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Image-Werbekampagne in Kritik

Linz „ein bissl rassistisch“: Bürgermeister außer sich über Image-Kampagne

In Linz an der Donau hängt seit einer Image-Werbekampagne der Haussegen schief. Bürgermeister Klaus Luger wirft dem Tourismusverband vor, ohne Rücksprache ein Video produziert zu haben, das die Stadt vor allem im Ausland als unattraktiv erscheinen lassen könnte.

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Stadtbild mit schönen alten Fassaden in der idyllischen Altstadt von Linz am Rhein, Deutschland.

Foto: iStock/Fotomax

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Lesedauer: 4 Min.

In Oberösterreichs Landeshauptstadt Linz an der Donau herrscht dicke Luft: Diesmal sind es aber nicht die mächtigen Industrieanlagen der Voestalpine oder der Borealis-Stickstoffgruppe, die dafür verantwortlich sind. Vielmehr ist es eine Image-Videoproduktion der eigenen Tourismusdirektion, die den Unmut des Bürgermeisters Klaus Luger selbst erregt hat.
Gegenüber den „Oberösterreichischen Nachrichten“ (OÖN) erklärt das Stadtoberhaupt, das dreiminütige Kampagnenvideo sei „total misslungen“. Es verfehle nicht nur sein persönliches Verständnis von Humor, sondern „konterkariert alle unsere bisherigen Bemühungen, Linz speziell international zu positionieren“. Außerdem habe Tourismusdirektor Georg Steiner den Imagespot ohne jedwede Absprache mit ihm im Alleingang publiziert.

Tourismusdirektor widerspricht Bürgermeister

Steiner wies diesen Vorwurf von sich: Er habe trotz Bemühens keinen persönlichen Termin bei Luger bekommen, deshalb sei er davon ausgegangen, dass es ausreiche, Mitarbeitern des Bürgermeisters das Video vorgeführt zu haben.
Und dieses selbst sei gelungen: Die Produktion, die unter dem Hashtag #linzistlinz mittlerweile seine Runde durch die sozialen Medien mache, sei von einer „neuen Ehrlichkeit“ gekennzeichnet. Auf diese Weise wolle man, so Steiner, „vor allem neugierige Touristen, die abseits der Trampelpfade unterwegs sind und eine Stadt erleben wollen, wie sie ist, ansprechen“.

Linz inszeniert sich als „Stadt ohne Schnick-Schnack“

Darüber, wie diese sei, äußern sich in dem Video Passanten. Einer von ihnen bezeichnet Linz als eine „Stadt für Senioren“ ein anderer attestiert ihr ein verbesserungswürdiges Image, ein Dritter spricht von einer „Mischung aus Stadt und Dorf“ und wiederum ein anderer erklärt Linz für „ein bissl rassistisch“.
An anderer Stelle wird ein Schriftzug eingeblendet, wonach „Linz stinkt“ – eine offenbare Bezugnahme auf die Außenwahrnehmung der Stadt noch bis in die 1980er-Jahre, als die Belastung der Luft mit teilweise übel riechenden Schadstoffen aus den Industrieanlagen deutlich höher war als heute.
Die Produzenten des Videos bemühen sich in weiterer Folge, Linz als eine Stadt darzustellen, die zwar nicht den „Schnick-Schnack“ biete, den man in den großen Touristenstädten wie Wien oder Salzburg geboten bekomme. Im Gegenzug sei die Stadt authentisch und trotz ihrer eher provinziellen Außenwahrnehmung immerhin authentisch und weltoffen.

Kosten für das Video bislang unbekannt

Die Reaktionen von Medienprofis, PR-Praktikern und Nutzern der sozialen Medien auf das Video sind überwiegend positiv. „ORF“-Moderator Armin Wolf nannte die Kampagne „mutig, kreativ, sympathisch, großartig“. Das Portal WienTourismus schreibt auf Twitter: „Macht euch noch sympathischer.“
Hingegen erklärt Vizebürgermeister Markus Hein über das Video: „Es bildet in keiner Weise meine Heimatstadt ab, wie ich sie kenne. Linz wird weitgehend als negativ und unfreundlich dargestellt.“
Einige Social-Media-Nutzer betonen, dass die Kampagne eher geeignet sei, Aufmerksamkeit zu generieren als herkömmliche Werbespots, die ausschließlich die Sonnenseite einer Stadt darstellten. Dem standen Kritiker gegenüber, die meinten, das Video werde zwar von einigen jüngeren und Social-Media-affinen Konsumenten als spritzig empfunden, sei aber insgesamt kaum geeignet, Touristen oder Ortsfremde dazu zu motivieren, statt nach Salzburg oder Wien spontan einen Wochenendtrip nach Linz zu buchen.
Eine Leserumfrage der „OÖN“ zeigt ein ähnlich gespaltenes Bild: Während etwa 45 Prozent das Imagevideo als „sehr gelungen“ beurteilen, empfindet es etwa ein Drittel als „No-Go“. Der Rest entschied sich für die Antwortoption, die Kampagne sei „originell, verfehlt aber das Ziel“. Eine Anfrage des Portals „exxpress.at“ nach den Kosten für die Herstellung des Spots blieb bis dato unbeantwortet.
Reinhard Werner schreibt für Epoch Times zu Wirtschaft, gesellschaftlichen Dynamiken und geopolitischen Fragen. Schwerpunkte liegen dabei auf internationalen Beziehungen, Migration und den ökonomischen Folgen politischer Entscheidungen.

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