Schäfer holt historische Turn-Medaille – Hambüchen patzt

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Pauline Schäfer gewann WM-Bronze.Foto: Andrew Cowie/dpa
Epoch Times1. November 2015
Bei Pauline Schäfer waren die Freudentränen über WM-Bronze gerade getrocknet, da verstolperten Fabian Hambüchen und Andreas Bretschneider ihre Reck-Abgänge.

Der erkältete Hambüchen verpasste damit als Siebter bei den Turn-Weltmeisterschaften in Glasgow seine 25. Medaille bei Olympia oder einem internationalen Championat deutlich. Auch Andreas Bretschneider brachte nach perfekten Fliegern seinen Abgang nicht in den Stand und wurde Fünfter.

Zuvor hatte Pauline Schäfer den Turn-Recken die Schau gestohlen und das erste WM-Edelmetall am Schwebebalken seit 34 Jahren für deutsche Turnerinnen geholt. Die 18-jährige Saarbrückerin gewann in ihrem ersten WM-Gerätefinale die Bronzemedaille. Mit dieser Riesen-Überraschung erkämpfte sie zugleich ihr Einzel-Ticket für den Olympia-Start in Rio. Als letzte Deutsche hatte die Berlinerin Maxi Gnauck an dem Zittergerät ein Medaille gewonnen. In Moskau holte sie 1981 WM-Gold für die DDR.

Nach ihrem unerwarteten Erfolg war die Saarländerin völlig überwältigt. „Ich kann es nicht in Worte fassen, es ist so unglaublich“, sagte sie nach ihrem ersten Gerätefinale bei einer WM. 14,133 Punkte reichten der 18-Jährigen zum Sprung auf das Podest, weil viele Konkurrentinnen nicht fehlerfrei durch ihre Übungen kamen. Der Sieg ging an Titelverteidigerin Simone Biles aus den USA (15,358), die mit vier Goldmedaillen zur erfolgreichsten Turnerin der Titelkämpfe avancierte.

Das Schlimmste sei für sie die Warterei nach der eigenen Übung gewesen, meinte Pauline Schäfer. „Ich habe mich mit Wasser betrunken, weil ich so aufgeregt war“, schilderte sie ihr Nervosität. Sie hatte auf den von ihr kreierten „Schäfer-Salto“ verzichtet. „Das war ärgerlich, aber er war im Training einfach zu instabil“, meinte sie, nachdem die Trainer darauf bestanden hatten, das schwierige Element nicht zu turnen. „Die Trainer haben immer Recht. Aber ich bin nicht immer ihrer Meinung“, formulierte sie kess.

Am Reck verdarb die mangelnden Konzentration bei der Landung alle Medaillen-Träume der deutschen Hoffnungsträger. „Ich will nicht alles auf die Erkältung schieben. Aber bei den Fliegern habe ich gespürt, dass mir ein wenig die Kraft fehlte“, bedauerte Hambüchen, der zwei Tage zuvor wegen des Infekts auf das Mehrkampffinale verzichtete.

Sein Chemnitzer Herausforderer Bretschneider war gleichfalls nach der Doppel-Tsukahara-Landung ins Stolpern gekommen. „Das hat acht Zehntel gekostet“, ärgerte sich der Sachse, der auf Platz fünf landete. Zuvor war ihm der selbst entwickelte „Bretschneider“-Doppelsalto mit zwei Schrauben erstmals bei einer WM perfekt gelungen. „Vielleicht ging mir da durch den Kopf: Die Sache ist durch“, meinte Bretschneider. So ging der Sieg ging an Mehrkampf-Champion Kohei Uchimura aus Japan (15,833) vor dem US-Amerikaner Danell Leyva (15,70) und dem Kubaner Manrique Larduet (15,60).

Tags zuvor hatte Sophie Scheder ihre Chance auf eine weitere Medaille für die deutschen Turnerinnen nicht nutzen können und wurde Achte. Fast entschuldigend zuckte sie mit den Schultern, als nach verpatzter Landung am Stufenbarren alle Träume geplatzt waren. An der Spitze gab es eine WM-Premiere: Gleich vier Turnerinnen teilten sich die Goldmedaille: Die Russinnen Daria Spiridonowa und Viktoria Komowa, Madison Kocian aus den USA und die Chinesin Fan Yilin erhielten jeweils 15,366 Punkte. „Ich dachte, es sei ein Computerfehler“, meinte die Cheftrainerin Ulla Koch schmunzelnd.

Insgesamt erlitten die Deutschen aufgrund der verpassten Olympia-Tickets in Glasgow einen „mittleren Betriebsunfall“, wie es Sportdirektor Wolfgang Willam ausdrückte. Er führte mangelnden Teamgeist in der Frauen-Riege und mentale sowie Verletzungs-Probleme als Ursachen der enttäuschenden Team-Resultate an.

(dpa)

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