Club-WM und die Frage nach dem Sinn – Hype um Ronaldo

Es ist mal wieder Club-WM in Japan. Die sportliche Attraktivität des Wettbewerbs hält sich aber in Grenzen. FIFA-Chef Infantino hat daher ehrgeizige Pläne und will ein Turnier mit 32 Vereinsmannschaften im Sommer schaffen. Die Leidtragenden wären die Fußballer.
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Cristiano Ronaldo steht auch in Japan im Mittelpunkt.Foto: Angel Martinez/dpa
Epoch Times13. Dezember 2016

Der Hype um Cristiano Ronaldo ist dieser Tage mal wieder besonders groß. Schon am Flughafen in Tokio wurde der Superstar mit seinen Teamkollegen von Real Madrid von mehreren hundert japanischen Fußball-Fans kreischend empfangen.

Und es gehört wenig Fantasie dazu, dass der Portugiese auch am Sonntag im Mittelpunkt stehen wird, wenn bei der Club-Weltmeisterschaft der Titel im WM-Stadion von Yokohama vergeben wird.

Die Trophäe liegt quasi für Ronaldo und Co. zur Abholung bereit. So wie es eigentlich jedes Jahr für den Gewinner der Champions League läuft. Seit 2007 ist mit einer Ausnahme der Titel immer nach Europa gegangen. Wenn sich die Meister der Kontinentalverbände treffen, ist das Leistungsgefälle einfach zu groß. So dürfte sich auch die Gegenwehr von Reals Halbfinal-Gegner Club América (Mexiko) am Donnerstag oder den möglichen Final-Teilnehmern Kashima Antlers (Japan) oder Atlético Nacional (Kolumbien) in Grenzen halten.

So stellt sich mal wieder die Frage nach dem Sinn dieses Wettbewerbs am Ende eines strapaziösen Jahres, in dem allein Ronaldo schon 55 Pflichtspiele für Real und Europameister Portugal bestritt. Auch wenn seine müden Augen etwas anderes vermuten ließen, wollte Ronaldo nach dem 13-Stunden-Trip keine Misstöne aufkommen lassen. „Es ist ein großes Turnier und ich möchte es zum dritten Mal gewinnen“, sagte der dreimalige Weltfußballer nach seiner Ankunft, sein deutscher Kollege Toni Kroos pflichtete ihm bei: „Wir nehmen den Wettbewerb sehr ernst“.

Die fehlende Attraktivität des Wettbewerbs ist auch dem neuen FIFA-Chef Gianni Infantino nicht entgangen. „Der Wettbewerb ist nicht gerade begeisternd“, räumte der Walliser ein und regte sogleich eine weitreichende Reform an. Eine Club-WM mit den besten 32 Teams sei die Lösung. „Wir müssen eine Weltmeisterschaft kreieren, die für die Clubs interessant ist, aber auch für die Fans auf der ganzen Welt“, sagte Infantino, der unlängst auch für eine Ausweitung der Fußball-WM von 32 auf 48 Mannschaften plädiert hatte. Schon ab 2019 könnte eine neu formierte Club-WM etwa vom 10. Juni bis 30. Juni ausgetragen werden.

Die Absicht dahinter ist klar: Mit einem derartigen Konkurrenzprodukt zur UEFA Champions League könnte die FIFA auch auf Vereinsebene an die großen Geldtöpfe gelangen. Ein Turnier, an dem Vereine wie Real, FC Barcelona, Bayern München oder Manchester United teilnehmen, würde schlagartig die Anziehungskraft erhöhen. Die Leidtragenden wären die Spieler, die schon jetzt unter der großen Belastung leiden. Schließlich kommt auf Nationalmannschaftsebene nach WM, EM, Confederations Cup ab der Saison 2018/19 auch noch das UEFA-Produkt Nations League.

Die früheren Starstürmer Zvonimir Boban und Marco van Basten sollen sich mit der Reform der Club-WM beschäftigen. Bis dahin dient das Turnier, das in den kommenden beiden Jahren in den Vereinigten Arabischen Emiraten ausgetragen wird, auch als Versuchsobjekt – wie etwa bei der möglichen Einführung des Videobeweises. Ähnlich wie zuletzt beim Länderspiel zwischen Italien und Deutschland (0:0) kommt das neue Hilfsmittel für die Schiedsrichter bei den Spielen in Japan zum Einsatz. (dpa)



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