Hoeneß klotzt bei Transfers – Bayern feiern Martínez

Fußball-Kunst bieten die Bayern gerade nicht. Harte Arbeit muss genügen, um die BVB-Jagd voranzutreiben. Der Mitarbeiter der Woche wird zum Vorbild für unzufriedene Teilzeitkräfte. Der Präsident prophezeit Titelrivale Borussia Dortmund schon mal die «Hölle».
Titelbild
Die Bayern-Bosse Karl-Heinz Rummenigge (l) und Uli Hoeneß planen eifrig die nächste Saison.Foto: Swen Pförtner/dpa
Epoch Times24. Februar 2019

Nach zwei Plauderstunden am Fußball-Stammtisch in einem Münchner Hotel hatte Uli Hoeneß „seinen“ FC Bayern mal wieder möglichst furchteinflößend in Position gebracht.

Auch wenn der Ausgang des Titelduells mit Borussia Dortmund aktuell völlig offen ist, prophezeit der Präsident den Herausforderern um den BVB in der Fußball-Bundesliga schon mal eine neue Phase Münchner Dominanz. „Wenn Sie wüssten, was wir alles schon sicher haben für die kommende Saison…“, bemerkte Hoeneß mit einem vielsagenden Gesichtsausdruck zur Transferoffensive im Sommer. Stuttgarts Weltmeister Benjamin Pavard (22) und HSV-Talent Jann Fiete Arp (19) sind schon fix.

Weltmeister Lucas Hernandez (23) von Atlético Madrid scheint den Bayern tatsächlich die Rekordablöse von 85 Millionen Euro wert zu sein. Heiß sind die Münchner auf Englands Juwel Callum Hudson-Odoi (18) vom FC Chelsea und auch Nationalstürmer Timo Werner (22), der RB Leipzig nur noch in diesem Sommer eine hohe Ablöse einbringt. Denn Werners aktuelles Arbeitspapier in Leipzig läuft 2020 aus.

„Wir sind gut präpariert“, tönte Hoeneß. Der Geldspeicher für die Kadermodernisierung wird geöffnet. „Wir hatten beschlossen, nicht diese, sondern nächste Saison zu klotzen“, sagte Hoeneß am Sonntag in der Talksendung „Doppelpass“ des TV-Senders Sport1. Zu den neuen Stars äußerte er sich namentlich nur vage, weil die aktuellen Profis noch gebraucht und nicht verärgert werden sollen.

Etwa Bayerns Mitarbeiter der Woche. Javi Martínez schlurfte mit Sohnemann Luca an der Hand am Samstag nach dem mühsamen 1:0 (0:0) gegen Hertha BSC über den Arena-Rasen und ließ sich von den Fans feiern. Der 30 Jahre alte Spanier, der schon als Auslaufmodell galt, sorgte nicht nur mit dafür, dass der deutsche Serienmeister vier Tage nach dem kraftraubenden Champions-League-Kampf beim FC Liverpool auch in der Bundesliga erstmals im Jahr 2019 zu Null spielte.

Der kampfstarke Spanier krönte eine wundersame Comeback-Woche auch noch mit dem Siegtor. Von Trainer Niko Kovac erhielten Martínez und seine Kollegen zur Belohnung prompt einen zusätzlichen freien Tag.

So konnten sie am Sonntag entspannt auf der Couch verfolgen, ob Borussia Dortmund gegen Leverkusen nachziehen würde. „Das ist nicht nur ein bisschen wichtig, sondern schon sehr wichtig“, sagte Kapitän Manuel Neuer zum Punktegleichstand am Samstagabend. Hoeneß stichelte: Spätestens am 6. April warte „die Hölle“ auf den BVB beim Topspiel in München. „An dem Tag wird die Meisterschaft vorentschieden.“

Eine Vorentscheidung pro Oliver Kahn (49) scheint indes bereits gefallen zu sein. Der Ex-Kapitän ist Hoeneß‘ Wunschkandidat für die Nachfolge von Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge (63), der seinen Vertrag aber nochmal bis Ende 2021 verlängert hat. Kahn soll schon bald eine Probezeit antreten. „Oliver Kahn würde ein Jahr bei uns normales Vorstandsmitglied. Da hat man Zeit, sich zwölf Monate zu beschnuppern“, sagte Hoeneß. Danach hieße es „ja oder nein“.

Trainer Niko Kovac sprach nach dem Hertha-Spiel von einer „Willensaufgabe“, die sein Team 100 Stunden nach dem physischen und mentalen Kraftakt beim 0:0 gegen den FC Liverpool erfüllen musste. Keiner verkörperte den Willensakt besser als Vorarbeiter Martínez. „Ich möchte immer nur meiner Mannschaft helfen. Heute war es mit einem Tor, ein anderes Mal mit Arbeit oder Kämpfen.“ Hoeneß schwärmte über Martínez: „Es war bei uns ein riesiges Loch im zentralen Mittelfeld. Jetzt ist da Widerstand.“

Martínez sorgte für einen maximalen Bayern-Lohn in einer Partie auf überschaubarem Niveau. „Wir haben nicht brilliert“, gestand Kovac nach seinem 100. Bundesligaspiel als Trainer. Die Offensivkraft der Bayern wurde zudem dadurch geschwächt, dass sich Kingsley Coman einen Muskelfaserriss im Oberschenkel zuzog. Es dürfte eng werden mit der Genesung bis zum Achtelfinal-Rückspiel gegen Liverpool am 13. März.

Martínez (Vertrag bis 30. Juni 2021) steht plötzlich im Verein und auch beim Trainer wieder hoch im Kurs. „Wenn der Javi vor der Abwehr dort steht, wo ich ihn mir wünsche, ist das der Sechser, den wir brauchen“, lobte Kovac. Der Spanier hatte geduldig auf seine Chance gewartet. Anderen Profis setzt die Reservistenrolle zunehmend zu.

Am Samstagabend beklagte sich Edelreservist Rafinha über eine Missachtung des Trainers. „Jetzt schimpft schon der Rafinha!“, lästerte Hoeneß. Sportdirektor Hasan Salihamidzic ermahnte den Brasilianer, der den gesperrten Joshua Kimmich im Rückspiel gegen Liverpool ersetzen könnte, es „zu schlucken“, wenn man mal nicht spielt: „Im Training Gas geben, das wird der Trainer belohnen.“

Die BVB-Jagd der Bayern tritt derweil in eine neue Phase. „Es wird ein ganz enges Ding dieses Jahr“, prophezeite Abwehrspieler Niklas Süle: „Wir glauben alle noch an den Meistertitel.“ Auch Hoeneß hält den siebten Titel am Stück wieder für möglich in einem Jahr, vor dem man einkaluliert habe, „die Meisterschaft auch mal zu opfern“.

In typischer Bayern-Art tönte der Präsident am TV-Stammtisch: „Wenn die Saison nicht so schwierig wäre, würden wir jetzt hier sitzen und wir hätten zehn Punkte Vorsprung. Und das will doch auch keiner. So ein Umbruch geht nicht ohne Schrammen vonstatten.“

Hoeneß rügte auch die Bayern-Kritiker. „Wir haben einen Trainer, der infrage gestellt wird. Wir haben einen Sportdirektor, der nichts taugt. Wir haben eine Mannschaft, wo es nur Unruhe gibt“, zählte er auf und konterte: „Mit der Kritik können wir gut leben, solange die Ergebnisse stimmen.“ Diese stimmen wieder. Und hinter den Kulissen wird mit sehr viel Geld die Modernisierung des Kaders betrieben. (dpa)



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