Wochenrückblick: Streiks in Finnland – 10.000 Jobs bei ZF-Friedrichshafen in Gefahr (Teil 2)

Golf-Amateur besiegt Profis – und geht beim hohen Preisgeld ziemlich leer aus. Self-Checkout-Kassen in Supermärkten haben sich „nicht bewährt“ und Indien überholt als Börsenplatz Hongkong. Ein unvollständiger Rückblick auf Meldungen der Woche in Kurznachrichten.
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Die deutsche Linkspolitikerin und BSW-Co-Vorsitzende Sahra Wagenknecht stimmt auf dem ersten Parteitag der neuen Sahra Wagenknecht-Allianz mit über den pensionierten deutschen Linkspolitiker Oskar Lafontaine (r.) und Amira Mohamed Ali (3. rechts) ab.Foto: Maja Hitij/Getty Image
Von 28. Januar 2024

Wagenknecht-Bündnis

„Common Sense And Justice“-Partei hat sich das „Bündnis Sahra Wagenknecht – Vernunft und Gerechtigkeit“ genannt. Im Kosmos-Theater am 27. Januar 2024 in Berlin gab es den ersten Parteitag. Die Plattform des BSW steht für neue Einwanderungsbeschränkungen, eine Wiederbelebung der Energieimporte aus Russland und ein Ende des Krieges in der Ukraine durch Verhandlungen. Die neue Partei, zu der prominente ehemalige Abgeordnete der linken Bundestagspartei Die Linke gehören, stellte Kandidaten für die bevorstehende Europawahl vor und strebt außerdem die Teilnahme an drei ostdeutschen Landtagswahlen an, die für September geplant sind.

Haushaltsloch 2025

Auch im Bundeshaushalt für 2025 gibt es derzeit noch eine milliardenschwere Finanzierungslücke. „Das Haushaltsloch wird im deutlich zweistelligen Milliardenbereich liegen“, sagte ein Regierungsvertreter dem „Handelsblatt“. Vermutlich werde diese größer sein als die 17 Milliarden Euro, welche die Bundesregierung nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts im Etat 2024 einsparen musste.Das Bundesfinanzministerium will laut „Handelsblatt“ die Ausgabenobergrenzen aus der bestehenden Finanzplanung aus dem Vorjahr nutzen und diese quasi als Eckwerte den anderen Ressorts vorgeben.

Streiks in Helsinki und landesweit

Finnland streikt: Die Regierung will Arbeitsmarktreformen und Kürzungen der Sozialleistungen durchsetzen. Ausgehend von zwei der größten Gewerkschaftsverbände des Landes, SAK (Industrieunion) und STTK (Büro- und Fachgewerkschaften), wurde zu Aktionen und zum Streik aufgerufen. Neben vielen Betrieben wollen auch die Kindertagesstätten in Helsinki am 31. Januar und 1. Februar schließen, weil das Lehrpersonal für frühkindliche Bildung an den landesweiten Streiks teilnehmen will. Das berichtet Yle, die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt Finnlands. Die finnische Regierung nutzt das sogenannte „Exportmodell“: Jede Lohnerhöhung in der Exportindustrie legt die Obergrenze für alle anderen Sektoren der finnischen Wirtschaft fest. Dies ist seit langem Tradition in Finnland, die Regierung will es nun gesetzlich verankern. Das Modell kann die Lohnentwicklung in anderen Sektoren begrenzen.

Amateur besiegt Profis – und geht leer aus

Im Golf gewann mit 29 Schlägen unter Par als erster Amateur seit 33 Jahren Nick Dunlap (20) ein Turnier der Profigolfer in Kalifornien in La Quinta. Zudem ist er der jüngste Turniersieger seit 1910 auf der PGA-Tour. 29 Schläge unter Par sind Turnierrekord. Der Student der University of Alabama wurde durch einen Sponsor eingeladen. Doch die 1,5 Millionen Dollar Preisgeld bekommt er nicht – laut den PGA-Regeln können Amateure nicht mehr als 1.000 Euro erhalten. Damit gehen die restlichen 1.499.000 Dollar an den Zweitplatzierten, den Südafrikaner Christiaan Bezuidenhout. Ob Dunlap Amateur bleibt oder Profi wird, ist noch nicht entschieden, durch den Sieg hat er bis 2026 das Recht auf einen Platz in der PGA-Tour. Zudem kann er als Amateurmeister auch an den Major US-Masters, den US Open und den British Open teilnehmen.

Ein Behälter mit einer Geröllprobe von dem Asteroiden Bennu. Die Nasa hat wochenlang versucht den Behälter zu öffnen.

Ein Behälter mit einer Geröllprobe von dem Asteroiden Bennu. Die NASA hat wochenlang versucht, den Behälter zu öffnen. Foto: Erika Blumenfeld & Joseph Aebers/NASA Johnson Space Center, ARES/dpa

Endlich ging die NASA-Dose auf

Rund vier Monate nachdem die Sonde „Osiris-Rex“ eine Geröllprobe des Asteroiden Bennu auf die Erde abgeworfen hat, hat die NASA den Behälter endlich öffnen können. Zwei „hartnäckige Verschlüsse“ hätten endlich geöffnet werden können. Zuvor hatte es der NASA im Internet viel Spott eingebracht, dass es zwar erfolgreich gelungen war, erstmals eine Probe von einem Asteroiden einzusammeln und auf die Erde abzuwerfen, man dann aber daran scheiterte, sie zu öffnen. Bei dem Inhalt des Behälters handele es sich um Steinchen und Staub von je bis zu einem Zentimeter Umfang. Wie viel es insgesamt genau sei, werde nun ermittelt. Rund 200 Wissenschaftler machen sich nun mit 60 verschiedenen Untersuchungsmethoden an dem Material zu schaffen. Noch in diesem Jahr solle ein vollständiger Katalog der Probe veröffentlicht werden, hieß es. Der tiefschwarze Asteroid Bennu hat einen Durchmesser von rund 550 Metern und könnte der Erde in gut 150 Jahren recht nahekommen.

Rangliste der Aktienmärkte

Indien macht große Schritte im Ranking der Volkswirtschaften. Gemessen am Börsenwert – also allen in der jeweiligen Region notierten Unternehmen – hat das Land nun Hongkong überholt. Indien kam in der Rangliste der internationalen Aktienmärkte auf 4,33 Billionen Dollar, Hongkong fiel auf 4,29 Billionen zurück. Insgesamt liegt es auf Platz vier hinter den USA, Festland-China mit den Märkten Shanghai sowie Shenzhen und Japan. Die chinesischen Märkte verlieren aufgrund der Politik der KP Chinas Kapital und internationales Ansehen.

Süßigkeiten und Knabbereien

Bei Süßigkeiten und Knabberartikeln stieg 2023 der Umsatz im Inland um rund 11,9 Prozent im Jahresvergleich auf 9,9 Milliarden Euro. Auch die Produktion legte um 2,2 Prozent zu. Das „inflationsbedingte Umsatzplus“ verdecke aber den Blick auf die Kostenexplosionen, so der Branchenverband BDSI. Unsicherheiten bei der Rohstoffbeschaffung und „massive Kostensteigerungen“ auf den Rohstoffmärkten beeinflussten die Branche: Der Preis für EU-Zucker 2023 stieg um 72 Prozent, der für Kakaobutter um 52 Prozent, Kakao war 43 Prozent teurer und Stärke 42 Prozent. Das Exportgeschäft ging mit einem Umfang von 2,5 Millionen Tonnen leicht um ein Prozent zurück.

Wie aus einem Science-Fiction Film: Ein vietnamesischer Sicherheitsbeamter in Ho-Chi-Minh-Stadt mit einem elektronischen Gewehr, mit dem Drohnen abgewehrt werden können. Anlass ist der Besuch von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

Wie aus einem Science-Fiction-Film: Ein vietnamesischer Sicherheitsbeamter in Ho-Chi-Minh-Stadt mit einem elektronischen Gewehr, mit dem Drohnen abgewehrt werden können. Anlass ist der Besuch von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa

„Es hat sich nicht bewährt“

Self-Checkout-Kassen sollen in Supermärkten helfen, die Schlangen an den Kassen zu reduzieren. Doch meist werden die Terminals, an denen die Kunden ihre Waren selbst scannen und bezahlen, den Erwartungen nicht gerecht. Die Kunden stünden immer noch in der Warteschlange – und warten nun darauf, dass Mitarbeiter die Fehler an den Maschinen beheben; oder Waren mit Altersbegrenzungen wie Alkohol und Zigaretten oder Taschen von Käufern checken, um Diebstähle zu verhindern. Für die Supermärkte stand die Idee dahinter, Personalkosten zu sparen, so Christopher Andrews, außerordentlicher Professor und Soziologe der Drew University in Madison, New Jersey. Doch sie erlebten, dass die Käufer Hilfe brauchen, um die Kassen zu benutzen. „Sie erkannten, dass sie kein Geld verdienen; sie verlieren Geld“, so Andrews. Einige US-Ketten wie „Dollar General“, Walmart (USA) oder die Supermarktkette Booths (Großbritannien) änderten daher ihre Strategie und bauen Self-Checkout teilweise wieder ab. Auch wird überlegt, die Anzahl der Artikel an diesen Stationen zu reduzieren.

Kindergärten

Seitdem 2013 der Rechtsanspruch auf Betreuung für ein- bis dreijährige Kinder in Kraft trat, ist die Anzahl der Beschäftigten um mehr als 50 Prozent gestiegen. Damals waren 465.000 Personen pädagogisch tätig, zum 1. März 2023 waren es rund 702.000. Die Zahl der Kinder, die in Tageseinrichtungen betreut werden, ist im selben Zeitraum laut dem Statistischen Bundesamt nur um 22 Prozent gestiegen: von 3,21 Millionen im Jahr 2013 auf 3,93 Millionen im Jahr 2023. Trotzdem gilt die Personalsituation in vielen Kitas als angespannt: Die unter Dreijährigen benötigen eine intensivere Betreuung. Zudem ist der Anteil der Kita-Betreuungskräfte in Vollzeit vergleichsweise gering, 66 Prozent des pädagogischen Kita-Personals arbeiteten im Jahr 2023 weniger als 38,5 Stunden pro Woche. Der Männeranteil ist in den vergangenen zehn Jahren etwas gestiegen. Unter den Absolventen in den drei häufigsten erzieherischen Ausbildungsberufen nahm der Männeranteil von knapp 14 Prozent im Jahr 2012 auf knapp 18 Prozent im Jahr 2022 zu.

Insolvenzen in Finnland

In Finnland gingen 2023 mehr Unternehmen in Konkurs als in den 25 Jahren zuvor. Insgesamt schlossen 3.293 Firmen, so Statistics Finland. Tommi Veistämö, Chefstatistiker der Behörde, sagte: „Die Zahl der Insolvenzen ist höher als während der Finanzkrise im Jahr 2009“. Allgemein läge die Zahl der Insolvenzen zwischen 600 und 2.200, der Rekord wurde mit 7.391 in den 1990er-Jahren erreicht. Fast 15.000 Arbeitsplätze gingen verloren, die meisten in der Bauindustrie und der Dienstleistungsbranche wie Restaurants. Zwar gab es in Helsinki den größten Jobabbau, manche ländliche Gemeinden waren jedoch überproportional betroffen und verloren teilweise ein Viertel ihrer lokalen Jobs. Beispiel dafür ist Pyhäntä, wo das Aus der Wohnungsbaufirma Jukkatalo zu einem Verlust von 28 Prozent der Arbeitsplätze der Gemeinde führte. Manche, die plötzlich arbeitslos wurden, gründeten daraufhin eigene kleine Firmen. Die Bank von Finnland und das Finanzministerium stuften Mitte Dezember 2023 die Wirtschaftsprognosen herab und rechneten damit, dass das Land bis weit ins Jahr 2024 hinein in einer Rezession bleiben wird.

Güterzüge am 23. Januar 2024 bei Frankfurt am Main. Der angesagte Sechs-Tage-Streik der Lokführergesellschaft bewirkt auch, dass – so möglich – Güter auf Lkw umgeladen werden. Foto: Kirill Kudryavtsev/AFP über Getty Images

10.000 Jobs fallen weg

Der Autozulieferer ZF-Friedrichshafen will auf Elektromobilität umstellen. Dabei droht der Verlust von 10.000 Arbeitsstellen bis zum Jahr 2028. „Wir befinden uns knietief in der Transformation“, so ZF. Bei der Produktion von E-Motoren, die ohne Getriebe auskommen, wird weniger Personal benötigt. Das Unternehmen plant, sein Werk in Gelsenkirchen und ein Stoßdämpferwerk in Nordrhein-Westfalen zu schließen. Beide Werke fahren derzeit Verluste ein. Betroffen sind die Bereiche Produktion, Einkauf, Buchhaltung, Entwicklung und Controlling.

Selbstständigkeit?

Der Wunsch nach einer beruflichen Selbstständigkeit bleibt in Deutschland auf einem Tiefpunkt. Nur 23 Prozent der 18-bis-67-Jährigen hätten sich 2022 unabhängig von ihrer aktuellen persönlichen Situation für die berufliche Selbstständigkeit entschieden, 72 Prozent wollen eine Anstellung, so eine Erhebung im Auftrag der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Mit Blick auf den Erhalt der breiten Unternehmensbasis in Deutschland – und somit den Wettbewerb – sei das besorgniserregend, so die öffentlich-rechtliche Förderbank das Ergebnis. Unabhängig von ihrer aktuellen persönlichen Situation entschieden sich Frauen 2022 seltener für die berufliche Selbstständigkeit als Männer (18 vs. 28 Prozent). Das sei zwar auch in vergleichbaren Industrieländern zu beobachten.

Das 49-Euro-Ticket bleibt

Bis zum Jahresende ist die Finanzierung des Deutschlandtickets sicher, der Preis bleibt daher bei 49 Euro. Für 2025 wurde keine Prognose abgegeben. Aus Sicht von Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter wird sich die Einigung der Länder, das Deutschlandticket bis Ende 2024 bei 49 Euro zu halten, voraussichtlich nicht wiederholen. Dass bisher etwa 10,5 Millionen Kunden das Angebot nutzen, sei kein großer Erfolg. „Da ist mit weit höheren Nutzungszahlen gerechnet worden“, sagte Bernreiter. Um das Ticket auch in Zukunft zu finanzieren, seien etwa eine Million neue Nutzer nötig. Gehofft wird vor allem auf die Jobticket- und die Studenten-Variante.



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