Berater-Legende Roland Berger rechnet mit Bundeskanzler Scholz ab: „Er kann kein Land regieren“

Roland Berger, einst Berater dreier Bundeskanzler, sieht Deutschland sich in eine schlechte Richtung verändern. Planwirtschaft und ausufernder Sozialstaat stellten das Land vor große Probleme. Bundeskanzler Scholz könne dieses Land nicht regieren.
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Der Unternehmens- und Politikberater Roland Berger rechnet mit Bundeskanzler Olaf Scholz und der Politik in Deutschland ab.Foto: Felix Hörhager/dpa/dpa
Von 23. Dezember 2023

Roland Berger ist eine Berater-Legende, nicht nur in Deutschland. Sein Name ist das Synonym für Strategieberatung hierzulande. Der heute 86-Jährige hat nicht nur zahlreiche Unternehmen im In- und Ausland beraten – auch Bundeskanzler wie Helmut Kohl, Gerhard Schröder, aber auch Angela Merkel nahmen die Dienste des Strategieberaters gerne in Anspruch.

Außerdem beriet Roland Berger Politiker in Europa und Südamerika, darunter die Präsidenten der EU-Kommission, José Manuel Barroso und Jean-Claude Juncker. In einem Interview mit der „Neuen Zürcher Zeitung“ (NZZ) rechnet Berger nun mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), aber auch mit den politischen Zuständen in Deutschland allgemein ab.

Scholz sei ein schlechter Krisenmanager

Der heutige Bundeskanzler ist in den Augen des Strategieberaters ein „Zauderer“. Ein Bundeskanzler müsse in der Lage sein, Situationen zeitnah zu analysieren, zu beschreiben und dann zu entscheiden. Das mache der Kanzler aber nicht. „Scholz ist ein schlechter Krisenmanager, er kann kein Land regieren“, so das Fazit des Gründers des internationalen Beratungsunternehmens „Roland Berger“. Der ehemalige Politikberater begründet seine Aussage mit der zögerlichen Unterstützung der Ukraine durch die Bundesregierung. „Das hat vermutlich viele Leben gekostet.“

Kritisch sieht der frühere Politikberater weiter, dass Scholz in der „größten Haushaltskrise der vergangenen Jahrzehnte“ auf dem SPD-Parteitag versprach, dass „der enorm ausgebaute Sozialstaat nicht angetastet werden dürfe“. Berger sieht auch in dieser Äußerung einen Beleg dafür, dass Scholz nicht regieren kann.

Grüne halten nichts von Marktwirtschaft

Früher sei die Kanzlerpartei SPD eine große demokratische Partei gewesen, „nämlich die Arbeiterpartei Deutschlands“. Heute würde die SPD vorwiegend von Rentnern und Sozialhilfeempfängern gewählt. „Arbeitnehmer, auch die klassischen Industriearbeiter, wählen heute die Union, die Grünen oder sogar die AfD.“

Mit den Grünen sieht Berger eine Partei in der Regierung, die „gar nichts von Anreizen und Marktwirtschaft hält“. Sie wolle alles mit Geboten und Verboten regeln.

Auch mit der Leistung der FDP ist Roland Berger nicht zufrieden: Sie sei aber die kleinste Partei in dem Trio und „immerhin ein liberal-korrigierender Faktor“. So setze sie sich für den Erhalt der Schuldenbremse ein, mit der „Subventionen und Sozialleistungen Einhalt geboten wird“. Die drei Parteien der Ampelregierung passten aber letztlich nicht zusammen.

Rückabwicklung der sozialen Marktwirtschaft

Die Entwicklungen in Deutschland seien am Ende aber nicht nur die Schuld der jetzt regierenden Ampel. Das Land habe sich laut Roland Berger in den vergangenen zwanzig Jahren verändert, „überwiegend nicht zum Guten“. Deutschland sei ein „demokratisches, freiheitliches und sozialmarktwirtschaftliches Land“ gewesen. „Wir haben uns dann immer mehr zum übertriebenen und damit teureren Sozialstaat mit einer mehr und mehr planwirtschaftlichen Wirtschaftspolitik verändert. Die finanziellen und emotionalen Anreize zum Arbeiten werden immer mehr weggesteuert“, so Berger.

Wir erleben eine Rückabwicklung der sozialen Marktwirtschaft und des deutschen Liberalismus. Beides hat sehr stark zum früheren Erfolg des Landes beigetragen.“

Inzwischen überziehe die Regierung die Unternehmen mit immer „mehr unnötiger Bürokratie“, erhöhe die Unternehmens- und Einkommenssteuer, vergebe „unnötige Subventionen“, verursache heftige industriepolitische Einschnitte und baue den Sozialstaat immer stärker aus. „Dadurch nehmen der Anreiz zur Arbeit und die Produktivität immer stärker ab“, so der frühere Unternehmensberater.

Angefangen habe diese Entwicklung schon in den Merkel-Jahren mit der schrittweisen Abwicklung der Agenda 2010 von Gerhard Schröder (SPD). Merkel habe innenpolitisch eine Politik betrieben, die sich „vorwiegend an den sich schnell ändernden Meinungsumfragen orientierte – Management by Allensbach sozusagen.“

Kohl und Schröder mit Visionen für das Land

Als ehemaliger Berater der Bundeskanzler Helmut Kohl, Gerhard Schröder und anfangs auch Angela Merkel geht Roland Berger dann im Interview zudem auf die Unterschiede der Politiker ein.

Kohl habe ein „klares Weltbild, eine langfristige Vision für Deutschland“ gehabt und sei dabei ein „großer Europäer“ gewesen. „Er war grundsätzlich gesprächswillig. Mit der Wirtschaft hat er allerdings vor allem über die großen Verbände kommuniziert, weniger direkt mit Managern und Unternehmern“, so Roland Berger.

Die direkte Kommunikation habe erst unter Gerhard Schröder begonnen. Schröder habe sich von den drei Regierungschefinnen und -chefs am meisten für Wirtschaft interessiert. „Das war aufgrund seiner sozialen Herkunft und des Werdegangs als Vorsitzender der Jusos erstaunlich. Er war aber offen für Beratung, selbst dann, wenn die Berater in ihrer Mehrheit nicht SPD wählten.“

Merkel-Jahre waren Stillstand

Merkel sei in den Anfangsjahren „nicht völlig beratungsresistent“ gewesen. Sie habe aber „keine Vision für das Land“ gehabt, sondern agierte kurzfristig nach Umfragen. „Letztlich waren die Merkel-Jahre für Deutschland vor allem Jahre des Stillstands und des Rückschritts mit wachsendem Ausbau des Sozialstaats“, so der ehemalige Politikberater.

Die Themen, die nun dringend angegangen werden müssten, lägen auf dem Tisch. „Wir müssen die Digitalisierung voranbringen, vor allem im Staat und in der öffentlichen Verwaltung. Die überbordende Bürokratie muss zurückgefahren werden.“ Weiter müssten die privaten Investitionen gefördert werden, „beispielsweise durch eine attraktivere Besteuerung von Unternehmen“.

„Ganz wichtig ist auch die Reparatur der maroden Infrastruktur, seien es Brücken, Straßen, Schienen und Bahn und vor allem unsere Kommunikationsinfrastruktur (wie Glasfaser für 5G)“, sagt der Strategieberater im NZZ-Interview weiter.

Wichtig sei auch eine günstige und sichere Energieversorgung. „Dazu müssen wir in Deutschland Atomstrom und das Fracking erlauben sowie den Windstrom von Nord nach Süd bringen und in Europa den Sonnenstrom von Spanien nach Deutschland.“ Hier komme man „bestenfalls quälend langsam“ voran. Als „offene Volkswirtschaft“ sollte Deutschland wieder mehr auf Freihandel setzen und in der EU auf neue Handelsabkommen drängen, etwa mit Australien und den Mercosur-Staaten. Freier Handel habe Deutschland zu großem Wohlstand verholfen.



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