„Globale Helden“: DFB wechselt von Adidas zu Nike – und Habeck vermisst den „Standortpatriotismus“

Das deutsche Team soll zu einer „globalen Marke“ werden. Und statt etwa 50 Millionen Euro jährlich bezahlt Nike das Doppelte – sofern die Elf nicht komplett versagt. Deshalb beendete der DFB nun 70 Jahre Partnerschaft mit Adidas und sorgt für Entrüstung in der Politik.
Die Trikots der deutschen Fußball-Nationalmannschaft für Heim-EM sind noch von Adidas.
Die Trikots der deutschen Fußball-Nationalmannschaft für die Heim-EM sind noch von Adidas.Foto: Daniel Karmann/dpa
Von 24. März 2024

Noch bis 2027 wird der im bayerischen Herzogenaurach ansässige Adidas-Konzern der DFB-Elf als Ausrüster zur Verfügung stehen. Wie seit Donnerstag, 21. März, feststeht, wird anschließend eine „Zeitenwende“ im deutschen Fußball-Sponsoring Einzug halten. Nach 74 Jahren der Zusammenarbeit wird US-Konzern Nike vorerst für sieben Jahre zum Partner der deutschen Nationalmannschaft in diesem Bereich.

Nike hatte bereits im legendären „Sommermärchen“-Jahr 2006 versucht, den DFB für eine zehnjährige Partnerschaft zu gewinnen. Die Amerikaner hätten dafür 500 Millionen Euro zugesagt. Immerhin dürfen die Spieler seither ihren Schuhausstatter frei wählen. Nun ist der Deal komplett – und Nike will das Team mit jährlich 100 Millionen Euro unterstützen. Nur im Fall des Nichterreichens bestimmter Minimalziele soll es weniger geben.

Lauterbach wirft DFB Vernichtung von „Heimat und Tradition“ vor

Die zuletzt nur wenig erfolgsverwöhnten Fußballer sollen auf diese Weise zu einer „globalen Marke“ und zu „globalen Helden“ werden. Dies, so berichtet die „Welt“, soll Konzernchef John Donahoe am Freitag in einer Telefonkonferenz mit Analysten geäußert haben. Zuvor hatte der Konzern seine Quartalszahlen verkündet. Der DFB sei, so der Nike-Chef, „eine legendäre globale Kraft im Fußball“.

Bei so viel Globalität steht das Lokale erst an zweiter Stelle, und genau das hat die Politik nun gegen die Entscheidung aufgebracht. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck vermisst den „Standortpatriotismus“ beim Fußballbund. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sieht „ein Stück Tradition und Heimat durch Kommerz“ vernichtet.

BSW-Co-Bundessprecherin Amira Mohamed Ali wirft Habeck angesichts seiner Appelle an den Patriotismus „Heuchelei“ vor.

Sowohl Adidas als auch Nike produzieren vorwiegend in Sweatshops

Auch CDU-Chef Friedrich Merz spricht von einer „unpatriotischen“ Entscheidung. Kritik gab es auch vom Bundesvorsitzenden der „Freien Wähler“, Hubert Aiwanger. Er nennt es „bedauerlich“, wenn das Team sich von außerhalb des Landes einkleiden lasse. Es sei jedoch „konsequent“, wenn man schon zuvor mit dem Begriff „national“ gehadert und sich nur noch „Mannschaft“ genannt habe.

„Bleibt nur zu hoffen, dass die Fans weiterhin patriotisch genug sind und weiterhin für die National-Mannschaft Eintritt bezahlen.“

Demgegenüber weisen einige Nutzer sozialer Netzwerke darauf hin, dass die Patriotismusdebatte wenig Sinn ergebe angesichts der Tatsache, dass beide Konzerne zu mehr als 90 Prozent im Ausland produzieren ließen. In vielen Fällen geschehe dies unter Zuständen, die hierzulande Betriebsschließungen zur Folge hätten, in südostasiatischen Sweatshops.

Während gegen Nike in diesem Zusammenhang Vorwürfe ausbeuterischer und gefährlicher Arbeitsbedingungen in Vietnam vorgeworfen wurden, soll Adidas diese in China und Indonesien tolerieren. Außerdem habe Adidas Baumwolle für eigene Produkte aus Xinjiang bezogen, wo das KP-Regime nach Einschätzung des US-Außenministeriums einen Genozid verübt.

Mehrheit der Deutschen missbilligt Entscheidung des DFB gegen Adidas

Der DFB rechtfertigt seine Entscheidung mit dem „wirtschaftlich besten Angebot“, das Nike gemacht habe. Adidas bezahle derzeit jährlich 40 Millionen Euro fix – plus Erfolgsprämien. Diese wuchsen zuletzt jedoch nicht mehr in den Himmel, da Deutschland mehrfach zu einem frühen Zeitpunkt aus Großturnieren ausgeschieden war.

Auf dem Weltmarkt ist es Nike im Laufe der vergangenen Jahrzehnte zunehmend gelungen, Adidas den Rang abzulaufen. Durch üppige Ausrüsterverträge auf dem US-Markt hat der Konzern aus Oregon erst den eigenen Markt stabilisiert. In weiterer Folge ist er auch groß in den europäischen Fußball eingestiegen.

Trotz einiger Versuche, seine woke Gesinnung unter Beweis zu stellen, etwa durch Transgender-Modelle für Bademoden, konnte der Konzern sich auch nie im gleichen Maße wie Nike als Lifestyle-Anbieter in Szene setzen.

Einer Forsa-Umfrage zufolge im Auftrag von RTL und n-tv haben nur 36 Prozent der Deutschen Verständnis für die Entscheidung des DFB, den Ausrüster zu wechseln. Nur sieben Prozent halten ihn für gut. Das Gegenteil äußern 53 Prozent, 58 Prozent finden, der DFB hätte bei einem deutschen Partner bleiben sollen. Allerdings erklärten auch 40 Prozent, das Thema sei ihnen „egal“.



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