Lehrgeld für Weltmeister – «Passiert bei der EURO nicht»

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Immerhin: Joachim Löw kann sich wieder auf Mario Gomez verlassen.Foto: Christian Charisius/dpa
Epoch Times27. März 2016
Der lehrreiche Fehlstart ins EM-Jahr wurmte auch Joachim Löw. „Man ärgert sich schon“, gestand der Bundestrainer. Aber in ernsthafte Zweifel für die bevorstehende Titelmission bei der EM stürzte das unnötige 2:3 gegen die jungen englischen Fußballer den Weltmeistercoach nicht.

„So eine Niederlage in einem Testspiel ist nicht ganz so schwer zu verkraften. Wir werden das Spiel analysieren, aber auch damit können wir mal leben“, erklärte Löw bemerkenswert gelassen.

Zu analysieren gibt es einiges für den Trainerstab. Überzeugende Lösungen und rasche Verbesserungen sind notwendig, um am Dienstag in München gegen Turnier-Angstgegner Italien so kurz vor der Tour de France im Sommer keinen weiteren Stimmungsdämpfer zu erleben. „Gegen Italien kommt ein wirklich sehr starker Gegner auf uns zu“, sagte Löw, bevor er die Mannschaft am Ostersonntag in einen freien Tag entließ. Besserung tut Not. „Für uns ist es schon nochmal wichtig, dass wir in die Vorbereitung gehen können mit einem Sieg. Dementsprechend wollen wir auch auftreten“, betonte Mario Gomez.

Der Torjäger lieferte Löw die positive Erkenntnis des friedlichen Fußballabends im Berliner Olympiastadion. „Er hat wieder das Näschen für Tore“, sagte der Bundestrainer über den 30 Jahre alten Angreifer, der sich als klassischer Neuner mit Nachdruck für eine EM-Hauptrolle empfehlen konnte. Nach dem 1:0 von Toni Kroos (43.) demonstrierte Gomez seine wiederentdeckten Torjäger-Qualitäten mit einem feinen Kopfballtreffer (57.). Danach kam jedoch ein Totaleinbruch der deutschen Mannschaft. Harry Kane (61.), Jamie Vardy (74.) und Eric Dier (90.+1) sorgten für ein rasantes Comeback der Youngster-Truppe von Roy Hodgson. „Dass wir nach einem 0:2 so zurückgekommen sind, zeigt Charakter“, schwärmte Englands Auswahlcoach.

„Bei der EURO bedeutet so ein Spiele die Heimreise“, mahnte Gomez: „Aber ich glaube, dass einer deutschen Mannschaft bei der EURO so ein Spiel nicht passiert.“ Die unerfahrene Abwehr um den für den angeschlagenen Mats Hummels eingewechselten Neuling Jonathan Tah (20) und Antonio Rüdiger (23) bot ein willkommenes Alibi. Auffällig war aber auch, dass gerade etliche etablierte Kräfte wie Thomas Müller oder Marco Reus zu sehr im Sparmodus agierten. „Man sollte nicht den Fehler machen, die Fehler bei der Innenverteidigung zu suchen, weil die Tore da gefallen sind. Das hatte sicherlich andere Gründe“, sagte Löw deutlich: „Wir müssen die richtigen Lehren ziehen.“

Selbstkritik übte Thomas Müller. „Es ist einfach so, dass wir den Testspielcharakter, und da spreche ich auch von mir selbst, nicht abschütteln konnten“, sagte der Bayern-Profi. „Das ist leider nichts Neues, dass wir in Testspielen nicht ganz so gut aussehen.“ Der letzte Testspielsieg datiert aus dem November 2014 (1:0 in Spanien). Seitdem gab es in Partien ohne Pflichtcharakter ein Unentschieden und dann drei Niederlagen in Serie. Ein ernsthaftes Mentalitätsproblem.

Löw sprach von einer „guten Lehrstunde“ für seine Mannschaft. „Wir wissen schon, auf welchem Stand wir sind und dass wir noch ein bisschen was zu tun haben, um bei der EM eine gute Rolle zu spielen“, äußerte Torschütze Kroos. Sehr deutlich wurde: Einige Stützen sind unverzichtbar für einen EM-Erfolg. Im Abwehrzentrum braucht es vor Torwart Manuel Neuer, der am Vorabend seines 30. Geburtstags bei allen Gegentoren machtlos war, das Weltmeisterduo Boateng/Hummels. Im Mittelfeld fehlte ein ballsicherer Stratege wie Ilkay Gündogang. Auch der erneut am Knie verletzte Kapitän Bastian Schweinsteiger wäre als Führungsfigur auf dem Platz wichtig gewesen.

Löw sammelte die erhofften, wertvolle Erkenntnisse, wenn auch überwiegend in negativer Hinsicht. „Wir wissen, woran wir nach so einem Spiel noch zu arbeiten haben“, sagte der Bundestrainer. Er sah – gerade nach der Pause – Mängel in der Organisation, Kompaktheit und Spielkontrolle. „Niederlagen haben immer das Positive, dass man weiß, was man nicht so gut gemacht hat“, resümierte Sami Khedira. Das Urteil des Aushilfskapitäns fiel deutlich aus: „Heute wurden uns wieder einmal die Augen geöffnet, dass es nicht nur 60 Minuten geht oder mit 95 Prozent.“

(dpa)

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