Rekordchampion Martin bei WM ohne Happy End

Das Happy End für Tony Martin bleibt aus. Zwölf Tage nach seinem schlimmen Sturz bei der Vuelta fährt der Rekord-Weltmeister mit Platz neun deutlich an einer Medaille vorbei. Den Sieg holt sich Titelverteidiger Rohan Dennis.
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Im Einzelzeitfahren der WM kam Tony Martin nur auf Rang neun. Foto (Archiv): Jan WoitasFoto: Jan Woitas/dpa
Epoch Times25. September 2019

Harrogate (dpa) – Tony Martin wischte sich völlig enttäuscht den Schweiß aus dem Gesicht – alle Mühe war vergebens. Für den angeschlagenen Rekordweltmeister hat sich in der Hügellandschaft von Yorkshire der Traum von einer weiteren Medaille zerschlagen.

Der von einem schweren Sturz bei der Vuelta offensichtlich noch nicht genesene Martin musste sich bei der Straßenrad-WM im Einzelzeitfahren über 54 Kilometer von Northallerton nach Harrogate mit dem neunten Platz begnügen.

2:27 Minuten hinter dem alten und neuen Weltmeister Rohan Dennis aus Australien wurde der 34-Jährige gestoppt – für Martins Verhältnisse fast schon Welten. Silber und Bronze gingen an das belgische Wunderkind Remco Evenepoel und den Italiener Filippo Ganna.

„Wenn es ein Ziel gibt, sind es Medaillen. Darüber würde ich mich freuen. Wenn man viermal Weltmeister war, freut man sich nicht mehr über die Top Ten“, hatte Martin bei seiner 16. WM-Teilnahme angekündigt. Doch zwölf Tage nach seinem Horrorsturz bei der Vuelta war die Zeit zur Genesung wohl zu kurz. Über Probleme im Brustkorb unter Belastung hatte Martin vorher bereits geklagt, nachdem er im Mixed-Teamzeitfahren abgehängt worden war. Den Traum von einer Medaille oder gar einem fünften WM-Titel hatte er aber nicht aufgeben wollen.

Der Kölner Nils Politt kam als zweiter deutscher Starter mit mehr als vier Minuten Rückstand auf Platz 22. „Ich bin ziemlich zufrieden mit meiner Fahrt. Ich wüsste nicht, was ich besser hätte machen können“, sagte Politt. Immerhin hat der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) durch die Top-Ten-Platzierung einen zweiten Startplatz für das olympische Einzelzeitfahren in Tokio gesichert. Für Martin allerdings kein wirklicher Trost. „Olympia ist nicht in meinem Kopf. Das bringt auch keine Extra-Motivation“, sagte der Wahl-Schweizer.

Martin, der letztmals beim WM-Titel in Doha das Podest erreicht hatte, lag schon nach der ersten Zwischenzeit fast eine halbe Minute hinter Dennis, nach 37,7 Kilometern waren es gar mehr als zwei Minuten. An den Bedingungen hat es nicht gelegen. Im Gegensatz zum Regen-Chaos vom Vortag war die Strecke weitgehend trocken, zwischenzeitlich kam sogar die Sonne zum Vorschein.

Überragend war indes der alte und neue Champion Dennis. Dabei war der Australier seit dem 18. Juli kein Rennen mehr gefahren, nachdem er bei der Tour im Streit mit seinem Bahrein-Merida-Team während der Etappe einfach vom Rad gestiegen war. Seitdem haben die Anwälte in dem Fall das Sagen, über eine Auflösung des bis 2020 laufenden Vertrages konnten sich die beiden Seiten bislang nicht einigen. In Yorkshire durfte Dennis auch nicht mit einer Rennmaschine seines Teams starten.

Eine starke Vorstellung lieferte auch Youngster Evenepoel ab. „Mit 19 so eine Leistung zu bringen, ist unglaublich. Wahrscheinlich haben wir da den neuen Eddy Merckx“, lobte Martin. Im Sommer hatte Evenepoel bereits die stark besetzte Clasica San Sebastian gewonnen und war bei der Deutschland-Tour mit einer furiosen Attacke 100 Kilometer an der Spitze gefahren. Nicht wenige Experten trauen dem Youngster zu, dass er die Radsport-Szene schon bald dominieren wird.

Der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) muss damit weiter auf die zweite Medaille im Elitebereich warten. Nach Silber zum Auftakt im Mixed-Teamzeitfahren war Lisa Klein am Vortag bei den Frauen auf Platz fünf gefahren. Die WM wird vom 26. September an mit den Straßenrennen fortgesetzt. Höhepunkt ist das WM-Rennen der Männer dann am Sonntag über 285 Kilometer.



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