„Krisenmodus wird zum neuen Normalzustand“ – so blicken die Deutschen auf 2024

Pessimismus überwiegt nicht nur in Bezug auf die wirtschaftliche Situation im Lande, sondern auch in Bezug auf die eigene Finanzlage ist Krisenstimmung bei den Deutschen. Die Zufriedenheit mit der persönlichen finanziellen Situation ist so niedrig wie während der Finanzkrise 2008. Mehr als ein Drittel muss sich inzwischen beim Einkaufen erheblich einschränken.
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Mehr als jeder zweite Bundesbürger rechnet mit einer weiteren Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation in Deutschland.Foto: iStock
Von 4. Januar 2024

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Zum zweiten Mal in Folge hat eine Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY ergeben, dass und wie sehr die Sicht der Deutschen auf ihre Zukunft inzwischen von Pessimismus geprägt ist: Mehr als die Hälfte (54 Prozent) rechnet für 2024 mit einer weiteren Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage in Deutschland. Das ist eine Pessimismusverdoppelung innerhalb von zwei Jahren: Noch 2022 erwartete nur jeder Vierte (25 Prozent) eine Verschlechterung. Von einer Verbesserung gehen aktuell nur 15 Prozent aus. 31 Prozent rechnen mit einer gleichbleibenden Situation.

Verschlechterung der Lage erwartet

Nicht nur die allgemeine Wirtschaftslage, auch damit einhergehend bewerten die Befragten ihre eigene finanzielle und wirtschaftliche Lage zunehmend skeptisch: Erstmals seit Beginn der Untersuchung vor 15 Jahren rechnen mehr Menschen zwei Jahre in Folge mit einer Verschlechterung ihrer Lage. Besonders pessimistisch in Bezug auf die eigenen Finanzen sind dabei die Konsumenten in den Altersgruppen ab 45 Jahren und die Bezieher niedriger und mittlerer Einkommen.

Die Zufriedenheit mit der eigenen Finanzsituation befindet sich seit vergangenem Jahr auf dem niedrigsten Niveau seit der Finanzkrise 2008. Das sind Ergebnisse einer EY-Studie, deren Basis eine repräsentative Umfrage unter mehr als 1.000 Verbrauchern in Deutschland ist.

Demnach bewertet aktuell nur ein Viertel (25 Prozent) die eigene finanzielle Situation positiv, fast genauso viele, 23 Prozent, hingegen negativ. 2020 waren es gerade einmal sieben Prozent. Der Prozentteil derer, die ihre Situation negativ sahen, hat sich somit innerhalb von zwei Jahren verdreifacht.

Neun von zehn haben Einkaufsverhalten geändert

Henrik Ahlers, Vorsitzender der Geschäftsführung bei EY: „Die Kosten für Lebensmittel, Heizung und zahlreiche Dienstleistungen sind in diesem Jahr noch einmal deutlich gestiegen. Für viele Menschen in Deutschland wird der Krisenmodus zum neuen Normalzustand.“

„The new normal“ ist laut der Studie inzwischen für mehr als ein Drittel (35 Prozent) der Bundesbürger insofern Realität geworden, als dass sie sich beispielsweise beim Griff ins Supermarktregal sehr stark oder stark einschränken müssen. Das geben 39 Prozent der Frauen an, bei den Männern sind es 30 Prozent. Insgesamt haben neun von zehn Befragten ihr Einkaufsverhalten aufgrund der Inflation verändert. Jeder Siebte kauft sogar nur noch das Nötigste ein.

Nur das Nötigste: Cancel Culture beim Konsum

Vor allem größere Anschaffungen werden gestrichen: 57 Prozent haben angegeben, die geplante Anschaffung von Autos, Küchen und Möbeln zu streichen beziehungsweise zu verschieben. Die Ausgaben für Unterhaltungselektronik wie Tablets, Handys und Smartphones will etwas mehr als die Hälfte (51 Prozent) reduzieren. Auch bei Renovierungen wollen 43 Prozent sparen. Zudem stehen Mode und Freizeitspaß wie Kino-, Schwimmbad- und vor allem Restaurantbesuche auch mit oben auf der langen Streichliste.

Immerhin ist der Anteil der Befragten, die insgesamt eher optimistisch in die Zukunft blicken, im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen – von 44 auf 49 Prozent. Damit sind die Pessimisten mit einem Anteil von 51 Prozent allerdings immer noch geringfügig in der Überzahl. Zum Vergleich: Ende 2019, also vor der Ausrufung der Pandemie, lag der Anteil der Optimisten noch bei 75 Prozent, war also erheblich höher.

Gefühlte Arbeitsplatzsicherheit dennoch gestiegen

Trotz der aktuellen Krisenstimmung bei vielen Menschen machen sich nach wie vor relativ wenige um ihren Arbeitsplatz akute Sorgen. Mehr als die Hälfte (52 Prozent) hält ihren Job für sehr sicher, mehr als ein weiteres Drittel (37 Prozent) beurteilt die Jobsicherheit als „eher sicher“. Damit schätzen fast neun von zehn Beschäftigten hierzulande ihren Arbeitsplatz insgesamt als sicher ein. Sorgen machen sich die Menschen hierzulande aber trotzdem, vor allem über die Auswirkungen der Flüchtlingskrise (59 Prozent, plus vier Punkte) und Kriege im Ausland (wie im Vorjahr 58 Prozent).

Die „Welt“ titelt in einem Bericht zur Studie „Die Menschen verordnen sich Verzicht“ und schreibt dazu: „Aufgrund der stetig sinkenden verfügbaren Einkommen wollen sie den Gürtel jetzt noch enger schnallen als ohnehin schon.“ Ob die Formulierungen „sich selbst verordnen“ und Gürtel enger schnallen „wollen“ den Kern trifft, ist wohl fraglich. Vielmehr sehen immer mehr Deutsche, wie eine INSA-Umfrage im Auftrag der „Bild“ ergab (Epoch Times berichtete), massiven Handlungsbedarf seitens der Regierung bei ihren größten Sorgenthemen, die ihre eigene wirtschaftliche und finanzielle Situation betreffen.

Inflation das Sorgenthema Nummer eins

Von den 20 zur Auswahl stehenden Themen der Untersuchung befanden die Befragten vor allem die als wichtig, die ihr eigenes Alltagsleben und den Wohlstand betreffen. Ideologische Themen wie Klimawandel oder Ukraine-Unterstützung wurden als weniger bedeutsam eingestuft als Themen, die das eigene wirtschaftliche Wohlergehen betreffen.

Wie bereits im Vorjahr war auch 2023 die Inflation das Thema, das bei der Umfrage am häufigsten genannt wurde. Ganze 57 Prozent nannten die Teuerung als Sorge mit Blick auf 2024. An zweiter Stelle mit 55 Prozent – und sogar von 70 Prozent der Ampelanhänger genannt – lag das Thema bezahlbarer Wohnraum. Auch auf den folgenden Plätzen stehen hauptsächlich Sorgen, die mit der wirtschaftlichen Lage und dem Alltag der Menschen zu tun haben: ob Angst um die Rente (55 Prozent), die Sicherung der Energieversorgung (50 Prozent) oder Sorge um das Wirtschaftswachstum (45 Prozent).

Den deutlichsten Aufwärtstrend bei den Sorgenthemen der Deutschen hat übrigens das Thema Migration erlebt. Hier sind 51 Prozent der Befragten der Auffassung, dass vonseiten der Regierung dringlicher Handlungsbedarf besteht. Das sind 18 Prozent mehr als im Vorjahr.



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