Auch Wagenknecht hatte Kontakt zu „Geheimplantreffen“-Organisator

In der Talkshow mit Markus Lanz sprach BSW-Gründerin Sahra Wagenknecht von sich aus einen Mailkontakt zu Gernot Mörig an. Der Zahnarzt mit altrechter Vergangenheit hatte das sogenannte „Geheimplantreffen“ mit AfD-Beteiligung in Potsdam organisiert.
Titelbild
Sahra WagenknechtFoto: Sean Gallup/Getty Images
Von 22. Januar 2024

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Im Jahr 2018 war der in Düsseldorf zu diesem Zeitpunkt hauptsächlich im Zusammenhang mit Zahnmedizin bekannte Gernot Mörig in den Ruhestand getreten. Vor etwa einer Woche wurde er als einer der Mitinitiatoren des sogenannten Geheimplantreffens in Potsdam bekannt. An diesem hatten neben AfD-Politikern auch bekannte Rechtsextremisten teilgenommen. Nun hat auch BSW-Gründerin Sahra Wagenknecht seinen Namen erwähnt; mit ihr stand er offenbar jahrelang in E-Mail-Kontakt.

Gernot Mörig als treibende Kraft hinter dem Treffen

In der Sendung „Markus Lanz“ war am Mittwoch, 17. Januar, das Gespräch auf das von der Plattform „Correctiv“ in der Vorwoche enthüllte Treffen gekommen. Dieses hatte bereits im November des Vorjahres in Potsdam stattgefunden. Mörig hatte dazu eingeladen, auch noch weitere Mitglieder seiner Familie seien darin involviert gewesen.

Dem Bericht zufolge haben an der privaten Zusammenkunft der damalige persönliche Referent von AfD-Parteisprecherin Alice Weidel, Roland Hartwig, und der Landtagsfraktionschef Ulrich Siegmund aus Sachsen-Anhalt teilgenommen. Neben weiteren Gästen, unter anderem zwei Mitgliedern der WerteUnion, soll auch der als Rechtsextremist eingestufte Publizist Martin Sellner anwesend gewesen sein.

Dieser soll sein neues Buch vorgestellt und den Anwesenden zum Teil verfassungsfeindliche Vorschläge zur Erzwingung einer „Remigration“ unterbreitet haben. Unter anderem hätte Sellner dem Bericht zufolge einen „Masterplan“ vorgestellt, der unter anderem den Staatsbürgerschaftsentzug für „nicht assimilierte Staatsbürger“ vorsehe. Auch solle er vorgeschlagen haben, massenhaft nicht seinem ethnischen Ideal genügende Menschen in einen „Musterstaat“ in Nordafrika auszusiedeln.

Wagenknecht: „Der Name ist mir ein Begriff“

Die anwesenden AfD-Exponenten sollen dem extremen Ansinnen Sellners nicht nur nicht widersprochen, sondern sogar Sympathien gezeigt haben. Die Beteiligten wollen sich an den von „Correctiv“ wiedergegebenen Äußerungen  nicht erinnern können. Tonaufnahmen hat offenbar auch das Recherchekollektiv nicht. Dieses beruft sich auf „Quellen“, die sich möglicherweise unter den Anwesenden befanden.

Bei „Lanz“ erklärte nun auch Sahra Wagenknecht, dass ihr der Name „Gernot Mörig“ ein Begriff sei. Dieser habe offenbar schon in der ersten Hälfte der 2010er-Jahre begonnen, ihr E-Mails zu schreiben. Es habe sich um „nette Mails“ gehandelt. Im Jahr 2014 habe er ihr sogar ein Abendessen „mit einem linken Kabarettisten“ vermittelt.

Erst auf Nachfrage zeigte sich Wagenknecht bereit, zu bestätigen, dass es sich bei diesem um Volker Pispers gehandelt habe. Der seit 2016 nicht mehr aktive Künstler war unter anderem durch scharfe Kritik an der US-Administration von George W. Bush und am „Kapitalismus“ in Erscheinung getreten.

Mörig sei auch selbst bei dem Abendessen anwesend gewesen. Dass dieser rechtsextreme Verbindungen habe, sei ihr nicht bekannt gewesen.

Mörig zog sich Mitte der 1980er offenbar ins Privatleben zurück

Tatsächlich liegen diese auch zeitlich sehr weit zurück. In diversen Medien und öffentlichen Quellen ist die Rede davon, dass der in seiner Schulzeit aktiv gewordene Gernot Mörig 1977 zum sogenannten „Bundesführer“ des „Bundes Heimattreuer Jugend“ avancierte. Bis 1979 hatte er dieses Amt inne. Im Jahr 1978 hielt er demnach eine Rede an alle versammelten bündischen Strukturen auf dem „24. Pfingsttreffen der Nationalen Jugend“. Hörig betont selbst, dass er sich nicht daran erinnern könne, diese Rede gehalten zu haben. Noch bis Mitte der 1980er-Jahre war Mörig in „Kulturgemeinschaften“ und „Schulungsprojekten“ aus dem NPD-Umfeld aktiv.

Im Jahr 1981 veröffentlichte er im Arndt-Verlag des einschlägigen Verlegers Dietmar Munier das Buch „Deutschlands junge Zukunft“. In diesem sprach er sich unter anderem gegen den Verbleib US-amerikanischer Truppen in Deutschland und gegen die Atomkraft aus.

Offenbar zog er sich nach dem Ende seines Doktoratsstudiums aus der aktiven Unterstützung der extremen Rechten zurück und konzentrierte sich auf seine berufliche Karriere. Die NPD war politisch zu diesem Zeitpunkt weitgehend bedeutungslos. Sie stand im Schatten politischer Konkurrenzprojekte wie der „Deutschen Volksunion – Liste D“ (DVU) und „Die Republikaner“.

Politischer Unruhestand nach Enthüllung seines Vorlebens

Mörig betrieb ab dem Ende der 1980er-Jahre eine Privatpraxis als Zahnarzt. Im Bereich der ästhetischen Zahnheilkunde nahm er später auch Verbandsfunktionen wahr. Ab 2008 war Gernot Mörig auch Lehrbeauftragter der Universität Düsseldorf. Die Lehrerlaubnis verlor er 2018, nachdem Studenten seine Vergangenheit aufgedeckt hatten.

Zu diesem Zeitpunkt stand Mörig jedoch offenbar bereits kurz vor dem Eintritt in den Ruhestand.

Das sagt Mörig

Auf Anfrage der Epoch Times, zu oben genannten Fakten der 70er-und 80er-Jahre Stellung zu nehmen und wie er seine politische Position selbst sehe, antwortete er wie folgt:

Die Teilnahme an Verbänden und Vereinen bestätigte er, benannte diese als „kurzes Intermezzo“. Seinem Selbstverständnis nach grenze sich Mörig von Extremismus jeglicher Art sowie von obskuren Verschwörungstheorien ab. Zudem stehe in der Literatur, welche seine Aktivitäten damals beschreiben, dass er sich im Alter von circa 23 Jahren von extremen Positionen abgegrenzt habe. „In der damaligen Szene wurden mir „liberale Tendenzen“ vorgeworfen. Damit konnte ich gut leben“, so Mörig. Darüber hinaus sensibilisiere er sogar seine Kinder und Enkelkinder zu den „schlimmen Verbrechen der Nazi-Zeit“.

Zudem äußerte er zu dem Treffen, dass dieses außerhalb „reiner Parteiarbeit“ und „nicht auf Migration“ gerichtet stattgefunden habe. Zudem relativierte er den Vortrag Sellners zu der vorherrschenden medialen Darstellung. Insbesondere seien die Begriffe „Vertreibung“ oder „Deportation“  zu „keinem Zeitpunkt Gegenstand der Vorträge oder von Debatten gewesen“.

Ähnlich äußerte sich auch Dr. Ulrich Vosgerau in einem YouTube-Video.

Anmerkung der Redaktion: Wir haben diesen Artikel am 23.01.2024 ergänzt, nachdem Gernot Mörig auf unsere Anfrage geantwortet hat. Es lässt sich nicht unabhängig bestätigen, ob die Aussagen von Correctiv zutreffend sind, da keine Tonaufnahmen bestehen und diese ihre Recherche auf anonyme Quellen beziehen. Ferner kann auch die Ausführung von Gernot Mörig nicht unabhängig bestätigt werden. Aus diesem Grund haben wir beide Seiten abgebildet, damit Sie als unsere Leser die Darlegung beider Seiten kennen.



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