500 bis 800 Personen attackieren Polizei in Frankfurt - Polizeipräsident findet Gewalt gegen Beamte "unerträglich"
In Frankfurt am Main kam es in zwei aufeinander folgenden Nächten zu Angriffen auf Polizeibeamte. Der Frankfurter Polizeipräsident Gerhard Bereswill verurteilte die Attacken und kündigte konsequente Ermittlungen an.

An der Hauptwache in Frankfurt am Main.
Foto: Istockphoto
Frankfurt am Main, Samstagnacht, 31. Oktober: Auf der Zeil in der Innenstadt wurde gegen 22.45 Uhr „ohne ersichtlichen Grund“ ein Einsatzwagen der Polizei mit Steinen, Flaschen und Eiern angegriffen. Im weiteren Verlauf versammelten sich zwischen 500 und 800 Personen unter Missachtung der Corona-Verordnung vor der Innenstadtwache an der Hauptwache zusammen. Es kam erneut zu Flaschen- und Eierwürfen auf Polizisten.
Die Polizei konnte insgesamt neun der Angreifer auf Streifenwagen und Innenstadtwache festnehmen. Von diesen mussten nach den polizeilichen Maßnahmen acht mangels Haftgründen wieder laufen gelassen werden. Lediglich ein polizeibekannter 17-Jähriger wurde über Nacht in eine Zelle des Polizeipräsidiums gebracht und am nächsten Tag dem Haftrichter vorgeführt.
Statement des Polizeipräsidenten
Der Frankfurter Polizeipräsident Gerhard Bereswill sagte in einem Statement, dass es für ihn unerträglich sei, wenn sich Personen gegen die Polizei spontan zusammenrotten.
„Die Kolleginnen und Kollegen setzen sich tagtäglich für den Schutz und die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger ein. Dass sich Personen zusammentun, um die Kolleginnen und Kollegen massiv tätlich anzugehen und billigend in Kauf nehmen, dass sie eventuell schwere Verletzungen davontragen, verurteile ich auf das Schärfste!“
Bereswill versicherte, dass man sich dies nicht bieten lassen und konsequent dagegen vorgehen werde. Man werde alles tun, um weitere Täter zu ermitteln, die durch ihr Verhalten „Bürgerinnen und Bürger in Angst und Schrecken versetzen“.
Umfangreiche Ermittlungen führten die Frankfurter Polizei auch zu einem 18-jährigen Tatverdächtigen, der in der Nacht zuvor einen 27-jährigen Polizeibeamten tätlich angegriffen haben soll. Der Beamte musste den Dienst abbrechen.
Angriff auch Freitagnacht
Bereits in der Nacht von Freitag auf Samstag, am 30. Oktober, kam es in Frankfurt am Main in der Ladenstraße Zeil in der nördlichen Innenstadt zu einem Angriff auf eine Polizeistreife, als diese einen Streit zwischen zwei Männern schlichten und die Personalien aufnehmen wollte.
Gegen 22 Uhr beobachteten ein Polizist und eine Polizistin in ihrem Einsatzfahrzeug, wie ein Mann aggressiv auf einen anderen zuging. Sie schritten ein, „um Schlimmeres zu verhindern“, so ein Polizeisprecher. Während der Personalienfeststellung leistete der Angreifer Widerstand, sodass der Polizist ihn festnehmen wollte. Bei der einsetzenden Rangelei fielen beide zu Boden.
„Im Anschluss daran wurde der Beamte von einer umstehenden Gruppe mutmaßlich Jugendlicher, bestehend aus rund 25 Personen, mit Steinen und Flaschen beworfen.“
Zudem zielte ein anderer Täter mit Pfefferspray auf die Polizistin, verfehlte sie jedoch.
Polizeilicher Rückzug
Die Streife setzte einen Notruf ab, bat um Verstärkung und trat den Rückzug an, „folgerichtig aus taktischen Gründen“, erklärte der Polizeisprecher.
Dagegen wollte der erste Täter vorgehen. Er versuchte die Einsatzkräfte am Wegfahren zu hindern und sprang vor den Streifenwagen. Dann hing er sich an einen der Außenspiegel, so das Polizeipräsidium Frankfurt am Main.
„Schlussendlich ließ er diesen los, so dass die Beamten ihre Fahrt fortsetzen konnten.“
Weitere Streifenwagen wurden zum Ort des Geschehens beordert, bei deren Eintreffen die Jugendlichen die Flucht ergriffen. Die Nahbereichsfahndung blieb erfolglos. Die 24-jährige Polizeibeamtin der attackierten Streife blieb unverletzt. Ihr Kollege (27) musste ambulant behandelt werden und konnte den Dienst nicht weiter fortsetzen. Der Streifenwagen wurde beschädigt.
Zeugenaufruf der Polizei
Die Ermittlungen wegen des Verdachts der Körperverletzung wurden aufgenommen – und im weiteren Verlauf der Auseinandersetzung wegen des Verdachts des besonders schweren Landfriedensbruchs, des Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte, tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte sowie der Gefangenenbefreiung.
Die Polizei bittet um Hinweise von Zeugen unter Telefon 069 / 755 – 53 111 oder jede andere Polizeidienststelle – insbesondere auch um Videoaufnahmen der Vorkommnisse. (sm)
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