Zwei Prozent Vermögenssteuer? SAP-Gründer: „Dann muss ich Deutschland verlassen“

Für den Fall, dass eine Vermögenssteuer eingeführt wird, droht SAP-Gründer Hasso Plattner, aus Deutschland wegzuziehen. "Eine Substanzbesteuerung auf das Firmenvermögen? Macht das, macht das, zehn Jahre später wird man den Erfolg sehen. Dann gibt es halt keine Wachstumsunternehmen mehr."
Titelbild
Das SAP-Hauptquartier in Dresden.Foto: iStock
Epoch Times23. Dezember 2019

SAP-Gründer Hasso Plattner droht, mit dem wertvollsten Unternehmen des Landes aus Deutschland wegzuziehen, wenn eine Vermögenssteuer eingeführt wird: „Bei einer zweiprozentigen Vermögenssteuer muss ich Deutschland verlassen.“

In einem Interview mit der F.A.S. sagt er, „Wer Geld verdient, der zahlt schon Steuern, und das ist in Ordnung so“.

Aber eine Substanzbesteuerung auf das Firmenvermögen? Macht das, macht das, zehn Jahre später wird man den Erfolg sehen. Dann gibt es halt keine Wachstumsunternehmen mehr.“

Der SAP-Gründer ärgert sich nicht über die Einkommenssteuern, doch eine Vermögenssteuer sei ein falsches Instrument, um Wachstum zu erzeugen. „Eine neue SAP kann ich mir unter diesen Umständen nicht vorstellen.“

Unternehmen hätten oft Phasen, in denen sie wachsen und auch schon einen hohen Marktwert haben. In dieser Zeit gelten die Gründer bereits als vermögend. In dieser Phase haben sie aber teilweise noch nicht genügend Gewinne, um davon Vermögenssteuer zu zahlen. Plattner ärgert sich unter anderem über die SPD, die er viele Male gewählt und unterstützt habe. Doch nun manövriere sie sich für ihn ins Abseits.

„Wenn die Sozialisten glauben, dass Unternehmer Gangster sind, die bestraft werden müssen, dann ist das eine andere Gesellschaft“, sagte Plattner. „Wer glaubt, dass der Staat die Firmen besitzen soll, muss sich nur die ehemalige DDR angucken.“

Hasso Plattner gründete 1972 gemeinsam mit vier Kollegen die Firma SAP, die nun vom Umsatz her das größte europäische und weltweit drittgrößte börsennotierte Softwareunternehmen ist. Schwerpunkt von SAP (Systeme, Anwendungen und Produkte in der Datenverarbeitung) ist die Entwicklung von Software zur Abwicklung sämtlicher Geschäftsprozesse eines Unternehmens wie Buchführung, Controlling, Vertrieb, Einkauf, Produktion, Lagerhaltung und Personalwesen. SAP bietet eigene Datenbanklösungen und Software im Finanzbereich an.

Sixt: Mit Abbau der Bürokratie könnte viel mehr erreicht werden

Der SAP-Gründer erhält für seine Worte viel Unterstützung durch andere Firmen.

So sagte Erich Sixt (Mietwagenunternehmen Sixt): „Abgaben auf liquides Vermögen sind eine politische Entscheidung – das kann man gutheißen oder nicht. Verkraftbar wären solche Abgaben, denn die liquiden Mittel sind prinzipiell vorhanden. Deutlich schwieriger wird es, wenn nicht-liquides Vermögen wie Immobilien und vor allem Unternehmenswerte besteuert werden sollten. In vielen Fällen könnte die Vermögenssteuer nur durch die Veräußerung von Unternehmensanteilen beglichen werden.“

Dies wäre vor allem für Familienunternehmen eine „existenzielle Bedrohung“ und würde dazu führen, dass sie nicht „als Ganzes bestehen bleiben“ könnten. Notwendige Investitionen und auch Arbeitsplätze wären gefährdet.

Ich bezweifle stark, dass das im Interesse des Wirtschaftsstandorts Deutschland liegen würde. Meiner Meinung nach gilt auch hier: Sozial ist nicht der, der verteilt, sondern der, der dafür sorgt, dass es etwas zum Verteilen gibt!“

Die „Bild“ (Montagausgabe) befragte auch andere Unternehmer zu den Vermögenssteuer-Plänen der SPD. Unternehmer Martin Richenhagen, CEO der AGCO-Corporation, sagte der Zeitung: „Den neuen SPD-Chef kenne ich recht gut, da wir in Bonn gemeinsam im Studentenwohnheim Tannenbusch gewohnt haben. Seine Steuerpläne halte ich für vollkommen abwegig.“

Und weiter:

Die Steuereinnahmen in Deutschland sind bombastisch. Leider geht man mit dem Geld nicht wirklich vernünftig um. So könnte durch Abbau der Bürokratie viel mehr erreicht werden als durch die populistische Forderung nach einer Vermögenssteuer!“

Olaf Scholz (SPD) unterstützt Vermögenssteuer – viele andere nicht

Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) stellte sich hinter den Vorschlag der SPD, die Vermögenssteuer in Deutschland wieder einzuführen. „Ich habe die SPD-Arbeitsgruppe eng begleitet und unterstütze das Ergebnis, sich am Schweizer Vorbild zu orientieren“, sagte Scholz. Sein Vorgänger, Thorsten Schäfer-Gümbel, brachte das Konzept ein und plant, mit einer Vermögenssteuer von einem Prozent zehn Milliarden Euro abzuschöpfen.

In der „Wirtschaftswoche“ kommentiert Harald Christ:

Die Schwächeren der Gesellschaft werden nicht gestärkt, indem man die Starken schwächt. […] Ich halte nichts von aktionistischer Symbolpolitik – und ich finde diese Diskussion zum jetzigen Zeitpunkt auch für nicht zielführend. Sie schadet am Ende.“

Harald Christ hat bereits angekündigt, die SPD zum Jahresende 2019 zu verlassen. Er sagte: „Meine Funktion als Mittelstandsbeauftragter habe ich zum Parteitag bereits vorab niedergelegt.“ Er äußerte sich besorgt über die neue SPD-Doppelspitze. „Die Partei driftet noch stärker nach links und verliert endgültig die Mitte und große Teile ihrer Stammwählerschaft. Es besteht die Gefahr einer Abspaltung der linken Mitte innerhalb der Partei“.

Wirtschaftsverbände warnen

Wirtschaftsverbände warnen – ähnlich wie die Unternehmer: „Für Deutschland wäre die Einführung einer allgemeinen Nettovermögensteuer selbstschädigend, weil Investitionen und Wachstum sinken würden“, sagt der Präsident des Ifo-Instituts, Clemens Fuest. Es käme zu einer Kapitalflucht.

„Der Vorschlag, deutsche Unternehmen über eine Vermögenssteuer zusätzlich in ihrer Substanz zu belasten, geht in die falsche Richtung“, sagte Eric Schweitzer, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK). Gerade in Zeiten einer schwächeren Konjunktur bräuchten die Unternehmen ausreichend Mittel, um in neue Technologien zu investieren.

Hingegen sieht Marcel Fratzscher, Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), darin kein Tabu: „Deutschland braucht eine grundlegende Reform seines Steuersystems“, sagte er. Auch die Frage einer Vermögenssteuer dürfe „kein Tabu sein –- letztlich geht es um die Frage, wie der Staat seine Aufgaben am sinnvollsten finanzieren kann“.

Bayern und die CDU protestieren

„Sollte die SPD tatsächlich vorhaben, alle Unternehmen mit einer Vermögenssteuer zu überziehen, wäre das im Ergebnis ein Konzept, um den Wirtschaftsstandort Deutschland zu ruinieren“, sagte Bayerns Finanzminister Albert Füracker (CSU) der „Augsburger Allgemeinen“. Eine Vermögenssteuer werde es mit Bayern nicht geben.

Stattdessen forderte Füracker Steuersenkungen: „Zeiten höchster staatlicher Steuereinnahmen und einer drohenden konjunkturellen Abschwächung erfordern gezielte Steuersenkungen für alle Steuerzahler, insbesondere auch für die Unternehmen.“

Die CDU verweist auf Steuereinnahmen in Rekordhöhe, daher sei eher das Vermögen zu steuern gefragt statt einer Vermögenssteuer, wie der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion, Andreas Jung (CDU), dem „Handelsblatt“ sagte. Den neuen Vorstoß dafür lehne die Union genauso ab wie die Forderung aus der SPD nach neuen Schulden. „Beides ist falsch und widerspricht dem Koalitionsvertrag“, so der CDU-Politiker weiter.

Politischer Unfug – und das auch noch zur Unzeit

Der finanzpolitische Sprecher der Bundestagsfraktion, Lothar Binding, und Parteichef Norbert Walter-Borjans warben in der SPD leidenschaftlich für das Projekt. Es sei ungerecht, „dass jemand ohne eigenes Zutun reich ist – so wie es ungerecht ist, wenn ohne eigenes Verschulden jemand arm ist“, sagte er. „Reiche sollen sich am Gemeinwesen so stark beteiligen, wie ihre Schultern tragen können.“ Parteichef Norbert Walter-Borjans findet die Vermögenssteuer „gerecht“.

Im August nannte Wirtschafts-Ressortleiter Olaf Gersemann in der „Welt“ den Vorstoß von SPD-Chef Thorsten Schäfer-Gümbel „politischen und wirtschaftlichen Unfug“, der auch noch „zur Unzeit“ käme.

Hinter einer Vermögenssteuer steckt der Neid auf Gutverdiener und Vermögende. Diesen das Geld „abzuschöpfen“ und mithilfe dieser abgepresster Mittel Haushaltslöcher zu stopfen, sei für die Partei stets nach hinten losgegangen.

1983, 1987, 1990, 1994, 2005, 2009, 2013, 2017: Vor jeder dieser Bundestagswahlen forderte die SPD Steuererhöhungen für Bessergestellte – alle diese Wahlen gingen für die Sozialdemokraten verloren. Gewonnen hat die SPD 1980, 1998 und 2002 – genau und nur bei den Wahlen, vor denen sie sich Steuererhöhungsfantasien verkniff.“

Möglicherweise, so erklärt sich Gersemann diesen Zusammenhang, „glaubt ein erheblicher Teil der Wahlbevölkerung eben doch daran, dass ein Mindestmaß von Chancengerechtigkeit herrscht im Lande, soll heißen: Selbst die, die es noch nicht geschafft haben, setzen darauf, es irgendwann zu tun – und wenn nicht sie selbst, dann doch ihre Kinder.“

(ks / mit Material der Agenturen)

 



Eine Buchempfehlung vom Verlag der Epoch Times

Wenn der Staat eine aktive Rolle in der Wirtschaft spielt, hat jede Aktion einen Dominoeffekt auf den Markt. Neue Richtlinien und Gesetze können ganze Branchen verändern und viele Unternehmen und Investoren von den Entscheidungen der Regierung abhängig machen. Der Staat, der traditionell nur Gesetze verabschiedete und durchsetzte, ist dadurch ein führender Akteur in der Wirtschaft geworden.

Der Staat ist wie ein Schiedsrichter, der bei einem Fußballspiel auch noch zum Spieler wird: Er kontrolliert und reguliert das Kapital in einer Wirtschaft, die früher privat war und ersetzt damit die „unsichtbare Hand“ durch die „sichtbare Hand“.

Es gibt mindestens zwei Hauptfolgen der umfangreichen staatlichen Eingriffe. Erstens erweitert sich die Macht des Staates hinsichtlich seiner Rolle und seines Umfangs. Regierungsbeamte entwickeln zunehmend Überheblichkeit hinsichtlich ihrer Fähigkeit, in die Wirtschaft einzugreifen und den Staat die Rolle des Retters spielen zu lassen. Auch nach der Bewältigung einer Krise behält die Regierung für gewöhnlich ihre erweiterten Befugnisse und Funktionen bei – wie im Kapitel 9 des Buches „Wie der Teufel die Welt beherrscht“ analysiert wird.

Zweitens führt der Interventionismus zu mehr Abhängigkeit von der Regierung. Wenn die Menschen auf Herausforderungen stoßen oder wenn der freie Markt nicht die Vorteile bieten kann, die sie sich wünschen, werden sie sich für mehr staatliche Eingriffe einsetzen, um ihre Forderungen erfüllt zu bekommen.

Hier weitere Informationen und Leseproben.

ISBN Band 1: 978-3-9810462-1-2, Band 2: 978-3-9810462-2-9, Band 3: 978-3-9810462-3-6, Drei Bände 1-3: 978-3-9810462-6-7. Einzeln kostet jeder Band 19,90 Euro (zzgl. 2,70 Euro Versandkosten), alle drei Bände gemeinsam sind im Moment noch zum Sonderpreis von 50,50 Euro (kostenloser Versand innerhalb Deutschlands) zu erwerben. Das Buch hat insgesamt 1008 Seiten und über 1200 Stichworte im Indexverzeichnis.

Bestellmöglichkeiten: Das dreibändige Buch ist sofort erhältlich in unserem neuen Online-Buch-Shop, bei Amazon oder direkt beim Verlag der Epoch Times – Tel.: +49 (0)30 26395312, E-Mail: [email protected]

Das Buch gibt es auch als E-Book und als Hörbuch

Das E-Book gibt es in den Formaten PDF, EPUB oder MOBI. Das Hörbuch bieten wir im MP3-Format zum Download an. Einzeln kostet jeder Band 17,90 Euro, alle drei Bände sind im Moment noch zum Sonderpreis von 43,00 Euro zu erwerben. E-Books und Hörbücher sind in unserem neuen Online-Buch-Shop oder direkt beim Verlag der Epoch Times bestellbar – Tel: +49 (0)30 26395312, E-Mail: [email protected]

Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion