Doll beendet Karriere mit Rang 27 – Bö siegt erneut

Die deutschen Biathleten suchen nach dem Karriereende von Doll einen neuen Anführer. Der alte freut sich auf sein neues Leben. Für das deutsche Team gibt es mit Blick auf die neue Saison viel zu tun. Während Doll Schluss macht, hat ein Norweger immer noch nicht genug.
Benedikt Doll bestritt seinen letzten Weltcup.
Benedikt Doll bestritt seinen letzten Weltcup.Foto: Hendrik Schmidt/dpa
Epoch Times18. März 2024

Im Ziel wartete das ganze deutsche Team auf Benedikt Doll, im Konfettiregen verabschiedeten sich auch die internationalen Konkurrenten vom deutschen Capitano: Mit Platz 27 im Massenstart von Canmore beendete Doll seine lange und erfolgreiche Biathlon-Karriere.

Zwar konnte der 33-Jährige beim Saisonfinale in Kanada in seinem 323. und letzten Weltcup-Rennen nichts mehr reißen, aber das dürfte nur eine Randnotiz gewesen sein – zumal er mit WM-Bronze im Einzel noch mal einen großen Erfolg gefeiert hatte. Doll schoss bei seinem finalen Auftritt sechs Fehler und hatte am Sonntag nach 15 Kilometern als schlechtester Deutscher 3:41,8 Minuten Rückstand auf den siegreichen Norweger Johannes Thingnes Bö.

„Ich wollte noch mal kämpfen und keinen Show-Wettkampf draus machen. Ich konnte stehend fast nichts mehr treffen. Am Schluss habe ich die Jungs ziehen lassen, die Energie war weg und habe die letzten Meter für mich genossen“, sagte Doll im ZDF.

Norweger dominieren alle Weltcup-Wertungen

Während Bö in Canmore einen Dreifachsieg feierte, konnte Doll in den drei letzten Rennen seiner langen und erfolgreichen Karriere keine Akzente mehr setzen. Im Sprint und in der Verfolgung hatte es auch nur zu den Plätzen 23 und 26 gereicht. Damit beenden die Schützlinge von Bundestrainer Uros Velepec die Saison mit 14 Podestplätzen, davon vier Siege – zwei für Doll sowie je einer für Roman Rees und Philipp Nawrath.

Zweiter wurde am Sonntag der Norweger Johannes Dale-Skjevdal, Rang drei sicherte sich Emilien Jacquelin aus Frankreich. Für Bö war es der 76. Weltcupsieg und der insgesamt 85. Rennsieg seiner Karriere. Damit steht nur noch sein Landsmann Ole Einar Björndalen (95), mit dem sich Bö den Titel Rekord-Weltmeister (20) teilt, vor ihm.

Die dominierenden Norweger gewannen alle Weltcup-Wertungen. Neben seinem fünften Weltcupgesamtsieg gewann Bö auch die Disziplinwertungen im Massenstart, Einzel und in der Verfolgung. Sein Bruder Tarjei Bö war der Beste in der Sprintwertung. Auch die Nationenwertung und Staffelwertung gingen an die Skandinavier.

Bester Deutscher im Massenstart wurde Justus Strelow als 13., Nawrath wurde 15. Direkt vor Doll kamen Philipp Horn (23.), Johannes Kühn (24.), Rees (25.) und Danilo Riethmüller (26.) ins Ziel.

Was kommt nach dem Sport?

Benedikt Doll startet nun in sein neues Leben. Und in dem spielt Sport keine allzu große Rolle mehr. Wenn, dann nur noch als Hobby. „Es gibt bei uns einige Volksläufe oder in Freiburg den Marathon. Ich kann mir schon vorstellen, dass ich da mal mitmache“, sagte der 33-Jährige. Auf einen vollen Wettkampfkalender habe er aber keine Lust mehr, deswegen höre er nach zwölf erfolgreichen Jahren im Weltcup auf.

Professioneller Biathlon-Trainer werde er nicht, und auch im deutschen Verband wolle er nicht aktiv sein. Ein Ehrenamt wäre da schon eher was, „vielleicht mal Kindertrainings“ leiten. Einen Job als TV-Experten kann sich der Sprint-Weltmeister von 2017 ebenfalls nur nebenberuflich vorstellen.

„Er ist ein Vorbild für viele junge Athleten, die hoffentlich noch kommen. Er wird sicher mit Rat und Tat zur Seite stehen, wenn es Fragen gibt“, sagte Sportdirektor Felix Bitterling nach dem Saisonfinale.

Zweites Studium im Herbst

Konkrete Pläne für seine berufliche Zukunft hat Doll schon länger. „Ich will was machen mit Impact, etwas im Bereich der Nachhaltigkeit und Energiegewinnung“, sagte der Vater eines anderthalb Jahre alten Sohnes. Im Herbst beginnt der 33-Jährige ein zweites Studium, diesmal über nachhaltige Energiesysteme in Offenburg. Damit wolle er auch helfen, seinen „bislang als Sportler nicht so guten CO2-Abdruck zu verbessern“.

Zu verbessern gibt es auch vieles im deutschen Team. Während die Frauen, bei denen die WM-Einzel-Zweite Janina Hettich-Walz als Zweite im Massenstart ihr erstes Weltcup-Podium feierte, einige Nachwuchshoffnungen haben, sieht es bei den Männern nicht ganz so gut aus. Beste im Gesamtweltcup waren Hettich-Walz als Zehnte und Johannes Kühn als Zwölfter. Vier Saisonsiege holten die Männer, davon zwei durch Doll. Die Frauen blieben wie 2021 ohne Erfolg.

Das Team habe einen deutlichen Schritt nach vorn gemacht, es gebe aber einiges zu tun, sagte Bitterling. Vor allem im schnellen „Duellschießen“ müsse man „definitiv besser“ werden. „Da sind wir einfach zu schwach, sei es in den Staffeln, im Massenstart oder in der Verfolgung, das werden wir mit Vehemenz angehen“, sagte er.

Im Materialbereich der Ski stehen die Techniker gerade bei warmen, tiefen und nassen Bedingungen vor Problemen, das wurde in Canmore bei 16 Grad ebenso deutlich wie bei der WM in Nove Mesto, wo das Material nicht konkurrenzfähig war. „Da haben wir definitiv Bedarf, was zu tun“, sagte Bitterling. Und im Frauenbereich seien die Französinnen den DSV-Skijägerinnen im Kraftausdauerbereich deutlich voraus. (dpa/red)



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