CEO von JPMorgan: Pleiten von Banken verschärfen das Risiko einer Rezession

Der CEO von JPMorgan, Jamie Dimon, befürchtet eine negative Dynamik in der Wirtschaft. Das schwindende Vertrauen in Banken trage dazu bei.
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Der CEO von JPMorgan, Jamie Dimon, warnt vor einem tiefgreifenden Verlust des Vertrauens der US-Bürger in die Banken.Foto: Stan Honda/Getty Image
Von 6. April 2023

Der CEO von JPMorgan, Jamie Dimon, hat in einem Schreiben an die Aktionäre vor einem möglichen „Teufelskreis“ gewarnt, der die US-Wirtschaft in eine Rezession führen könne. Die Pleite der Silicon Valley Bank (SVB) und die Turbulenzen der Credit Suisse würden zwar „kein neues 2008“ auslösen, dennoch sei das Vertrauen in die Banken empfindlich gestört. Durch das Rettungspaket der Finanzbehörden sei die Krise noch nicht ausgestanden – die staatliche Ausgabenpolitik sei vielmehr ein Teilaspekt davon.

Fed verschärfte die Lage durch eigene Zinspolitik

Außerdem würden die Auswirkungen der Krise „noch jahrelang zu spüren sein“, äußert Dimon in seinem 43-seitigen Schreiben. Zahlreiche Faktoren könnten dazu beitragen, dass die derzeit noch gesunde US-Wirtschaft insgesamt in ein unruhiges Fahrwasser gelangen könnte.

Ein Teil dieser Faktoren sei geopolitisch bedingt – wie der Ukraine-Krieg und die daraus resultierenden Unsicherheiten bezüglich der Energie- und Lebensmittelpreise. Ein deutlich größerer Teil sei jedoch hausgemacht.

Dazu gehörten die beispiellos hohen Staatsausgaben der vergangenen Jahre – und die Zinswende der US-Notenbank, die so der Inflation entgegenwirken wolle. Allerdings habe sie selbst im Vorfeld über zwölf Jahre hinweg mit ihrer Politik der „quantitativen Lockerung“ das Zinsniveau nahe null eingefroren.

Staatliche Stimulus-Ausgaben, die allein in den nächsten drei Jahren jeweils zwischen 1,4 und 1,8 Billionen US-Dollar betragen dürften, wirkten aber selbst inflationär, so Dimon. Auch die dadurch hervorgerufenen Multiplikatoreffekte trieben die Preise nach oben.

Anleger ziehen ihre Bestände von den Banken ab

Es sei zu befürchten, dass die derzeitige Wende der Federal Reserve zur „quantitativen Straffung“ zu spät komme, um der Entwicklung noch unmittelbar gegensteuern zu können. Zu lange habe sie die Wirtschaft mit billigem Geld überschwemmt und so Blasenbildung an der Börse und bei Immobilien begünstigt.

Was zu denken geben müsse, sei die Flucht vieler Anleger aus der heimischen Bankenlandschaft. Während die Fed ihre eigenen Wertpapierbestände um rund 550 Milliarden US-Dollar reduziert habe, zogen Kunden seit April 2022 Bankeinlagen im Wert von einer Billion US-Dollar ab.

Zahlreiche Banken hatten überschüssige Einlagen in vermeintlich sichere Staatsanleihen platziert. Als die Zinsen stark zu steigen begannen, hätten diese rapide an Wert verloren. Dass die SVB durch die Liquidierung wertlos gewordener Anleihen Verluste in Höhe von 1,8 Milliarden US-Dollar eingefahren hatte, hatte deren Zusammenbruch eingeleitet.

Allein in den zwei darauffolgenden Wochen zogen Sparer rund 213 Milliarden Dollar an Einlagen von Amerikas Geschäftsbanken ab. Dies geht aus den jüngsten saisonbereinigten Zahlen der Federal Reserve zu Einlagenabflüssen hervor.

Jede politische Krise falle auch auf die Banken zurück

Dimon sieht den Finanzplatz USA in akuter Gefahr. „Amerika hatte und hat das beste und dynamischste Finanzsystem der Welt“, betonte der JPMorgan-CEO. Es konnte auf unterschiedlichste Arten von Anlegern zählen. Seine Banken gehörten zu den vertrauenswürdigsten weltweit. Dazu seien die Rechtsstaatlichkeit, der Anlegerschutz, die Transparenz, die Börsen und andere Merkmale eines gesunden Finanzplatzes gekommen.

Nun drohe man hingegen, von einer Sparschwemme in eine Situation der Kapitalknappheit zu fallen, und das bei höheren Zinsen und einer nach wie vor erheblichen Inflation. So wie politische Krise auch das Vertrauen der Amerikaner in ihre Banken untergrabe, verhalte es sich auch in der Gegenrichtung.

Derzeit seien die Verbraucherausgaben noch ein stützender Faktor. Sie trügen zu mehr als 65 Prozent der US-Wirtschaft bei. Auch die Unternehmen investierten noch. Allerdings seien die Verbraucherausgaben im Februar inflationsbereinigt bereits um 0,1 Prozent zurückgegangen.

Ausverkauf bei den Zentralbanken

Die derzeitige Einlagenflucht lasse strengere Kreditvergabestandards befürchten, was zur Ausgabenzurückhaltung bei Haushalten und kleinen Unternehmen führen könne. Dimon erklärt dazu:

Es bleibt abzuwarten, ob dies eine Art Klippeneffekt auslöst oder ob sich die Verbraucherausgaben einfach verlangsamen werden. In jedem Fall wird dies den Druck der Rezession in der Zukunft verstärken.“

Den Aufsichtsbehörden wirft der JPMorgan-CEO zudem vor, das Zinsrisiko nicht in die Stresstests einbezogen zu haben. Dies vergrößere die Risiken noch zusätzlich. Die Zusammenbrüche der SVB und der Credit Suisse hätten die Markterwartungen nun erheblich verändert, erläuterte Dimon. Die Anleihekurse hätten sich dramatisch erholt, der Aktienmarkt sei hingegen gesunken. Insgesamt sei die Wahrscheinlichkeit einer Rezession deutlich gestiegen. Er fügte hinzu:

Und obwohl dies nicht mit 2008 vergleichbar ist, ist nicht klar, wann die aktuelle Krise enden wird.“

Während die Zentralbanken der Welt jetzt Wertpapiere verkauften statt kauften, hätten die Regierungen der Welt größere Schulden zu finanzieren. „Allein die Vereinigten Staaten müssen Wertpapiere im Wert von zwei Billionen Dollar verkaufen, die vom Markt absorbiert werden müssen“, schrieb Dimon.



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