Showdown: Poroschenko fordert Selenskyj im Kiewer Fußballstadion zum Wahlkampfduell heraus

Titelbild
Petro Poroschenko bei einer Rede in Kiew, im Juni 2015.Foto: SERGEI SUPINSKY/Getty Images
Epoch Times17. April 2019

Showdown im Fußballstadion: Die beiden Bewerber um das Präsidentenamt in der Ukraine, Wolodymyr Selenskyj und Petro Poroschenko, wollen sich am Freitag eine Debatte vor zehntausenden Wählern im Kiewer Olympiastadion liefern. Zwei Tage später entscheidet sich dann, wer künftig die Ukraine regiert.

Laut einer aktuellen Umfrage ist Selenskyj fast dreimal so beliebt wie Poroschenko. Selenskyj hatte die erste Runde der Präsidentschaftswahl deutlich gewonnen.

Stadiondebatte

Am Mittwoch einigte er sich dann mit dem Zweitplatzierten, dem amtierenden Präsidenten Poroschenko, auf die Eckpunkte der Stadiondebatte: Ab 16.00 Uhr Ortszeit (18.00 Uhr MESZ) werden sich die beiden am Freitag gegenüberstehen, Zuschauer können sich online registrieren, um an kostenlose Eintrittskarten zu kommen.

Der 41-jährige Komiker und Politikneuling Selenskyj hatte in der ersten Runde der Präsidentschaftswahl mit mehr als 30 Prozent die meisten Stimmen geholt. Poroschenko kam auf rund 16 Prozent.

Bei einer am Dienstag veröffentlichten Umfrage sprachen sich 72 Prozent der Teilnehmer für Selenskyj aus, gerade mal 25 Prozent waren für Poroschenko. Die Ukraine hat rund 45 Millionen Einwohner und ist eines der ärmsten Länder Europas.

Selenskyjs politisch unerfahren

Selenskyjs politische Erfahrung beschränkt sich darauf, dass er in der Fernsehserie „Diener des Volkes“ den ukrainischen Präsidenten spielt. Der 41-Jährige profitierte von der Unterstützung der Wähler, die von der Korruption und der Wirtschaftskrise in der Ukraine frustriert sind.

Kritiker sehen jedoch das Risiko, dass er durch seine mangelnde politische Erfahrung dem übermächtigen Nachbarn Russland wenig entgegenzusetzen hat.

Poroschenko versagt als Präsident

Der 53-jährige Poroschenko regiert die Ukraine seit den Maidan-Protesten im Jahr 2014. Damals hatte er versprochen, die Ukraine stärker am Westen auszurichten, gegen die weit verbreitete Korruption vorzugehen und den bewaffneten Konflikt mit den prorussischen Rebellen im Osten des Landes zu beenden.

Der Konflikt schwelt jedoch weiter, auch die Korruption ist allgegenwärtig. Im Wahlkampf versuchte Poroschenko, sich als alleiniger Kandidat zu präsentieren, der dem mächtigen Nachbarn Russland die Stirn bieten könne.

Die Idee einer Debatte zwischen den beiden Kandidaten stammt von Präsident Poroschenko. Er hofft, in einer solchen Situation seine politische Erfahrung ausspielen und seinen Herausforderer als politischen Laien entlarven kann. Selenskyj hatte dann ein Fußballstadion als Ort ins Gespräch gebracht.

Timoschenko soll moderieren

Die anschließenden Verhandlungen über weitere Details hatten teils absurde Formen angenommen. So bestand Selenskyj unter anderem darauf, dass beide Männer vor der Debatte einen Drogentest ablegen. Zudem schlug er die Drittplatzierte des ersten Wahlganges, die frühere Ministerpräsidentin Julia Timoschenko, als Moderatorin vor.

Welchen Einfluss die Debatte im Olympiastadion auf die Stichwahl am Sonntag haben wird, ist noch unklar. Fest steht jedoch bereits, wie es für Präsident Poroschenko nach dem Showdown vor großem Publikum weitergeht: Er fährt anschließend alleine ins Fernsehstudio.

Denn Wolodymyr Selenskyj will am ursprünglich geplanten TV-Duell nicht teilnehmen und überlässt seinem Rivalen damit die gesamte Sendezeit.

Selenskyj ignoriert bisher klassische Medien

Auch im Wahlkampf hatte Selenskyj die klassischen Medien weitgehend ignoriert. Am Dienstag forderten deshalb Vertreter zahlreicher Redaktionen, der Herausforderer möge sich vor der Stichwahl ihren Fragen stellen.

In einem von rund 20 Medienunternehmen unterzeichneten Brief appellierten sie an Selenskyj, er solle „beweisen, dass die Prinzipien von Offenheit und Transparenz, auf die Sie sich berufen, nicht nur leere Worte sind“. Derzeit blieben die Fragen der Leser, Zuschauer und Zuhörer unbeantwortet, kritisierten die Journalisten. (afp)



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