SPD-Chef zu Kindergeld: Entlastung nur für einkommensstarke Familien „ungerecht“

Nach dem Streit um den Sparhaushalt 2024 bricht in der Ampel offenbar ein neuer Konflikt um das Kindergeld aus. „Auch Familien mit kleinen und mittleren Einkommen müssen in diesem Jahr mehr bekommen“, fordert die SPD.
Im kommenden Jahr steigt unter anderem das Kindergeld auf einheitlich 250 Euro pro Monat und Kind.
Das Kindergeld wurde zuletzt im Januar 2023 von 219 auf 250 Euro angehoben.Foto: Monika Skolimowska/dpa
Epoch Times21. Januar 2024

SPD-Chef Lars Klingbeil hat die Pläne von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) kritisiert, den steuerlichen Kinderfreibetrag anzuheben, nicht aber das Kindergeld.

„Nur Familien mit sehr hohen Einkommen zu entlasten, halte ich für ungerecht“, sagte Klingbeil der „Bild am Sonntag“. „Gerade die arbeitende Mitte, also diejenigen, die jeden Tag aufstehen, ihr Einkommen hart erarbeiten und sich nebenbei um ihre Kinder, die Nachbarn und den Verein kümmern, sollten entlastet werden.“

Genau diese Menschen würden immer noch die Folgen der Inflation spüren, sagte Klingbeil. „Deswegen ist für mich völlig klar, dass auch Familien mit kleinen und mittleren Einkommen in diesem Jahr mehr bekommen müssen.“

Wegen der im Januar erfolgten Erhöhung des Bürgergelds für Kinder will Finanzminister Lindner den Kinderfreibetrag, auf den Eltern keine Steuer zahlen müssen, von 6.024 auf 6.612 Euro in 2024 anheben. Eine Erhöhung des Kindergelds, das zuletzt im Januar 2023 von 219 auf 250 Euro angehoben wurde, sieht das Bundesfinanzministerium nicht vor.

SPD: „Sparprogramm an der falschen Stelle“

Protest kommt auch aus der SPD-Fraktion. Finanz-Experte Michael Schrodi kündigt in der „Bild am Sonntag“ Widerstand an: „Das wird die SPD nicht mitmachen. Für solche Pläne aus dem Haus Lindner wird es keine Mehrheit geben.“

Laut Schrodi steigt durch die Erhöhung des Kinderfreibetrags die Steuerentlastung für Eltern mit sehr hohen Einkommen pro Kind auf maximal 377 Euro im Monat. „Das ist ein Plus von 23 Euro. Da ist eine entsprechende Kindergelderhöhung Pflicht“, so der SPD-Abgeordnete.

Was Lindner vorhabe, sei ein Sparprogramm an der falschen Stelle: „Wenn 380 Millionen für die zusätzliche Entlastung der reichsten Eltern da sind, dann hat er auch das Geld für eine Kindergelderhöhung.“ Würde das Kindergeld entsprechend der zusätzlichen Entlastung beim Kinderfreibetrag steigen, müsste es neun Euro im Monat mehr geben. Das kostet 1,5 Milliarden, davon müsste der Bund 600 Millionen stemmen.

FDP und Grüne

Der FDP-Haushaltspolitiker Christoph Meyer sagte am Freitag der Nachrichtenagentur AFP, im vergangenen Jahr sei „die größte Kindergelderhöhung in der Geschichte der Bundesrepublik“ wirksam geworden. Für eine erneute Erhöhung sehe seine Partei „keine Grundlage“.

Auch von den Grünen kommt Protest. Fraktionsvize Andreas Audretsch erklärte gegenüber der „Bild am Sonntag“: „Familien in der Mitte dürfen nicht leer ausgehen.“ Es sei geübte Praxis, Kindergeld und Kinderfreibetrag gleichermaßen zu erhöhen. „Diese Verlässlichkeit wird zu Recht von den Bürgerinnen und Bürgern erwartet.“

Nach Zahlen des Bundesfamilienministeriums wird für 3,8 Millionen Kinder (22 Prozent) der Kinderfreibetrag geltend gemacht. Rund zwei Millionen Kinder (11 Prozent) leben vom Bürgergeld-Satz. Für die größte Gruppe von 11,7 Millionen Kindern (67 Prozent) wird als staatliche Unterstützung nur das Kindergeld gezahlt. (dts/afp/red)



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