Fall Torunarigha: Polizei, Vereine und Verbände arbeiten auf

Der Vorwurf rassistischer Beleidigungen duch Schalke-Fans gegen den Berliner Fußball-Profi Jordan Torunarigha schlägt weiter hohe Wellen. Verbände, Vereine und auch die Polizei ermitteln. Zahlreiche Profis solidarisieren sich mit Torunarigha.
Titelbild
Herhtas Jordan Torunarigha spielt auf Schalke den Ball.Foto: Rolf Vennenbernd/dpa/dpa
Epoch Times6. Februar 2020

Die Polizei Gelsenkirchen hat die Ermittlungen aufgenommen, die FIFA bekräftigt die Notwendigkeit zum Kampf gegen Diskriminierung, und Schalkes Aufsichtsratschef Clemens Tönnies verspricht lückenlose Aufklärung.

Die Aufarbeitung des Vorwurfs der rassistischen Gesänge gegen den früheren Junioren-Nationalspieler Jordan Torunarigha von Hertha BSC im Pokal-Achtelfinale beim FC Schalke 04 ist in vollem Gange. Derweil solidarisieren sich viele Profi-Kollegen mit dem 22 Jahre alten Torunarigha, Ex-Profi Hans Sarpei zeigt sich entsetzt, und Torunarighas Vater spricht über eigene Erfahrungen mit Rassismus.

„Wir haben von Amts wegen ein Ermittlungsverfahren eingeleitet“, sagte ein Sprecher der Polizei Gelsenkirchen, nachdem Schalke-Fans unter anderem Affenlaute in Richtung Torunarighas gerufen haben sollen. Es gehe um den Anfangsverdacht der Beleidigung, sagte der Polizeisprecher. Eine Anzeige des Berliner Spielers liege nicht vor. Zuvor hatte der DFB-Kontrollausschuss eine Untersuchung eingeleitet.

Die FIFA unterstrich derweil, sie habe Mitgliedsverbände, Ligen und Clubs aufgefordert, „ein ähnliches Verfahren wie die FIFA und eine Null-Toleranz-Politik für alle Formen von Diskriminierung im Fußball anzuwenden und scharfe Sanktionen für jede Art solchen Verhaltens auszusprechen“. Zum konkreten Fall äußerten sich die FIFA und die Europäische Fußball-Union UEFA zunächst nicht.

Unterdessen schloss sich Schalke-Boss Tönnies dem Vereinsstatement an. „Wir werden alles daransetzen, die Angelegenheit aufzuklären“, sagte der 63-Jährige der „Bild“-Zeitung. Ex-Profi Hans Sarpei antwortete auf die Frage, ob Tönnies mit seinen Aussagen über Afrikaner im Vorjahr ein schlechtes Vorbild gewesen sei, generell. „Es ist wie im Fußball: Wenn sich ein Spieler etwas erlaubt und der Trainer es duldet oder wegguckt, dann gibt es schnell Nachahmer-Effekte“, sagte Sarpei der Deutschen Presse-Agentur: „Dem muss der Verein, dem muss unsere Gesellschaft vorbeugen.“

Grundsätzlich zeigte sich der in Ghana geborene und in Deutschland aufgewachsene Sarpei „entsetzt“ über den Vorfall, lobte aber ausdrücklich das Verhalten des Vereins. Man habe in Deutschland im Bezug auf Rassismus im Fußball „noch keine italienischen Verhältnisse“, erklärte der 43-Jährige: „Aber wir müssen diese Vorfälle sehr ernst nehmen.“

In den sozialen Netzwerken bekundeten weitere Profis Rückhalt für Torunarigha. „Wir stehen alle hinter dir Bruder!!! #notoracism“, schrieb sein früherer Teamkollege Davie Selke, der inzwischen bei Werder Bremen spielt, bei Instagram. „Hätte nicht gedacht, dass so etwas in Deutschland 2020 möglich ist! Bin fassungslos!“, schrieb Bayern Münchens Jérôme Boateng bei Twitter. „#F%** Racism I am with you my man“ (Ich bin bei dir), teilte dessen älterer Bruder Kevin-Prince mit.

Jordan Torunarighas Vater Ojokojo berichtete in der „Bild“-Zeitung, er sei „bei einem Stadtfest durch die Stadt gejagt“ worden. „Die Polizei half mir erst, als sie erkannten, dass ich ein Fußball-Profi war“, sagte der frühere Spieler des Chemnitzer FC: „Ich habe immer versucht, den Rassismus von meinen Kindern fernzuhalten.“ Sein Sohn müsse „seine Emotionen vielleicht manchmal besser in den Griff bekommen. Aber Rassismus tut unglaublich weh.“ (dpa)



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