Eiskunstläufer Streubel verpasst WM-Finale

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Franz Streubel hat es nicht ins Finale geschafft.Foto:  CJ Gunther/dpa
Epoch Times31. März 2016
Franz Streubel schlug nach dem verkorksten Kurzprogramm bei der Eiskunstlauf-WM verzweifelt die Hände über dem Kopf zusammen.

Die Erklärungsversuche des an der Leiste verletzten deutschen Meisters in den Katakomben des TD Gardens von Boston klangen zwar plausibel, ändern aber nichts an der tristen Situation im deutschen Herren-Bereich. „Es ist unglücklich, dass mir das passiert ist, weil ich der einzige deutsche Läufer bei der WM bin“, meinte der gebürtige Berliner, nachdem er mit nur 57,19 Punkten das Finale der besten 24 Läufer verpasst hatte.

Mit Schmerztabletten und Akupunkturnadeln im Ohr war die Verletzung nicht zu spüren. Die mentale Sperre aber blieb. Beim vierfachen Toeloop und dem dreifachen Axel landete der für Oberstdorf startende Läufer vor 10 000 Zuschauern krachend auf dem Eis.

Schon bei der EM hatte er als 14. sein Potenzial nicht abrufen können. Danach arbeitete er intensiv an seiner Kondition und wollte sein WM-Ticket rechtfertigen. „Er war super vorbereitet. Schade, dass er sich selbst nicht belohnt hat“, sagte Trainerin und Olympiasiegerin Anett Pötzsch. In Deutschland soll untersucht werden, ob er sich schwerer verletzt hat.

Schon im Training war der Klassenunterschied von Streubel zu den Topleuten zu sehen. Weltrekordler Yuzuru Hanyu aus Japan zauberte die vierfachen Elemente nacheinander auf die Eisfläche – der Deutsche saß mehr auf dem Hosenboden.

In der Kurzkür schraubte sich Hanyu so federleicht bei seinen je vierfach gedrehten Toeloop und Salchow in die Höhe, dass ein Raunen durch das Publikum ging. Mit 110,56 Punkten liegt der 21 Jahre alte Olympiasieger fast uneinholbar vor seinem Trainingskameraden und WM-Titelverteidiger Javier Fernandez (98,52/Spanien) und Patrick Chan (94,84/Kanada).

Hanyu und Fernandez pushen sich gegenseitig – sie sind Schüler des Starcoaches Brian Orser in Toronto. „Ich bin sehr froh, denn ich war doch nervös. Mein Programm war aber noch nicht komplett, es kann noch besser sein“, sagte Hanyu. In der Grand-Prix-Serie Ende 2015 stellte er Punkte-Weltrekorde auf. Danach kehrte der Perfektionist für Monate in seine Heimat zurück. Er trainierte allein oder bei seinem Jugendcoach und bereitete sich erst kurz vor der WM wieder bei Orser in Kanada vor. Kontakte zur Orser in Kanada gab es nur per Mail.

So eigenständig und ehrgeizig ist Streubel nicht. In der Saison-Vorbereitung reist er zwar zur Weiterbildung nach Toronto, im Trainingsalltag daheim müsste er jedoch noch mehr an den Programmen feilen. Besonders seine Choreographie ist noch stark verbesserungswürdig.

Die Weltelite ist den Deutschen enteilt. Im vergangenen Jahr war der Olympia-Achte Peter Liebers bei der WM nur 29. geworden. Streubel wegen seiner Verletzung in Boston nicht hätte starten können, hätte die Deutsche Eislauf-Union (DEU) nicht einmal einen Ersatzläufer nominieren können. Die Berliner Liebers und Paul Fentz sind verletzt. Ansonsten erreichte niemand der deutschen Herren in dieser Saison WM-Niveau.

Die einzige positive Nachricht für die DEU zum WM-Start war das gelungene Debüt der erfrischend laufenden Oberstdorfer Debütanten Kavita Lorenz und Panagiotis Polizoakis. Die 20-Jährigen tanzten locker ins Kürfinale. Das Potenzial, das in ihnen steckt, deuteten sie schon an. Anders als die deutschen Herren haben sie eine Perspektive. Das junge Paar arbeitet mit dem russischen Starcoach Igor Schpilband in Detroit zusammen, um ihr Versprechen für die Zukunft zu erfüllen.

(dpa)

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