Aloe vera: Das Wundermittel bei Verbrennungen, trockener Haut und mehr

Viele Wund- und Brandsalben bestehen aus chemisch-synthetischen Stoffen. Eine natürliche Alternative dazu ist Aloe vera.
Aloe vera
Aloe vera wird schon seit Jahrtausenden als Heilpflanze verwendet.Foto: iStock
Von 1. August 2023

Das erste Mal verwendete ich Aloe vera bei einem schlimmen, schmerzhaften Sonnenbrand, bei dem sich die Haut heiß anfühlte und gerötet war. Dafür sammelte ich das Gel vom Blatt einer Echten Aloe und trug es mehrmals am Tag großzügig auf die betroffene Stelle auf.

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, stellte ich erstaunt fest: Hitze und Schmerz waren verschwunden, und anstelle der Rötung sah ich bräunliche Haut.

Die Ergebnisse schienen unglaublich, also wiederholte ich das Experiment bei einem weiteren Sonnenbrand und einer Brandwunde, die ich mir aus Versehen an einer heißen Pfanne zugezogen hatte. In beiden Fällen hat das Aloe-vera-Gel die Wunde schnell geheilt und die Schmerzen gelindert. Seitdem habe ich immer Aloe vera im Haus.

„Die Pflanze der Unsterblichkeit“ in der Medizingeschichte

Aloe vera (Aloe vera barbadensis MILLER), auch Echte Aloe oder Bitterschopf genannt, ist ein sogenanntes Grasbaumgewächs – eine Sukkulente mit dicken, fleischigen, langen, erbsengrünen Blättern.

Sie wird seit Jahrtausenden als Heilpflanze verwendet. Das belegen beispielsweise Tontafeln aus dem Jahr 1750 vor Christus aus Mesopotamien.

Die Ägypter nannten Aloe vera „die Pflanze der Unsterblichkeit“. Ägyptische Bücher aus dem Jahr 550 vor Christus berichten, dass die Echte Aloe bei Hautinfektionen zum Einsatz kam. Die ägyptischen Königinnen Nofretete und Kleopatra verwendeten die Pflanze als Teil ihrer täglichen Schönheitsroutine.

Griechische Wissenschaftler bezeichneten den Bitterschopf als „universelles Allheilmittel“. Im Jahr 74 unserer Zeitrechnung schrieb der griechische Arzt Pedanios Dioskurides ein Buch mit dem Titel „De Materia Medica“ (Über die Heilmittel). Dabei führte er die Heilpflanze als Mittel zur Behandlung von Wunden, Infektionen, Schrunden, Haarausfall und Hämorrhoiden auf.

Um das Jahr 1200 diente die Echte Aloe als Mittel gegen Dermatitis (Entzündung der obersten Schichten der Haut). Auch fand die Pflanze Anwendung bei der Behandlung der Wunden von Soldaten – sowohl Alexander der Große als auch Christoph Kolumbus nutzten sie auf diese Weise.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war der Bitterschopf in den USA als Abführmittel im Einsatz. Mitte der 1930er-Jahre setzten Ärzte ihn erfolgreich zur Behandlung schwerer Strahlendermatitis (entzündliche Reaktion der Haut auf radioaktive Strahlung) ein. Auf diesem Gebiet kommt er auch heute noch zum Einsatz, um beispielsweise die Haut während der Strahlentherapie zu pflegen.

Heilende Eigenschaften heute

Heute zeigen wissenschaftliche Studien, dass die Echte Aloe zahlreiche heilende Eigenschaften besitzt: Sie wirkt gegen Tumore und Diabetes, tötet Bakterien, Viren und Krankheitserreger ab, hemmt Entzündungen und hält die Haut straff und gesund.

Die Pflanze hilft auch bei der Behandlung einer Vielzahl von Wunden, darunter Wunden nach Operationen, Schuppenflechte, Haut- und Druckgeschwüre, Genitalherpes sowie Verbrennungen.

Aloe-vera-Gel hilft bei folgenden akuten Hauterkrankungen:

  • Verbrennungen
  • Sonnenbrand
  • Trockenheit
  • Rissige Haut
  • Hämorrhoiden
  • Dekubitus (Druckgeschwür)
  • Postoperative Wunden
  • Hautgeschwüre
  • Juckende Haut

Dank seiner wundheilenden Wirkung kann Aloe-vera-Gel einige künstlich hergestellte Medikamente ersetzen, die üblicherweise in einer modernen Hausapotheke zu finden sind.

Brandwunden

Aloe vera wurde in der traditionellen Medizin zur Heilung von Brandverletzungen verwendet. Heute ist das Mittel der Wahl Vaseline, das aus Erdöl gewonnen wird, und ein steriler Verband.

Studienergebnissen zufolge könnte Aloe-vera-Gel allerdings die bessere Alternative sein. Es enthält Glucomannan und Gibberellin, die die Produktion von Kollagen erhöhen – ein Protein, das unsere Haut straff hält. Die Stoffe stimulieren die Aktivität und Vermehrung der Rezeptoren für den Fibroblasten-Wachstumsfaktor und unterstützen so die Entwicklung und Regenerierung der Haut.

Ferner beschleunigt der Bitterschopf die Wundheilung und verbessert die Festigkeit des entstehenden Narbengewebes. Die Blattsukkulente macht es, indem sie die Kollagenzusammensetzung verändert und die Anzahl der Kollagenvernetzungen erhöht.

Eine Studie aus dem Jahr 1995 verglich die Wirkung der Echten Aloe mit Vaseline bei 27 Patienten mit Brandwunden. Dabei heilten die mit Aloe-vera-Gel behandelten Wunden schneller – sie brauchten 11,89 Tage. Die mit Vaseline behandelten Stellen heilten nach 18,19 Tagen vollständig. Das Aloe-vera-Gel förderte das „schnelle Wachstum“ der Hautzellen und des Kollagengewebes. Den Forschern zufolge war das an den mit Vaseline behandelten Stellen nicht der Fall.

Neben Brandsalben werden – je nach Grad der Verbrennung – auch topische Antibiotikasalben zur Behandlung von Brandwunden empfohlen. Diese werden auf die Haut aufgetragen.

Laut einer vergleichenden Studie, die 1996 im „Journal of Alternative and Complementary Medicine“ erschien, ist Aloe vera jedoch bei der Wundheilung wirksamer. Die Autoren kamen zu dem Schluss, dass die Sukkulente „die Gewebeneubildung deutlich beschleunigt“. Im Gegensatz dazu verzögerte Mafenidacetat, ein Antibiotikum zur äußeren Anwendung, „die Wundheilung“.

Eine Studie aus dem Jahr 2013 bestätigte, dass Aloe-vera-Gel bei der Behandlung von Brandwunden wirksamer war als ein Antibiotikum. „Patienten mit Verbrennungen, die mit Aloe-vera-Gel behandelt wurden, zeigten mehr Erfolg als diejenigen, die mit SSD [Silbersulfadiazin-Creme] behandelt wurden“, so die Forscher. Bei der Behandlung mit Aloe-vera-Gel heilten die Wunden schneller und der Schmerz ließ schneller nach als bei einer Antibiotikum-Behandlung.

Sonnenbrand

Was Sonnenbrände angeht, ist Aloe-vera-Gel wirksamer als rezeptfreie Mittel wie Hydrocortison-Creme, Dermoplast oder Solarcain.

Im Rahmen einer Studie aus dem Jahr 2008 setzten Forscher 40 Freiwillige einer UVB-Strahlung aus. Nach einer zweitägigen Behandlung mit Aloe-vera-Gel zeigte das Mittel „bestimmte entzündungshemmende Wirkungen“. Den Wissenschaftlern zufolge könnte es „bei der topischen Behandlung von entzündlichen Hauterkrankungen wie UV-induzierten Erythemen [Rötungen] nützlich sein“.

Die Behandlung mit Aloe-vera-Gel milderte auch die Auswirkungen der UV-Strahlung besser als die Behandlung mit Hydrocortison im Placebo-Gel. Die Studie erschien in der Fachzeitschrift „Skin Pharmacology and Physiology“.

Eine andere Studie aus dem Jahr 1996 kam zu dem Schluss: Eine in der Aloe vera enthaltene Komponente zeigte bei der äußeren Wundbehandlung von Mäusen eine entzündungshemmende Wirkung. Diese ist der von Hydrocortison „gleichwertig“. Die Behandlung mit Hydrocortison führte jedoch auch „zu einer 50-prozentigen Abnahme des Thymusgewichts“. Diese negative Auswirkung habe es bei der Behandlung mit der Aloe-Verbindung nicht gegeben.

Moderne Arzneimittelhersteller kennen die Wirksamkeit des Bitterschopfs; er ist ein Bestandteil von zwei führenden Erste-Hilfe-Präparaten gegen Sonnenbrand: Dermoplast und Solarcaine.

Dermoplast enthält zudem mehrere synthetische Inhaltsstoffe wie Polysorbat 85, PEG-400 Monolaurat, Fluorkohlenwasserstoff 152a und Butan.

Solarcaine enthält ebenfalls mehrere synthetische Inhaltsstoffe, darunter Propan, Propylenglykol, Isobutan, Methylparaben, Carbomer und Propylparaben. 

Wenn man Sonnenbrand und Verbrennungen mit Aloe vera behandelt, wäre es gut, künstliche Chemikalien zu vermeiden.

Aloe-vera-Gel in guter Qualität finden

Um Aloe-vera-Gel immer frisch im Haus zu haben, ist es am besten, eine Echte Aloe als Zimmerpflanze zu kultivieren.

Wer ein Gel kaufen möchte, sollte auf die Qualität achten, denn es gibt auch Produktfälschungen. Aloe-vera-Gel ist reich an Polysacchariden, darunter Pektine und Acemannan. Diese Polysaccharide können durch billigere Kohlenhydrate wie Maltodextrin oder Saccharose ersetzt oder verdünnt werden.

„Viele Experten in der Heilpflanzenindustrie wissen seit Langem, dass einige Aloe-Stoffe gefälscht sind. Viele sind flüssig oder gelartig, was es für unethische Aloe-Hersteller relativ einfach macht, das Aloe-Material zu ‚strecken‘. Sie fügen den Inhaltsstoffen kostengünstige Flüssigkeiten und verschiedene Arten von Zucker hinzu, um den Gewinn zu steigern“, warnte Mark Blumenthal, Gründer der Organisation American Botanical Council, in einer Meldung in der Organisationszeitschrift.

Synthetische Konservierungsmittel und Füllstoffe werden dem Aloe-vera-Gel ebenfalls häufig zugesetzt, selbst wenn auf dem Etikett „100 Prozent reine Aloe vera“ steht. Deswegen sollte man Bio-Produkte kaufen und die Inhaltsstoffe auf dem Etikett genau lesen. Nur so kann man sichergehen, dass das Gel keine synthetischen Chemikalien enthält.

Wie erntet man Aloe vera?

Neben Aloe-vera-Gel aus dem Handel kann man seine eigene Echte Aloe zu Hause ernten. Dafür muss die Pflanze reif sein – mindestens ein paar Jahre alt – um eine höhere Konzentration der Wirkstoffe zu gewährleisten. So erntet man Aloe-vera-Gel direkt aus der Pflanze:

  1. Ein dickes Blatt aus dem äußeren Teil der Pflanze auswählen. Darauf achten, dass das Blatt frei von Schimmel und Beschädigungen ist.
  2. Das Blatt in der Nähe des Stiels abschneiden, ohne die Wurzeln zu berühren.
  3. Das Blatt mit einem Messer oder den Fingern der Länge nach aufschneiden, um das Gel freizulegen.
  4. Das Aloe-vera-Gel mit dem Finger großzügig auf die Haut auftragen – auch mehrmals am Tag.

Bei der äußeren Anwendung kann es in seltenen Fällen zu Komplikationen wie Brennen oder Juckreiz kommen.

Bei der oralen Einnahme ist Vorsicht geboten; es sollten nur Aloe-Typen gegessen werden, die sich zum Verzehr eignen. Außerdem besitzt die Pflanze neben dem Gel einen gelben, aloinhaltigen Saft, der leicht giftig ist. Deswegen die Blätter nach dem Abschneiden vertikal aufstellen, bis der Saft restlos abgeflossen ist. Danach wie oben beschrieben bearbeiten.

Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen suchen Sie bitte einen Arzt auf. Für Informationen zur Bearbeitung, Anwendung und unerwünschten Effekten von Aloe vera wird eine Beratung in der Apotheke empfohlen.

Über die Autorin

Sina McCullough ist Ernährungswissenschaftlerin, Kräuterkundige und zertifizierte Heilpraktikerin des Vereins Gluten Free Society. Sie konzipierte das Programm „GO WILD: How I Reverse Chronic & Autoimmune Disease“, in dem sie erklärt, wie chronische und Autoimmunerkrankungen mit der richtigen Ernährung geheilt werden können. Zudem ist sie Autorin mehrerer Bücher und hat drei Kinder.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: „Aloe Vera: First Aid for Hemorrhoids, Dry Skin, Burns, Wounds and More“ (redaktionelle Bearbeitung as)



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