US-Speaker mahnt protestierende Studenten: „Geht zurück in den Unterricht“

Infolge des Krieges in Gaza haben sich an US-Universitäten propalästinensische Protestzeltlager ausgebreitet. Berichte von antisemitischen Vorfällen häufen sich. US-Abgeordnete fordern nun Konsequenzen. Doch was sagen die Studenten?
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Der Sprecher des Repräsentantenhauses Mike Johnson hält eine Pressekonferenz auf dem Campus der Columbia University ab, um den Rücktritt der Präsidentin der Universität, Minouche Shafik, am 24. April 2024 in New York City zu fordern.Foto: Alex Kent/Getty Images
Von 25. April 2024

Der Sprecher des US-Repräsentantenhauses forderte Präsident Joe Biden auf, die Nationalgarde zu schicken, um die Proteste an der Columbia University in New York City zu beenden.

Mike Johnson sprach am Mittwoch, 24. April, auf den Stufen der Universitätsbibliothek vor einer lautstark buhenden Menge. An seiner Seite waren mehrere republikanische Abgeordnete.

Anlass für seinen Besuch waren Protestcamps gegen Israel und antisemitische Vorfälle auf dem Campus der Ivy-League-Universität. Jüdische Studenten sind vermehrt rassistischen Verbalattacken, Diskriminierungen, Drohungen und Gewalt ausgesetzt.

Die Universität berichtet, sie hat mittlerweile 35 neue Sicherheitskräfte eingestellt und die Zahl der Ausweiskontrollen an den Eingängen zum Campus erhöht. Bedrohte Studenten könnten eine Sicherheitsbegleitung anfragen.

Johnson verurteilte die Zunahme antisemitischer Vorfälle auf dem Campus. „Wir stehen hier an einer der bedeutendsten akademischen Einrichtungen Amerikas, wo die geschätzten Traditionen dieser Universität von radikalen und extremen Ideologien vereinnahmt werden“, sagte er. „Geht zurück in den Unterricht.“

Biden soll Nationalgarde einschalten

Johnson kündigte an, US-Präsident Joe Biden zu kontaktieren, damit er die Nationalgarde einschaltet, um die Proteste zu unterbinden. Es gebe einen beunruhigenden Trend, dass Studenten Terrorgruppen wie die Hamas unterstützen, sagte er.

„Dieser Wahnsinn muss aufhören“, sagte Johnson. „Wir können nicht zulassen, dass solcher Hass und Antisemitismus auf unseren Universitäten gedeiht und unkontrolliert bleibt.“

Der Abgeordnete von Louisiana wies darauf hin, dass die Terrorgruppe Hamas eine Erklärung abgegeben hatte, in der sie die Demonstranten auf dem Campus unterstützte.

„Sie nennen sie die zukünftigen Führer Amerikas“, sagte er mit Blick auf die Studenten. „Das ist abscheulich.“

„Diejenigen, die Gewalt und Diskriminierung gegen jüdische Studenten ausüben, müssen zur Rechenschaft gezogen werden“, so Johnson.

Zugleich forderte er den Rücktritt der Universitätsprofessorin Minouche Shafik: „Von Universitätsprofessoren bis zu öffentlichen Amtsträgern haben Menschen in verantwortlichen Positionen […] versucht, die barbarischen Angriffe der Hamas in Israel zu entschuldigen oder zu ignorieren“, so Johnson.

Das sagen Studenten der Columbia University

Davy und Saar Noy, Studenten der Columbia University, reagieren auf den Besuch von Mike Johnson, Sprecher des Repräsentantenhauses, am 24. April 2024. Foto: Juliette Fairley/The Epoch Times

Der belgisch-israelische Columbia-College-Student Davy (20), der nur mit seinem Vornamen genannt werden möchte, glaubt nicht, dass die Präsidentin der Universität das Problem ist.

„Es ist keine Lösung, sie zum Rücktritt zu zwingen“, sagte Davy gegenüber Epoch Times. „Das Problem gibt es seit Jahren an der Universität, und jetzt, mit dem Krieg in Israel und Gaza, haben sie einen neuen Grund gefunden, um ihren Hass gegen Juden und Israel Luft zu machen.“

Davy, der im zweiten Semester Politik- und Wirtschaftswissenschaften studiert, möchte stattdessen, dass Shafik die bestehenden Regeln durchsetzt. So müsste etwa ein Protest beendet werden, wenn er das akademische und studentische Leben beeinträchtigt.

Wir stehen eine Woche vor den Abschlussprüfungen, und das hier stört alle, die in der Bibliothek lernen oder zum Unterricht gehen wollen“, sagte Davy.

„Sie müssen diese Regeln durchsetzen. Es ist nicht in Ordnung, dass einige Kids mitten auf dem Campus ein Sommercamp veranstalten.“

Studentin spricht von Gewaltvorfällen

Saar Noy, eine französisch-israelische Studentin, hat mitbekommen, wie ihre Freunde mit blauen Flecken nach Hause kamen.

„Sie wurden wegen ihrer jüdischen Identität körperlich angegriffen. Das ist nicht hinnehmbar“, sagte Noy gegenüber Epoch Times. „Niemand sollte Angst haben oder um sein Leben fürchten müssen, weil er an eine bestimmte Religion glaubt oder sich zu einer bestimmten Nationalität bekennt.“

Die 21-Jährige ist auch um ihr Studium besorgt. Sie studiert im dritten Jahr an der Columbia School of General Studies und erwägt zurzeit, ihr Studium zu unterbrechen und die Prüfungen an einem späteren Zeitpunkt nachzuholen, wenn sich die Lage beruhigt hat.

Xavier Clark, der ursprünglich aus North Carolina stammt, hätte im nächsten Monat seine Abschlussfeier. Allerdings hat er seinen Frieden mit dem Protestlager geschlossen, welches möglicherweise eine Abschlusszeremonie verhindern wird.

„Unabhängig davon, ob es eine persönliche Abschlussfeier gibt oder nicht, werde ich immer ein Absolvent der Columbia University sein“, sagte Clark der Epoch Times. „Natürlich möchte man diesen Moment [Zeremonie] erleben. Aber wenn es um Gleichheit, Frieden, Liebe und Freiheit geht, ist es für mich in Ordnung, nicht auf der Bühne zu stehen.“

Clark ist etwas enttäuscht darüber, wie Shafik die Sache mit dem Lager gehandhabt hat, aber er will nicht, dass die Präsidentin, die als Muslimin in Ägypten geboren und seit Juli 2023 die Leitung innehat, zurücktritt.

„Sie ist in einer sehr heiklen Situation“, fügte Clark hinzu. „Da ich ihren Hintergrund kenne, denke ich, dass sie die Probleme gut nachvollziehen kann. Deshalb war es für mich etwas enttäuschend, dass sie sich nicht wirklich für die Demonstranten eingesetzt hat, aber sie ist eine wunderbare Person und sie ist nicht ohne Grund Präsidentin.“

Hintergrund

Infolge der propalästinensischen Proteste, die durch die Militäraktionen Israels gegen die Hamas und die hohen zivilen Opfer im Gazastreifen ausgelöst wurden, sind auf dem Campus zahlreicher Universitäten Zeltlager entstanden, in denen nicht nur Studenten protestieren.

Am 17. April begannen die Demonstrationen an der Columbia University, bevor sie sich auf die Yale University, die New York University und andere Einrichtungen ausweiteten.

Die New Yorker Polizei nahm am 18. April mehr als 100 propalästinensische Demonstranten auf dem Campus der Columbia University fest. Am folgenden Tag führten die Protestierenden ihre Aktivitäten trotz der zahlreichen Verhaftungen und Suspendierungen fort.

Zu Beginn des 24. Aprils erklärten die Verantwortlichen der Universität, dass sie die Frist für die Räumung der Demonstranten verlängern würden.

Ihrer Aussage zufolge hätten sich die Demonstranten dazu verpflichtet, eine beträchtliche Anzahl von Zelten zu entfernen. Sie hätten zugestimmt, dass ausschließlich Studenten in dem Lager verbleiben würden.

Sie versicherten angeblich auch, jegliche diskriminierende Sprache oder belästigende Botschaften im Lager zu verbieten.

(Mit Material von theepochtimes.com)



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