Astana im Zwielicht – Darf Boom am Samstag starten?

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Bei Lars Boom wurde beim offiziellen Gesundheitscheck einen zu niedrigen Cortisol-Spiegel festgestellt.Foto: Bas Czerwinski/dpa
Epoch Times4. Juli 2015
Die Negativ-Schlagzeilen um das Skandal-Team Astana mit Vorjahressieger Vincenzo Nibali reißen nicht ab. Kurz vor dem Start der 102. Tour de France ist der niederländische Radprofi Lars Boom mit einem zu niedrigen Cortisol-Spiegel aufgefallen.

Der kasachische Rennstall hat daraufhin den Italiener Alessandro Vanotti nach Utrecht reisen lassen und hofft auf eine Nachnominierung des Ersatzfahrers.

Vanotti werde am Samstagmorgen alle medizinischen Tests absolvieren und dann auf eine Entscheidung des Weltverbandes UCI warten, teilte der Rennstall in der Nacht mit. Die UCI hatte aber zuvor schon mitgeteilt, dass die Frist für eine Nachnominierung mit der Manager-Sitzung am Freitag um 10.30 Uhr abgelaufen sei.

Am Freitagabend war bekanntgeworden, dass der Niederländer Boom beim offiziellen Gesundheitscheck einen zu niedrigen Cortisol-Spiegel aufgewiesen hatte. Dies ist nicht zwingend ein Indiz für ein Dopingvergehen. Der Wert kann auch durch eine medikamentöse Behandlung entstanden sein, für die womöglich ein ärztliches Attest vorliegt. Astana hat sich aber den Regeln der Bewegung für einen glaubwürdigen Radsport (MPCC) unterworfen. Demnach ist in einem solchen Fall eine vorbeugende Sperre von acht Tagen vorgesehen.

Sollte Astana aus der MPCC austreten, könnte Boom trotzdem starten. Ähnlich war der zweitklassige italienische Rennstall Bardiani-CSF vor dem Giro d’Italia vorgegangen, als ein namentlich nicht genannter Fahrer ebenfalls mit einem zu niedrigen Cortisol-Wert aufgefallen war. Auch George Bennett vom niederländischen Team Lotto-NL war durchs Raster gefallen. Der Rennstall verzichtete auf seinen Start, verließ dann aber im Juni die MPCC. Zuvor war auch schon Lampre ausgetreten.

Die MPCC war 2007 im Zuge der zahlreichen Dopingskandale im Radsport von mehreren Teams gegründet worden. Dabei unterwerfen sich die Mannschaften strengeren Regeln, um so zu dokumentieren, dass sie für einen sauberen Sport einstehen. Auch Astana respektiert die Regeln, wie Teamchef Alexander Winokurow in der Vergangenheit stets betonte. Nun kommt es womöglich für das zwielichtige Team aus Kasachstan zur Zerreißprobe.

Denn Boom gilt als wichtiger Helfer von Nibali. Der Klassikerspezialist soll gerade in der ersten Woche den italienischen Sieganwärter sicher ans Ziel bringen. Schließlich stehen knifflige Etappen mit dem Kopfsteinpflaster auf dem Weg nach Cambrai oder den Zielankünften an der Mur von Huy oder der Mur de Bretagne an. Boom hatte im Vorjahr die verregnete Kopfsteinpflaster-Etappe nach Arenberg gewonnen.

Astana soll am Freitag um 14.00 Uhr von dem Fall Boom erfahren haben. Noch eine Stunde später hatte der Niederländer bei der offiziellen Pressekonferenz neben Nibali gesessen, als sei nichts gewesen.

Astana kann sich eigentlich einen Start des 29-Jährigen nicht erlauben. Der Rennstall steht ohnehin unter besonderer Beobachtung. Die UCI hatte im Frühjahr den Lizenzentzug für die Winokurow-Mannschaft gefordert, nachdem es innerhalb des Teams und der Nachwuchsmannschaft zu fünf Dopingfällen gekommen war. Dazu hatte die italienische Polizei vermeintliche Indizien über eine illegale Zusammenarbeit zwischen Winokurow und dem lebenslang gesperrten Mediziner Michele Ferrari vorgelegt. Die Lizenzkommission sah aber von einem Fahrverbot für Astana ab.

(dpa)

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