Chinas Regime unterbindet Schriftbänder zum Neuen Jahr

Titelbild
Zur Verfügung gestellt von Ai Weiwei
Von 9. Februar 2011

2011 – chinesische Frühlingsgedichte zum Neuen Jahr und Türwächter, die von Ai Weiwei, einem Künstler und Aktivisten entworfen wurden, sind vom chinesischen kommunistischen Regime unterbunden worden.

Die alte chinesische Kultur zu Neujahr, den Hauseingang mit Türwächtern und Frühlingsgedichten zu schmücken, um die bösen Geister fern zu halten, hat durch einen prominenten Künstler, einen Dissidenten, eine Neubelebung erfahren. Während sie einerseits einen empfindlichen Nerv des chinesischen Regimes trifft, macht sie den chinesischen Netzbürgern Freude.

Während das chinesische Neujahrsfest heranrückte, haben die Menschen in China sich ins Internet eingeschaltet, um traditionelle Türwächter und Schriftbänder mit Frühlingsgedichten zu kaufen oder um sich Ideen zu holen, ihre eigenen zu machen.

Diese Tradition, Türwächter und Schriftbänder mit Frühlingsgedichten an den Haustüren aufzuhängen, um böse Geister fern zu halten, gibt es schon seit Tausenden von Jahren. In diesem Jahr sind die Türwächter, die von Ai Weiwei, dem auch in Deutschland bekannten Künstler und Dissidenten, entworfen wurden, besonders beliebt als Amulett gegen drohendes Unheil. Die chinesische Internetzensur hat Ais Blog schnell entfernt. Doch trotz deren Schnelligkeit sind Ais Türwächter in ganz China zu den Haustüren unterwegs.

Alte Tradition

Die älteste Erwähnung der Türwächter findet sich in dem 2.200 Jahre alten chinesischen mythologischen Text „Die Klassik der Berge und Seen“ oder „Shan Hai Jing“ auf Chinesisch. Die Türwächter waren zwei Geisterjäger, die in einem gewaltigen Pfirsichbaum auf einem Berg am östlichen Meer lebten. Sie waren äußerst gut darin, böse Geister zu fangen und sie den Tigern zum Fraß vorzuwerfen.

Die Legenden der Geisterjäger verbreiteten sich rasch und die Leute fingen damit an, Pfirsichbaumholz mit den Namen der Geisterjäger über ihren Haustüren aufzuhängen, um ihr Heim und ihre Familien vor bösen Geistern zu schützen. So wurden die Geisterjäger zu Türwächtern. Später ersetzte man das Pfirsichbaumholz durch Schriftbänder aus Papier mit Bildern der Türwächter und zwei Couplets mit Segen zum Neuen Jahr, die sich reimten.

Neue Bedeutung

Die von Ai Weiwei entworfenen Türwächter und Couplets geben dieser alten Tradition eine neue Note. Das hat sie sofort bei vielen chinesischen Netzbürgern zum Hit gemacht.

Eines der Couplets lautet: „Tilgt Grausamkeit und Böses aus. Wir wollen Fairness – Verringert die Geister und Dämonen. Wir wollen Rechtschaffenheit.“

Frei übersetzt lautet ein anderes: „Tötet die Geister und Dämonen. Lasst Frieden unser Maßstab sein.

Flüchtet vor Polizei und Sondereinheiten – hier kommen die (wahren) nationalen Schätze.“

„Nationale Schätze“ bezieht sich auf neue Slangausdrücke, die von Internetbenutzern erfunden wurden, um die Software der Zensur des Regimes auszutricksen und die Internetblockade zu durchbrechen.

Das „grasverschmierte Pferd“ oder „Cao Ni Ma“ ist einer dieser Ausdrücke. Die chinesische Aussprache ähnelt einem beliebten Internetfluch gegen die Zensur der Regierung.

Der „Flusskrebs“ oder „He Xie“ ist ein weiterer Ausdruck und seine Aussprache ist die gleiche wie das chinesische Wort für „Harmonisch“, das vom Regime häufig in „Harmonische Gesellschaft“ gebraucht wird, um zu rechtfertigen, dass es bei jeder Art von Demonstration für die Menschenrechte eingreift oder sie niederschlägt.

Beim Entwurf seiner Frühlingsgedichte und der Darstellung der Türwächter mischt Ai Illustrationen von „grasverschmiertem Pferd“ und „Flusskrebs“ ein. In Ais Neujahrs – Segenssprüchen kann auch einmal ein Ziegelstein verborgen sein, um „die heftige Schlacht von Worten“ von Internetbenutzern und Bloggern aufzuzeigen. Manchmal taucht auch ein @ Zeichen auf. Alle diese seltsam aussehenden Ausdrücke haben eine spezielle symbolische Bedeutung. Sie alle drücken eine extreme Unzufriedenheit mit der despotischen Herrschaft des Regimes aus.

Viele Netzbürger sind entzückt über Ais Türwächter und betrachten sie als hervorragendes Mittel, um ihre Unzufriedenheit während der Neujahrsfestlichkeiten auszudrücken. Andere wiederum haben Angst vor den Konsequenzen, wenn sie die Türwächter an ihren Haustüren aufhängen.

Ein Blogger sagte: „Vielleicht ist die Legende wahr und die Türwächter können tatsächlich das Böse erzittern lassen.“

Ein anderer erklärte: „ Diese Couplets aufzuhängen, stellt ein Problem dar. Du musst dich fragen, wie deine Nachbarn dich anschauen und dir um die Möglichkeit Sorgen machen, dass diese Frauen, die für das Nachbarschaftskomitee (wie Stasi) arbeiten, eventuell ein Gespräch mit dir führen wollen.“

Artikel auf Englisch: Chinese Regime Bans New Year Scrolls

Zur Verfügung gestellt von Ai Weiwei
Zur Verfügung gestellt von Ai Weiwei




Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion