Migrationskrise in Südamerika: Tausende Venezolaner strömen nach Peru

Kurz vor Inkrafttreten verschärfter Grenzkontrollen flüchteten weitere Tausende Migranten aus dem Krisenstaat Venezuela nach Peru. Mittlerweile sind 2,3 Millionen Venezuelaner geflüchtet.
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Venezuelanische Flüchtlinge auf dem Weg nach Peru am 21. August 2018 auf der Panamericana in Tulcan, Ecuador.Foto: LUIS ROBAYO/AFP/Getty Images
Epoch Times25. August 2018

Kurz vor Inkrafttreten verschärfter Grenzkontrollen sind Tausende Migranten aus dem Krisenstaat Venezuela nach Peru ausgereist. In der Nacht zum Samstag (Ortszeit) kam es zu langen Schlangen am Grenzübergang zwischen Ecuador und der nordperuanischen Stadt Tumbes, wie örtliche Medien berichteten. Ab Mitternacht durften nur Venezolaner in Besitz eines Reisepasses in das Andenland einreisen.

Nach peruanischen Behördenangaben überquerten bislang täglich rund 3000 Migranten auf der Flucht von Hunger und Elend die Grenze, bislang reichte für die Einreise ein einfacher Personalausweis.

Ecuador kündigte am 16. August an, dass Venezuelaner, die in das Land einreisen, ab dem 18. August Pässe vorweisen müssen, ein Dokument, das viele nicht haben. Peru folgte am 17. August und kündigte eine identische Maßnahme an, die am 25. August beginnen soll.

Wegen der Wirtschafts- und Versorgungskrise im einst sozialisitischen Erdölstaat Venezuela ist es zunehmend schwerer, Reisedokumente zu erhalten.

Südamerika erlebt gerade wohl die größte Flüchtlingskrise seiner Geschichte. Hunderttausende Venezolaner sind in den vergangenen Monaten in die Nachbarstaaten geflohen – nach Angaben der UN haben bereits 2,3 Millionen Menschen das Land verlassen.

Die Länder der Region sind zunehmend überfordert. Zuletzt kam es in Nordbrasilien zu fremdenfeindlichen Übergriffen gegen venezolanische Migranten.

Das Geld-Drucken im Sozialismus führt zum Exodus der Bevölkerung

Der Ökonom Steve Hanke verweist darauf, dass der Niedergang von Venezuela mehr mit dem der postkommunistischen Nationen zu tun habe. Es sei kein lateinamerikanisches Land, das „einen Regimewechsel nach dem anderen durchgemacht hat, es ist kein lateinamerikanischer Fall“. Sondern:

Es ist ein postkommunistischer Fall, in dem man wirklich eine radikale Reform durchführen muss, um das Land wieder in Form zu bringen und zu stabilisieren.“

Der einzige Ausweg aus dem Elend sei eine Umstellung auf den Dollar. „Alle anderen Systeme sind zum Scheitern verurteilt“, sagte Hanke.

In Venezuela begann die verheerende Inflation mit dem Zusammenbruch des „Bolivar“, der einheimischen Währung. Dieser ist praktisch wertlos und kaum das Papier wert, auf dem er gedruckt wird. Zwischen den Staatsausgaben und den Einnahmen herrscht eine breite Kluft. Und dann „gehen die Finanzbehörden zum Gouverneur der Zentralbank und halten ihm eine Waffe an den Kopf… und er schaltet die Druckmaschinen an“.

In Venezuela hat der Sozialismus des 21. Jahrhunderts den „Bolivar“ in den Tod getrieben. Die Revolution von Hugi Chávez etablierte eine Politik von ungezügelten Staatsausgaben, „gepaart mit dem klassischen sozialistischen Rezept der Industrieverstaatlichungen und der Beschlagnahmung von Privateigentum, dessen Folgen jahrelang von hohen Öleinnahmen überdeckt wurden“, wie Steve Hanke analysiert.

Nun ist die Regierung pleite und steht einer Verschuldung von über 140 Milliarden Dollar gegenüber. Das gesamte Bruttoinlandsprodukt des Landes lag 2017 bei 215,3 Milliarden US-Dollar. Der Staat ist bankrott und sieht als einzige Lösung das Drucken von Geld an.

Eigentlich ist Venezuela reich an Erdöl

Eigentlich ist Venezuela mit geschätzten 65.000 Millionen Tonnen Öl- und Gasreserven ein reiches Land. Doch seit die „Vereinigte Sozialistische Partei“ die Kontrolle über die Ölindustrie übernommen hat, verkommen die Anlagen und die Pumpen verrosten.

Hugo Chávez regierte 14 Jahre, doch der Wohlstand des Sozialismus für alle blieb aus. Statt dessen verarmte das Land. „Der Blick“ erklärt:

Erst unter seinem Nachfolger Nicolás Maduro ist aus dem sozialistischen Traum endgültig ein nationaler Albtraum geworden“.

Stromausfälle, keine Waren in den Supermärkten – und volle Waisenhäuser. Überfüllte Waisenhäuser, da, so ein anonymer Mitarbeiter der katholischen Diözese Caracas: „Immer mehr Eltern geben ihre Kinder bei uns ab, damit sie nicht verhungern.“

Doch es ist gefährlich darüber zu reden, es gibt zu viele Spitzel.

(dpa/ks)



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