40 Prozent der Lebensmittel für den Mülleimer

Weltweiter Hunger trifft auf die Verbraucherhaltung der Industriestaaten.
Von 12. Dezember 2009

Woraus besteht unser Müll? Für Forscher ist unser Müll mehr als nur Abfall. Der Müll verrät auch viel über unsere Gewohnheiten, Vorlieben und unseren Geschmack. Er ist ein Abbild unseres Kauf- und Konsumverhaltens, wie auch das vergangener Generationen. Aktuell sind ein Zehntel unseres Mülls originalverpackte Lebensmittel. Das hat die Forschung des Wiener Instituts für Abfallwirtschaft ergeben. Bei den Backwaren seien es sogar bis zu einem Viertel der Produkte, die weggeworfen werden. Es handle sich um enorme Anbauflächen, die durch diese Quote zusätzlich beansprucht werden.

Angesichts der Weltklimakonferenz vom 7. bis zum 14. Dezember in Kopenhagen ist auch die Nachhaltigkeit der Landwirtschaft, angefangen bei dem Konsumverhalten der Verbraucher, verstärkt ins Visier geraten.

10 Prozent des Mülls sind originalverpackte Lebensmittel

Gemäß den Daten des deutschen UmweltDialogs landen 20 Prozent der Lebensmittel der Verbraucher in Deutschland im Müll. In den USA sollen es bis zu 40 Prozent der Nahrungsmittel sein, die unkonsumiert im Mülleimer entsorgt werden – Tendenz steigend. Laut einer Studie des National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases in Bethesda, Maryland, ist der Anteil von weggeworfenem Essen in den vergangenen Jahren noch weiter angestiegen.

Verbraucherwünsche nach mehr Sortiment und vollen Regalen

Wesentliche Faktoren für die Quote an weggeworfenen Lebensmitteln seien zum einen in der Lebensmittelindustrie und im Handel zu finden. Der Druck, den die Lebensmittelgeschäfte durch die Verbraucher verspüren, ist enorm.

Die Verbraucher würden zunehmend mehr Sortiment und gefüllte Regalen bis in die Abendstunden fordern. Das führe jedoch zu einem deutlichen Anstieg an weggeworfenen Lebensmitteln, da die vollen Regale mit Backwaren am Abend nach Ladenschluss, am nächsten Morgen nicht mehr ver­kauft werden könnten. Ein weiterer Punkt ist auch die zunehmende Menge an Waren, die von den Kunden retour gebracht werden.

Der Großteil der nicht verkauften Waren würde direkt im Mülleimer landen, anstatt für weitere Verwendung sortiert und weitergeschickt zu werden, so weiter die Studienergebnisse des Institutes für Abfallwirtschaft in Wien. Die bestehenden Möglichkeiten, alte Backwaren wiederzuverwerten, sind eher spärlich gesät und weit davon entfernt, die Tonnen an täglich anfallenden alten Backprodukten auffangen zu können. In einigen Fällen würden ehrenamtliche Organisationen bereits erfolgreich das alte Brot bei einigen Bäckereien der Stadt abholen, um es an Bedürftige zu verteilen. Doch fehlt es auch hier an Geld für das Benzin und weiteren ehrenamtlichen Helfern. Auch sind ein gro­ßer Teil der Bäckereien nicht bereit, den Aufwand auf sich zu nehmen und das nicht verkaufte Brot zur Verfügung zu stellen. Schließlich kostet es Arbeitszeit und Aufwand für die Bäckereien, das alte Brot zu sortieren und herauszugeben.

Bedenkliche Wertevorstellung und unbedachtes Kaufverhalten

Währenddessen tragen die Lebensmittelproduzenten auch ihren Teil dazu bei, die Verbraucher dazu zu bewegen, mehr einzukaufen, als sie wirklich benötigen. Zu wissen was man will und zu selektieren ist heute im Trend – und sogar attraktiv. Durch Werbung und Sonderangebote für größere Packungsgrößen fällt der Griff leichter zu solchen Waren, die man in Wirklichkeit nicht konsumieren wird. Zudem entsteht durch ein übertrieben breites Sortiment ein zunehmender subjektiver Unterschied zwischen Produkten der gleichen Sorte. So würden einige Verbraucher dazu tendieren, weiteren Käse einer attraktiveren Sorte einzukaufen, während zuvor gekaufter Käse anderer Sorte zu Hause im Kühlschrank liegen bleibt.

Der Abfallwirtschaftler Peter Lechner beschreibt das Problem auf Anfrage der Kleinen Zeitung als „eine Folge fehlender Werthaltung“. Von der Werbung gefördert, lerne man heute im Kindesalter, auch bei Lebensmitteln seinen bestimmten Wunsch zu haben. Durch den Wohlstand entsteht eine Situation, in der jeder vor die freie Entscheidung gestellt wird, die Lebensmittel gewissenhaft zu verbrauchen oder einen Teil wegzuwerfen.

Es ist ein leiser Gegenpol zu diesem Trend, wenn ältere Menschen verlauten lassen, dass man dieses Essen zu Kriegszeiten sicher nicht weggeworfen hätte, oder wie wertvoll diese Nahrung für Hungernde in Afrika wäre. Nichtsdestotrotz könnte es auch nach Meinung von Experten ein Schlüssel für das aktuelle Problem sein, ein Bewusstsein für den Wert der Lebensmittel unabhängig ihrer Verpackung oder Bewerbung entstehen zu lassen.

Erschienen in The Epoch Times Deutschland Nr. 47/09

{H:1}



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion