Ex-Anführer der „Proud Boys“ erhält 22-jährige Haftstrafe wegen Kapitolerstürmung vom 6. Januar

Henry „Enrique“ Tarrio wird wegen „aufrührerischer Verschwörung“ zu 22 Jahren Haft verurteilt – die bislang härteste Strafe im Zusammenhang mit dem 6. Januar.
Eine Geschworenenjury hatte Henry «Enrique» Tarrio wegen «aufrührerischer Verschwörung» schuldig gesprochen.
Eine Geschworenenjury hatte Henry «Enrique» Tarrio wegen «aufrührerischer Verschwörung» schuldig gesprochen.Foto: Allison Dinner/AP/dpa
Epoch Times6. September 2023

Wegen des Angriffs auf das US-Kapitol im Januar 2021 soll der frühere Anführer der rechtsgerichteten Gruppe „Proud Boys“ 22 Jahre lang in Haft. Das Strafmaß für Henry „Enrique“ Tarrio (39) wurde am Dienstag festgelegt, wie das US-Justizministerium mitteilte.

Die Geschworenenjury eines Gerichts in der Hauptstadt Washington hatte Tarrio im Mai wegen „aufrührerischer Verschwörung“ im Zusammenhang mit der Attacke vom 6. Januar 2021 schuldig gesprochen. Er soll eine Verschwörung geplant haben, um die „friedliche Machtübergabe“ von US-Präsident Donald J. Trump an Joseph Biden Jr. zu vereiteln. Mehrere US-Medien zitierten einen Anwalt Tarrios mit den Worten, sein Mandant plane, Berufung einzulegen.

Tarrio war am 6. Januar nicht in Washington D.C. Jedoch soll er laut Richter Kelly der „ultimative Anführer“ einer Verschwörung gewesen sein, die die Übernahme von Regierungsgebäuden am 6. Januar geplant habe. Was an diesem Tag geschah, sei eine „Schande“, sagte der Richter.

Richter Kelly war es auch, der das Strafmaß gegen Tarrio erhöhte. Dazu nahm er in das Verfahren den Straftatbestand „Terrorismus“ auf, und warf ihm vor, an einem Angriff auf den Zaun des Kapitols beteiligt gewesen zu sein, den die zwei weiteren „Proud Boys“ Joseph Biggs und Ethan Nordean durchführten. Laut Kelly sei Tarrio aufgrund der aufrührerischen Verschwörung an der Zerstörung des Zauns mitschuldig und verdiene eine Erhöhung der Strafe.

Verteidiger Sabino Jauregui lehnte den Vorwurf ab, sein Mandant sei ein Terrorist. „Mein Mandant ist kein Terrorist“, so Jauregui. Er beschrieb Tarrio stattdessen als „fehlgeleiteten Patrioten“.

Tarrio erhielt höchste Haftstrafe unter allen Angeklagten vom 6. Januar

Er erhielt damit die höchste Haftstrafe unter allen Angeklagten vom 6. Januar und übertraf damit die Haftstrafe von 18 Jahren, die im Mai gegen den Gründer der Oath Keepers, Elmer Stewart Rhodes III, und Tarrios Mitangeklagten, Ethan Nordean, verhängt wurden.

Die Bundesanwaltschaft beantragte sogar eine 33-jährige Haftstrafe für Tarrio, der in Gerichtsdokumenten als „von Natur aus charismatischer Anführer, kluger Propagandist und prominenter Vorsitzender der nationalen Proud Boys-Organisation“ beschrieben wird. Die Staatsanwälte behaupteten, er habe eine „schädliche, gewaltorientierte Führung“ an den Tag gelegt. Während einer fast vierstündigen Anhörung zur Urteilsverkündung erklärten die Verteidiger, dass 15 Jahre eine ausreichende Haftstrafe sei.

Vor Gericht drückte Tarrio sein Bedauern über den 6. Januar aus, weil er seinen Großvater und seine Familie im Stich gelassen und die Strafverfolgung nicht respektiert hätte.

Er bat den Richter um Nachsicht, damit er in die Gesellschaft zurückkehren und sich von „meinen selbstsüchtigen Unternehmungen“ abwenden könne. Tarrio sagte, der Prozess habe ihn gedemütigt und er wolle nichts mehr mit Kundgebungen oder Politik zu tun haben. „Ich bin kein politischer Eiferer“, sagte er.

Der Straftatbestand „aufrührerische Verschwörung“ ist in der Justizgeschichte des Landes nur sehr selten angewandt worden.

„Tarrio war zur Tatzeit in Baltimore“

Laut seinen Verteidiger habe sich Tarrio während der Ereignisse am 6. Januar in Baltimore, eine Stunde entfernt aufgehalten, und an diesem Tag keine Aktionen der Proud Boys geleitet, angeordnet oder geplant. Tarrio war angewiesen worden, den District of Columbia zu verlassen, nachdem er am 12. Dezember 2020 verhaftet worden war, weil er ein „Black Lives Matter“-Banner in Brand gesteckt hatte.

Am 6. Januar 2021 wurde gewaltsam in den Sitz des US-Parlaments in Washington eingedrungen. Dort war der Kongress an jenem Tag zusammengekommen, um den Sieg des Demokraten Joe Biden bei der Präsidentenwahl formal zu bestätigen.

Dabei gibt es viele Ungereimtheiten und Widersprüche. Vieles ist bis heute noch nicht aufgeklärt. Trump sprach zu seinen Anhängern bei seiner Rede am 6. Januar zuvor in der Nähe des Kapitols erneut von einem massiven Wahlbetrug, der ihn um seinen Sieg gebracht habe. Jedoch rief er nicht zu Gewalt auf.

Laut Justizminister Merrick Garland hätten die „Proud Boys“ bei dem Eindringen ins Kapitol eine zentrale Rolle gespielt.

(dpa/er)



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