst X, ehemals Twitter, wiederholte Biden zudem die „Notwendigkeit einer sofortigen Feuerpause“ als Teil einer mehrwöchigen Vereinbarung zur Freilassung von Geiseln, „damit wir Geiseln nach Hause bringen und die Hilfe für Zivilisten in Gaza verstärken können“.

„Wir sind der Meinung, dass die Hamas weder in Rafah noch anderswo einen sicheren Zufluchtsort haben sollte, aber eine größere Bodenoperation dort wäre ein Fehler“, sagte Sullivan. Ein Treffen mit der israelischen Delegation in Washington sei für Ende dieser Woche oder Anfang kommender Woche angepeilt.

Mehr als eine Million Menschen hätten Zuflucht in Rafah gesucht, und Israel habe weder den USA noch der Welt einen Plan präsentiert, wie diese in Sicherheit gebracht und versorgt werden könnten. „Wir gehen davon aus, dass sie mit der großen Militäroperation in Rafah nicht vorangehen werden, bis wir dieses Gespräch geführt haben“, sagte Sullivan.

Netanjahu stimmt der Entsendung einer Delegation zu

Demnach stimmte Netanjahu zu, eine Delegation hochrangiger Vertreter Israels nach Washington zu schicken, um die Pläne für die Offensive und eine mögliche „alternative Herangehensweise“ zu besprechen.

Biden hatte am Freitag die Rede des Anführers der Demokratischen Partei im US-Senat, Chuck Schumer, zu Israel gelobt. Bidens Parteifreund hatte Neuwahlen in Israel gefordert und Netanjahu als „Hindernis für den Frieden“ bezeichnet. Biden steht in den USA zunehmend unter Druck, da für ihn wichtige Wählerschichten unzufrieden mit seiner Nahostpolitik sind.

Der israelische Regierungschef bekräftigte nun nach eigenen Angaben in seinem Telefonat mit Biden, dass Israel entschlossen sei, alle seine Ziele im Krieg gegen die islamistische Hamas zu erreichen.

Als solche nannte Netanjahu laut einer Mitteilung seines Büros die Vernichtung der Hamas, die Freilassung aller Geiseln sowie die Herstellung der Bedingungen dafür, dass der Gazastreifen „nie eine Bedrohung für Israel darstellen wird“.

Derweil kündigten die USA an, dass Außenminister Antony Blinken in den Bemühungen um eine Feuerpause in dieser Woche nach Saudi-Arabien und Ägypten reisen werde. Blinken werde am Mittwoch Gespräche in Dschiddah mit Vertretern Saudi-Arabiens führen, ehe er am Donnerstag nach Kairo reisen werde, sagte US-Außenamtssprecher Matthew Miller am Dienstag. In Kairo sind demnach Gespräche mit Vertretern Ägyptens geplant.

Neue Verhandlungen über Feuerpause und Geiseln

Unterdessen begannen in Katar neue Verhandlungen über eine Feuerpause im Gaza-Krieg und die Freilassung weiterer Geiseln. Das israelische Fernsehen berichtete, der Chef des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad, David Barnea, sei in dem Emirat mit Vermittlern zusammengetroffen. Man gehe davon aus, dass die Gespräche mindestens zwei Wochen lang dauern könnten.

Die Hamas hatte den Vermittlern Katar, Ägypten und USA kürzlich einen neuen Vorschlag vorgelegt. Darin verlangt die Hamas nicht mehr, dass Israel den Krieg beendet, bevor die ersten Geiseln gegen palästinensische Häftlinge in israelischen Gefängnissen ausgetauscht werden.

Dem Vorschlag zufolge würden die Islamisten eine nicht nur vorübergehende Einstellung der Kampfhandlungen durch Israel erst zur Voraussetzung für eine zweite Phase der Geiselfreilassungen machen. Israel ist jedoch laut Medien pessimistisch und spricht weiter von unrealistischen Forderungen der Terrororganisation.

Israel: Hamas-Terroristen bei Einsatz in Schifa-Klinik getötet

Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben bei dem Einsatz im Schifa-Krankenhaus in Gaza mehr als 40 Terroristen der islamistischen Hamas getötet und mehr als 200 Terrorverdächtige festgenommen. Diese aktualisierten Zahlen gab der Sprecher der israelischen Armee, Daniel Hagari, bekannt.

Mehr als 20 Terroristen seien bei dem nächtlichen Einsatz im Krankenhausbereich getötet worden, darunter Faik al-Mabhuh, Leiter einer Abteilung für innere Sicherheit der Hamas. Weitere mehr als 20 Hamas-Kämpfer seien in der Umgebung der Klinik in der Stadt Gaza im Norden des Küstengebiets eliminiert worden, sagte Hagari. Die Angaben des israelischen Militärs konnten unabhängig zunächst nicht überprüft werden. Von der Hamas gab es bisher keine offizielle Bestätigung für den Tod von Al-Mabhuh.

Die Hamas kämpfe weiterhin systematisch von Krankenhäusern und zivilen Einrichtungen aus und nutze Zivilisten und Patienten als menschliche Schutzschilde, sagte der israelische Armeesprecher weiter. Sie habe versucht, ihre Basis in dem Schifa-Krankenhaus, dem größten in Gaza, wieder aufzubauen und es als Zufluchtsort für fliehende Terroristen zu nutzen. „Wir werden dies nicht zulassen und werden überall dort zuschlagen, wo die Hamas versucht, ihre Kontrolle wiederzuerlangen“, sagte der Armeesprecher.

EU will Sanktionen gegen israelische Siedler verhängen

Die EU will unterdessen erstmals Sanktionen gegen radikale israelische Siedler im Westjordanland verhängen. Außenminister der Mitgliedstaaten verständigten sich bei einem Treffen in Brüssel auf entsprechende Pläne, wie der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell mitteilte. Sie sollen nun in den kommenden Tagen formalisiert werden. Ungarn kündigte nach Informationen von dpa an, das Vorgehen nicht weiter blockieren zu wollen. (afp/dpa/red)



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