Balken-Medaille für Pauline Schäfer – Hilfe aus Kanada

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Talent und Arbeit von Pauline Schäfer wurden in Glasgow mit einer Medaille belohnt.Foto: Andrew Cowie/dpa
Epoch Times2. November 2015
Die „Balken-Offensive“ trägt erste Früchte. Nachdem die Bronzemedaille von Pauline Schäfer bei der Turn-WM in Glasgow wahre Jubelstürme im deutschen Lager auslöste, wollte Cheftrainerin Ulla Koch jedoch nicht vom ersten sichtbaren Erfolg ihrer Bemühungen sprechen.

„Wir sind schon bei den Europäischen Jugendspielen am Balken erfolgreich gewesen, und schließlich stand Pauline ja auch im EM-Finale von Montpellier“, meinte die „Chefin“ in der Stunde des unerwarteten Erfolges in Schottland.

Noch nie zuvor hatte eine Turnerin des Deutschen Turner-Bundes an diesem Gerät eine WM-Medaille gewonnen. Und auch die Erfolge der besten DDR-Turnerin Maxi Gnauck waren nach 34 Jahren fast in Vergessenheit geraten. Die 18-jährige Saarbrückerin holte sich die Medaille nicht mit einer perfekten Übung, aber mit Köpfchen. Sie ließ sich von der Cheftrainerin breit schlagen und verzichtete auf ihren schwierigen, aber eben nie ganz sicheren „Schäfer-Salto“.

Noch am Abend beim Abschluss-Bankett im Wissenschafts-Museum von Glasgow schüttelte Pauline immer wieder ungläubig den Kopf: „Ich kann es immer noch nicht fassen, dass ich die Medaille umhängen habe“, meinte sie. Viel Zeit zum Feiern – vor allem auch des damit verbundenen direkten Olympia-Tickets – bleibt nicht. „Es geht direkt zurück nach Chemnitz, weil am Mittwoch schon wieder das Gander-Memorial in der Schweiz ansteht“, erklärte sie, warum sie nun nicht erst einmal im heimischen Bierbach mit Eltern und Freunden den Erfolg genießen kann.

Spekulationen kamen nach ihrem Erfolg auf, ob es denn mit dem „Schäfer-Salto“ sogar WM-Silber geworden wäre. Doch Pauline winkte ab. „Ich bin so froh über die Medaille. Wir haben alles richtig gemacht.“ Die seit Glasgow erfolgreichste Turnerin der WM-Geschichte, die US-Amerikanerin Simone Biles, hätte sie sowieso nie gefährden können. Mit ihren Titeln neun und zehn an Boden und Balken zog sie an den bisher die Rangliste anführenden Russinnen Larissa Latynina und Swetlana Chorkina vorbei, die in der Vergangenheit ebenso je neun WM-Titel gesammelt hatten wie die Rumänin Gina Gogean.

Neben der außergewöhnliche Befähigung von Pauline Schäfer für das Balken-Turnen – „Es ist schon immer mein Lieblingsgerät“, sagt sie – dürften Gründe in der vor Jahren initiierten „Balken-Offensive“ der Deutschen zu suchen sein. Speziell ein Name steht für die neuen Trainingsformen: Carol-Angela Orchard, die alle nur C.A. oder gar in höchsten Tönen die „Balken-Fee“ nennen. Die Kanadierin arbeitet seit zwei Jahren als Honorar-Trainerin für den DTB und begeistert die Turnerinnen mit der von ihr vermittelten Sicht auf das nur zehn Zentimeter breite Gerät. „See the beam“ (Sieh auf den Balken) ist das häufig gebrauchte Stichwort für ihre Arbeit.

„Ich habe ein spezielles System. Es ist sicher nicht der einzige Weg, Balken zu trainieren, aber er ist der einfachste“, versuchte die Spezialistin aus Toronto ihre Rolle zu erklären. Sie ist bestrebt, bei den Turnerinnen größtmögliches Selbstvertrauen zu entwickeln. Das Wort von der „Angst vor dem Balken“ gilt als Tabu bei C.A. In den ersten Monaten setzten die Turnerinnen alles daran, Rückstände beim Schwierigkeitsgrad der Übungen aufzuholen, jetzt geht es um Präzision der Ausführung.

Insofern waren die drei Absteiger von Sophie Scheder und Leah Grießer in der Qualifikation, die schließlich die direkten Olympia-Tickets kosteten, ein Rückschlag. Doch lassen sich die Deutschen nicht verrückt machen. „Das war unsere schlechteste Balken-Vorstellung seit Monaten. Wir wissen, dass wir viel mehr können. Und wir werden das noch zeigen“, verbreitete Ulla Koch Optimismus, im zweiten Anlauf im April die Fahrkarten nach Rio zu buchen.

(dpa)

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