Kulturmarxismus und Gendertheorien: Australiens Weg in Kursen für frühkindliche Erziehung

Kontroversen begleiten das frühkindliche Bildungssystem Australiens, das immer mehr Kritische Theorien integriert. Eine Studentin bietet Einblick in die Pflichtlektüre ihres Studiums.
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Die Entwicklung zwischen einem 5- und einem 6-Jährigen kann stark variieren, was Konzentrationsfähigkeit, Geduld und Lernen betrifft.Foto: iStock
Von 19. August 2023

Rhea*, 23, wollte aus Liebe zu kleinen Kindern Kinderbetreuerin werden. Die Australierin schrieb sich für einen Studiengang zur frühkindlichen Erziehung in Gold Coast ein. Die Stadt liegt an der Südostküste von Queensland. Dabei hoffte sie, etwas über die Entwicklung von Kindern zu lernen, wie man sich um sie kümmert und ihre Welt durch spielerisches Lernen erweitert.

Ebenso erwartete sie ein „praxisorientiertes“ Studium. Doch bereits nach einem Monat fand sie einige Inhalte des Kurses verwirrend. Theorien zur Geschlechteridentität, Postmoderne, Poststrukturalismus, Rassismus und Machtkämpfe werden heute als grundlegendes Wissen für Vorschullehrer angesehen.

In einer Pflichtlektüre für ihren Kurs mit dem Titel „Programming and Planning in Early Childhood Settings“, die von der Epoch Times eingesehen wurde, heißt es: „Identitätsmerkmale, einschließlich dessen, was es bedeutet, ein Junge oder ein Mädchen zu sein, sind von der Gesellschaft vorgegeben.“

„Kinder zu Diskussionen über ‚alternative Praktiken‘ ermutigen“

Das Buch ermutigt Erzieher, „mit Kindern und Familien zu arbeiten, um die Vorurteile der Kinder zu hinterfragen“. Sie müssten lernen, „eine kritische Perspektive bei der Analyse von Geschlechterrollen in populären Medien und pädagogischen Texten einzunehmen“. Darüber hinaus sollten Erzieher „verstehen, wie geschlechtsspezifische Rollen konstruiert“ werden. Ebenso wie sich „Machtbeziehungen auf das Spiel der Kinder und ihre soziale Zukunft auswirken“.

Wenn Kinder traditionelle Geschlechtergrenzen überschreiten würden, könnten Pädagogen diese Gelegenheit nutzen. Auf diese Weise sei es möglich, „Diskussionen über alternative Praktiken zu eröffnen“, heißt es in dem Buch. „Pädagogen können mit Kindern arbeiten, um ihnen zu helfen, ihr eigenes Verhalten und geschlechtsspezifische Beziehungen zu analysieren und vorherrschende Denkmuster zu durchbrechen.“

Wie die Epoch Times erfuhr, wird das Buch als Lehrbuch in mehreren Universitätskursen für frühkindliche Erziehung in Australien verwendet. Darunter sind die Australian Catholic University, die Macquarie University, die Deakin University, die Charles Sturt University, die Queensland University of Technology und die Swinburne University.

Studiengänge im Bereich frühkindlicher Erziehung werden bei jungen Australiern und internationalen Studenten immer beliebter. Das rührt daher, dass die Regierungen der australischen Bundesstaaten und des Bundes mehr Mittel in den Kinderbetreuungssektor fließen lassen, um den zunehmenden Personalmangel zu beheben.

Im Jahr 2022 investierte Australien über einen Zeitraum von vier Jahren 1,84 Milliarden AUD, was etwa 1,09 Milliarden Euro entspricht. Zur gleichen Zeit hat die Regierung von New South Wales im Rahmen eines Programms für erschwingliche Vorschulfinanzierung über vier Jahre hinweg 1,4 Milliarden AUD (rund 800 Millionen Euro) bereitgestellt.

Poststrukturalismus und Ermutigung zum Geschlechtertausch

Es gibt noch andere bedenkliche Materialien, die Universitätsstudenten für die Ausbildung zum Vorschullehrer zur Verfügung gestellt werden. An einer Universität in Sydney gehört ein Lehrbuch mit dem Titel „Spielen in den ersten Lebensjahren“ („Play in the Early Years“) zu den Pflichtfächern für Erzieherinnen und Erzieher.

Darin enthalten ist ein Kapitel über die Umsetzung des Poststrukturalismus in der Kindererziehung. Der Begriff Poststrukturalismus ist Ende der 1960er-Jahre zuerst in Frankreich entstanden. Die Denkrichtung betont, dass Bedeutungen und Identitäten in Texten und im Leben nicht festgelegt sind, sondern sich ständig verändern und von verschiedenen Faktoren beeinflusst werden.

Das Buch enthält das Beispiel einer Kinderbetreuerin namens Miriam Giugni. Diese berichtet über ihre Erfahrungen als „aktivistische Lehrerin“, beispielsweise dass sie sich „aktiv gegen die vorgebrachte geschlechtsspezifische Perspektive wehrt“. „Wenn Miriam sagt, sie sei eine Aktivistin, bezieht sie sich auf ihr großes Engagement für Fragen der sozialen Gerechtigkeit“, heißt es darin.

Weiter kann man lesen: „In Miriams Einrichtung werden 46 australische Kinder im Alter zwischen Geburt und sechs Jahren unterrichtet. Die Mitarbeiter repräsentieren eine Vielfalt von Ethnien, Geschlechtern, Sexualitäten und Qualifikationen.“ Das Lehrbuch zitiert einen post-strukturellen Theoretiker, der argumentiert, dass das Spiel von Kindern „nicht immer lustig oder unschuldig“ sei. Es könne dagegen auch Politik beinhalten.

Um zu veranschaulichen, wie Lehrkräfte diese Theorien in die Praxis umsetzen können, enthält das Buch ein Beispiel, in dem eine Erzieherin ihre Vorgehensweise schildert. Als sie hörte, wie ein Mädchen namens Madison einem anderen Kind sagte, dass sie ein Junge sei, reagierte sie folgendermaßen: „Hat sie wirklich gesagt: ‚Ich bin kein Mädchen! Ich bin ein Junge?‘ Das ist wirklich interessant“, erinnert sich die Lehrerin. „Ich muss mit Madison über ihr Spiel sprechen. Warum tut sie so, als wäre sie ein Junge? Ich frage mich, wer noch die Geschlechterrollen tauscht? Wie kann ich das herausfinden?“

Erschaffung von Märchen mit Gender-Inhalten

Das Buch schlägt vor, dass Lehrer auch kritische und feministische Ansätze nutzen können, wenn sie Spielszenarien für Kinder erstellen. Zum Beispiel können sie Geschichten vorlesen oder nachspielen, die anders enden als die „typischen Märchen, wo alle glücklich sind, nachdem sie geheiratet haben“. „Die Kinder können auch erwachsen werden und glücklich bis an ihr Lebensende leben, wenn sie nicht heiraten“, heißt es darin.

Ein weiteres Beispiel ist die Anpassung der Handlung der Kindergeschichte Goldlöckchen und die drei Bären, in der der größte Bär der Vater, der mittelgroße Bär die Mutter und der kleinste Bär das Bärenbaby ist. „Man könnte neue Handlungsstränge entwickeln, zum Beispiel, dass die Bärenmutter der größte Bär ist, dass zwei Bärenväter und ein Bärenbaby die Familie bilden oder dass geschlechtsneutrale Bären im Vordergrund stehen.“

Andere Lehrmaterialien, die von der Epoch Times eingesehen wurden, enthalten auch Konzepte des Poststrukturalismus und der Postmoderne, die aus dem Kulturmarxismus hervorgegangen sind – einer Kritischen Theorie, welche die Gesellschaft durch die Linse des Klassenkampfes betrachtet.

Einflüsse des Kulturmarxismus

Einem Sonderbericht der Denkfabrik Heritage Foundation zufolge fördert der Kulturmarxismus die Abschaffung westlicher Traditionen und Normen „unter dem Deckmantel der sozialen Gerechtigkeit“.

Anstatt wie der klassische Marxismus Konflikte zwischen Arbeitern und Kapitalisten auszutragen, benutzt der Kulturmarxismus Rasse und Geschlecht, um Keile zwischen soziale Gruppen zu treiben. „Der Kulturmarxismus ist also ein umgestalteter Marxismus, eine Mutation. Das Ziel der Kulturmarxisten ist nicht die Verbesserung des Systems, sondern die völlige Umwälzung der bestehenden Gesellschaftsordnung, die sie als Vollstrecker der ‚weißen Vorherrschaft‘ betrachten.“

Augusto Zimmermann, Leiter der juristischen Fakultät des Sheridan Institute of Higher Education, sagte, dass der Marxismus auch für die Abschaffung der Kernfamilie eintrete. „Karl Marx empfahl in seinem Kommunistischen Manifest die Abschaffung der Ehe. Mit der Begründung, dass dies die natürliche Auflösung des Systems der freien Liebe nach sich ziehe, die er als öffentliche und private Prostitution bezeichnete“, schrieb Zimmermann in einem Meinungsbeitrag für die Epoch Times. Mit anderen Worten: Für Marx war die Ehe nichts anderes als eine Form der „privaten Prostitution“.

Die 23-jährige Rhea teilte gegenüber der Epoch Times mit, dass sie nicht verstehe, warum dieses Wissen für Vorschullehrer wichtig sei. Ihrer Meinung nach sei die Anwendung in „unserer Unterrichtspraxis unwahrscheinlich“. „Ich denke, das ist unnötig“, findet sie.

Kinder lassen sich leicht beeinflussen

Inzwischen gibt es immer mehr Kinder und Jugendliche, die unter Geschlechtsdysphorie leiden und sich für hormonelle und chirurgische Eingriffe zur Änderung ihres Geschlechts entscheiden. Unter anderem werden sie von Lehrern und Mitschülern dabei unterstützt. Laut einer von „Reuters“ in Auftrag gegebenen Studie wurden 2022 in den USA mehr als 42.000 Kinder mit Geschlechtsdysphorie diagnostiziert. Das entspricht fast einer Verdreifachung gegenüber 2017.

Laut Rhea wird den Pädagogen gelehrt, dass Geschlechtsidentitäten universell seien. Zudem hätten diese Einfluss auf die Kinder, die sie unterrichten. „Kinder lassen sich leicht von den Meinungen der Menschen in ihrem Umfeld – zum Beispiel von Lehrern – beeinflussen“, sagte sie. „Die Lehrer mögen diese [Kritischen] Theorien in der Absicht übernehmen, den Kindern zu helfen, stattdessen behindern sie die Denkprozesse der Kinder.“ Rhea erklärt:

[Als Vorschullehrerin] möchte ich lernen, wie ich Kinder fördern und ihnen helfen kann, gute und wohltätige Menschen zu werden, um ihr geistiges und körperliches Wohlbefinden zu verbessern. Das ist auf seine eigene Weise ‚vielfältig‘.“

Eine andere Vorschullehrerin, Cynthia*, die für ihre Ausbildung ein College in Australien besucht hatte, sagte dagegen, dass sie keine nennenswerten Auswirkungen der Kritischen Theorien in frühkindlichen Einrichtungen gesehen habe. „In einer Kindertagesstätte haben wir keine Zeit, über Theorien zu sprechen“, argumentiert sie.

Cynthia gab auch an, dass sie in ihren pädagogischen Kursen nicht auf diese Theorien gestoßen sei. Sie betonte, dass Erzieherinnen eine große Verantwortung haben, wenn es darum geht, Kindern gute Werte zu vermitteln. „Sie sind wie Papier; was immer man ihnen vermittelt, wird die Grundlage für ihr Wachstum sein“, sagte sie.

*Die Namen der Befragten wurden geändert, um ihre Privatsphäre zu schützen.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: „Marxist and Gender Identity Theories Now Part of Australian Early Childhood Courses“ (redaktionelle Bearbeitung il) 



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