Rückzug aus „X“: Das Deutschlandradio will nicht mehr „twittern“

Mit dem Aus für den „Deutschlandfunk“-Account auf der sozialen Plattform „X“ hat der Deutschlandradio-Senderverbund seinen letzten noch aktiven „X“-Auftritt eingestellt. Ein Sprecher nannte gegenüber der Epoch Times die Gründe für den Rückzug.
Die Online-Plattform Twitter wurde nach der Übernahme durch Elon Musk in X umbenannt.
Online-Plattform X.Foto: Monika Skolimowska/dpa/Illustration
Von 3. Januar 2024

Das Deutschlandradio hat sein komplettes Engagement im sozialen Netzwerk „X“ (vormals: Twitter) beendet. Am 2. Januar 2024 wurde der X-Account des Deutschlandfunks (DLF) als letzter von ursprünglich drei Kanälen der Deutschlandradio-Senderfamilie „stillgelegt“, wie ein Sprecher auf Anfrage der Epoch Times bestätigte.

„Wir haben uns zu diesem Schritt entschlossen, da in den vergangenen Monaten vermehrt Nutzerinnen und Nutzer X verlassen haben“, erklärte der Deutschlandradio-Sprecher. Für die Verbreitung der Sendungsinhalte spiele „die Plattform kaum noch eine Rolle“. Außerdem habe das Deutschlandradio „den Eindruck gewonnen, dass die Content-Moderation deutlich zurückgefahren wurde und Hasskommentare zugenommen haben“. Auch „technische Probleme und inhaltliche Änderungen wie die des Verifizierungssystems“ hätten die Senderfamilie zum Rückzug bewogen.

Im Abschiedstweet des DLF hatte es weit weniger detailliert geheißen, dass „Entwicklungen auf dieser Plattform“ zum Stilllegungsbeschluss geführt hätten.

Zwei der drei einst eingerichteten X-Accounts des Deutschlandradios – nämlich „Deutschlandfunk Kultur“ und „Deutschlandfunk Nova“ – seien schon seit dem 19. Oktober 2023 „nach und nach“ stillgelegt worden, betonte der Pressesprecher. Mit dem DLF-Konto sei nun der letzte Schritt erfolgt. Die „Mutter“ Deutschlandradio selbst hatte keinen eigenen Account unterhalten.

Archiv bald nur noch für bestätigte Follower erreichbar

Alle drei Angebote würden auf X allerdings nicht komplett gelöscht werden, sondern lediglich auf „inaktiv“ gesetzt. „Nach einigen Tagen werden wir auch beim Konto @dlf wie zuvor bei anderen Profilen auf der Plattform die Option ‚Deine Posts schützen‘ aktivieren, sodass nur noch bestätigte Followerinnen und Follower Zugang zu den alten Posts und dem Profil haben“, betonte der Sprecher. Ein unter dem Titel „Deutschlandradio/Deutschlandrad2“ firmierendes X-Konto habe nichts mit der Senderfamilie zu tun: „Der von Ihnen genannte X-Account ist uns nicht bekannt.“

Das Deutschlandradio-Team prüfe laufend, auf welchen Social-Media-Plattformen es sich überhaupt noch mit seinen Angeboten engagieren wolle. Grundsätzlich gehe es darum, „Menschen zu erreichen, die wir mit unseren Websites und Apps (noch) nicht erreichen“, so der Sprecher. Derzeit pflege man noch Auftritte bei Facebook, Instagram, TikTok und LinkedIn – bei entsprechend strengen Kommentarregeln.

Erfolgreiche Radioprogramme

Im Frühjahr 2023 hatte der „Deutschlandfunk“ noch Rekord-Einschaltquoten verkündet. Nach einem Artikel vom 29. März war der DLF „auf Platz 8 der meistgehörten Programme“ Deutschlands aufgerückt. Nach Untersuchungen der Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse habe das Informationsprogramm damals „täglich 2,28 Millionen Hörerinnen und Hörer“ erreicht. „Deutschlandfunk Kultur“ habe damals eine „Tagesreichweite von 0,52 Millionen Hörerinnen und Hörer“ geschafft, „Deutschlandfunk Nova“ 0,134 Millionen.

Die drei Programme des Deutschlandradios gehören zu den Flaggschiffen des öffentlich-rechtlichen Hörfunks. Die Hauptredaktion sitzt in Köln. Dort werden die Sendungen des „Deutschlandfunks“ und des „Deutschlandfunk Nova“ produziert. Der „Deutschlandfunk Kultur“ sendet aus dem Funkhaus am Hans-Rosenthal-Platz in Berlin.

Die Angebote des gesamten Deutschlandradioverbunds finanzieren sich wie die Angebote von ARD und ZDF beinahe ausschließlich durch die obligatorischen Rundfunkgebühren. Von den derzeit 18,36 Euro pro Haushalt und Monat wandern nach eigenen Angaben „rund 54 Euro-Cent“ auf das Konto des „Deutschlandradios“. Im Jahr 2023 habe der Wirtschaftsplan „Gesamtaufwendungen von rund 289,8 Millionen Euro“ für die drei Hörfunkangebote ausgewiesen.

Insgesamt spült das System der Rundfunkbeitragspflicht jedes Jahr über acht Milliarden Euro in die Kassen der öffentlich-rechtlichen Medien und des Beitragsservices. Im Jahr 2022 hatte es ein „Allzeithoch“ von rund 8,57 Milliarden Euro gegeben.

Kommt im Januar 2025 die nächste Beitragserhöhung?

Nach der vorläufigen Empfehlung der zuständigen Expertenkommission soll der monatliche Beitrag ab dem 1. Januar 2025 um 58 Cent auf einen monatlichen Betrag von 18,94 Euro steigen. Die Mehrheit der Deutschen lehnt eine solche Erhöhung ab. Auch die Landesregierungen von Nordrhein-Westfalen, Bayern, Niedersachsen, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt hatten sich im Juni 2023 gegen eine Erhöhung ausgesprochen.



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