Ethiker tagen – Hörmann will „klare und offene“ Debatte

Die Kritik an DOSB-Präsident Alfons Hörmann reißt nicht ab. Wegen der schweren Vorwürfe aus dem Mitarbeiterkreis berät die Ethik-Kommission. Hörmann aber schließt persönliche Konsequenzen vorerst aus.
Titelbild
DOSB-Präsident Alfons Hörmann.Foto: Felix Kaestle/dpa
Epoch Times10. Mai 2021

Alfons Hörmann mühte sich schwer um Gelassenheit. Dabei war der Druck auf den Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbundes weiter gewachsen, als sich der 60-Jährige erstmals ausführlicher zur DOSB-Krise rund um einen anonymen Mitarbeiterbrief äußerte.

Er würde „nichts lieber“ tun, als zu den einzelnen, harten Vorwürfen Stellung zu nehmen, behauptete er im Münchner Presseclub – leider aber sei dies der „falsche Zeitpunkt“ und „falsche Ort“. Nach den Anschuldigungen aus der Vorwoche steht der Allgäuer in der Causa vor entscheidenden hausinternen Anhörungen. Und noch am Montag bekam die Kritik am DOSB-Chef neue Nahrung.

Eines stellte Hörmann aber klar: Seinem Verständnis nach sieht der DOSB-Präsident „keinerlei Grund, in irgendeiner Form“ sein Amt bis zur Aufklärung der Vorwürfe ruhen zu lassen, wie er der Deutschen Presse-Agentur sagte. Am Wochenende hatte es sogar Forderungen nach einem Rücktritt des obersten deutschen Sportfunktionärs gegeben.

Wie es nun weitergeht mit dem Offenen Brief von nicht genannten Mitarbeitern aus der DOSB-Zentrale in Frankfurt, die von einer „Kultur der Angst“, großem psychischen Druck durch Hörmann und einem ganz laxen Umgang mit Corona-Vorschriften berichteten, das liegt an der Ethik-Kommission des DOSB. Am Mittwoch will das Gremium um den früheren Bundesinnenminister Thomas de Maizière über die Anschuldigungen beraten, wie Hörmann zwei Tage zuvor ankündigte.

„Unser Ziel wird sein, all die Punkte klar, offen und transparent zu beantworten“, sagte er. Von den Vorwürfen sei er „persönlich gleichermaßen wie das gesamte Präsidium und der Vorstand“ getroffen, sagte der 60-Jährige. Bis zum Dienstag wolle die DOSB-Spitze den Ethikern „unsere entsprechenden Darstellungen“ vorlegen.

An der Frankfurter Otto-Fleck-Schneise kommt der Hauskrach zur Unzeit, jetzt wo die Vorbereitungen auf Corona-Olympia in Tokio in die wichtigste Phase gehen. Und eigentlich wollte Hörmann bei seinem Termin im Münchner Presseclub vis-à-vis des schmucken Rathauses am Marienplatz auch lieber über die Sommerspiele mit all ihren Herausforderungen rund um die Pandemie-Maßnahmen plaudern.

Hörmann sagte, er sei überrascht gewesen von den Vorwürfen, die er „ernst“ nehme und nach denen man „im Lauf der nächsten Wochen“ zu einem Ergebnis kommen und „die entsprechenden Schlüsse ziehen“ werde. Man wolle „ein anderes Klima im DOSB schaffen“, kündigte er an. Komplett substanzlos wäre der brisante Brief demnach nicht.

Das lassen auch Aussagen des ehemaligen Geschäftsführers der Deutschen Sport Marketing (DSM), Thomas Dieckhoff, erahnen. Dieser sagte der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Montag), dass der DOSB-Chef stets sehr großen Druck aufgebaut habe. „Bei Herrn Hörmann habe ich persönlich den Druck immer als negativ empfunden, als Stress. Das war bedrohlich, verunsichernd und hat nicht dazu beigetragen, für mich persönlich eine positive, motivierende Arbeitsatmosphäre zu schaffen“, erzählte Dieckhoff.

Hörmann beruft sich vor der Tagung der Ethiker auf das Vertrauen, das ihm das DOSB-Präsidium „uneingeschränkt“ und „einstimmig“ ausgesprochen habe. Deswegen denke er nicht an Rücktritt.

Athletenvertreter Jonathan Koch distanzierte sich am Montag indes von der Erklärung. Der Ruderer habe sich bei einer Abstimmung des Präsidiums über eine Positionierung im Fall Hörmann enthalten, stellte er in einer Erklärung bei Twitter klar. Mit der Wortwahl in Teilen der vom DOSB veröffentlichten Stellungnahme sei er nicht einverstanden gewesen. „Trotz meiner Enthaltung wurde ich namentlich unter dieser Positionierung aufgeführt. Dies möchte ich hiermit richtigstellen“, schrieb Koch. (dpa)



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