Das Maestro-Chaos – Was müssen Bankkunden jetzt beachten?

Wegen einer Umstellung der Girokarte können manche Bankkunden diese im Ausland nicht mehr verwenden. Damit Bankkunden keine böse Überraschung erleben, empfehlen Verbraucherschützer, sich richtig auf die Reise ins Ausland vorzubereiten.
«Eine Karte, die nicht durchgängig für Zahlungen im Online-Handel eingesetzt werden kann, ist (...) nicht mehr zeitgemäß.»
„Eine Karte, die nicht durchgängig für Zahlungen im Onlinehandel eingesetzt werden kann, ist [...] nicht mehr zeitgemäß.“Foto: Federico Gambarini/dpa
Von 9. Juli 2023

Seit dem 1. Juli 2023 müssen Bankkunden, die eine neue Girokarte erhalten, auf Änderungen achten, da bei vielen neuen Karten die Maestro-Funktion fehlt. Diese ermöglichte die Nutzung der Karte im Ausland. Der US-Zahlungsdienstanbieter Mastercard hatte zuvor angekündigt, diese Funktion einzustellen, da sie nicht ausreichend für den Onlinehandel ist.

Die Änderung kann auch dazu führen, dass neu ausgestellte Girokarten in vielen kleinen Läden in Deutschland nicht mehr akzeptiert werden. Verbraucherschützer halten es für wahrscheinlich, dass Mastercard künftig stärker mitverdienen möchte, berichtet die „Welt“.

Banken müssen nun schnell eine alternative Lösung finden, um keine Kunden zu verlieren. In der Zwischenzeit sollten sich Bankkunden selbst vor bösen Überraschungen schützen.

Was hat sich geändert?

Das Bezahlsystem, das Girocards – auch EC-Karte genannt – zugrunde liegt, ist eine deutsche Insellösung und wird im Ausland nicht akzeptiert. Die meisten dieser Karten waren aber bislang zusätzlich mit der Maestro-Funktion von Mastercard ausgestattet, sodass sie im Ausland verwendbar waren.

Diese Funktion stellte das US-Unternehmen am 1. Juli ein. Nach diesem Datum ausgegebene Girocards sind nun unter Umständen nicht mehr im Ausland einsetzbar. Bei älteren Karten bleibt die Funktion in der Regel erhalten.

Bin ich betroffen?

Kunden, deren Girokarten mit Maestro-Funktion noch bis 2027 gültig sind, können diese weiterhin wie gewohnt nutzen. In anderen Ländern wie etwa Österreich oder Spanien ist Geld abheben, in Restaurants zahlen oder in Shops bargeldlos einkaufen weiterhin problemlos möglich.

Sollte die Girokarte jedoch bald ablaufen oder eine neue bereits vorliegen, sollten Kunden sich bei ihrer Bank über mögliche Änderungen beim Karteneinsatz im In- und Ausland informieren, rät Sascha Straub, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Bayern.

Die Nutzbarkeit im Ausland ist Bankkunden sehr wichtig – zu diesem Ergebnis kommt etwa eine Befragung des Vergleichsportals Verivox. Die Banken sind also im Zugzwang. Der Bundesverband Deutscher Banken gibt sich jedoch gelassen: Die Kredithäuser würden neue Karten „mit einem anderen Partner für den Auslandseinsatz“ anbieten. Dafür müssten die Kunden auch nicht selbst aktiv werden.

Laut Verivox wollen einige Banken jedoch vorerst auch weiterhin Karten mit Maestro-Funktion ausgeben – deren Nutzbarkeit im Ausland möglicherweise nicht gegeben ist.

Wechselt die Bank dann das Kartensystem, geht das in der Regel mit Vertragsänderungen einher, denen Kunden aktiv zustimmen müssten. Spätestens dann entsteht Handlungsbedarf. Eventuell ändern sich in diesem Fall auch die Kosten, weshalb ein Wechsel der Bank sinnvoll werden kann.

Was ist jetzt die beste Lösung für Kunden?

„Wir empfehlen, in diesem Sommer am besten alle gültigen Giro- und Kreditkarten mit auf die Reise zu nehmen. Dann kann auch im Ausland nichts schiefgehen“, sagt Straub.

Wer zu Hause oder im Urlaub Probleme beim Einsatz seiner neuen Girocard hat, kann sich bei den Verbraucherzentralen melden.

Welche Alternativen gibt es?

Zunehmend verbreitet ist eine Hybrid-Variante: reine Debitkarten von Mastercard oder Visa. Sie kommen wie eine Kreditkarte mit 16-stelliger Nummer daher, bieten aber keinen Kreditrahmen. Diese werden in Deutschland nicht überall im Handel akzeptiert, was in den vergangenen Tagen bereits Hunderttausende Bankkunden feststellen mussten.

Der Grund: Diese Karten verursachen deutlich höhere Kosten für den Händler. So kann eine Transaktion mit einer Mastercard Debit bis zu viermal höher ausfallen als die Zahlung mit der normalen Girokarte.

Aktuell ist für Verbraucher die Lage daher undurchsichtig und verwirrend. Einige Banken wollen ihre Debitkarten künftig mit dem V-Pay-System von Visa ausrüsten. Dieses funktioniert ähnlich wie Maestro von Mastercard, ist aber in Deutschland bislang nicht sonderlich verbreitet.

Andere Banken bieten ein Zwei-Karten-System an: mit der gewohnten Girokarte fürs Inland und einer Debit- oder Kreditkarte fürs Ausland.

Alternativ könnten Verbraucher eine Kreditkarte nutzen. Hier werden anders als bei der Girokarte Einzelbeträge zunächst gesammelt und dann gebündelt vom Konto abgebucht. Die Karte mit ihrer 16-stelligen Kreditkartennummer wird häufig für Buchungen oder Einkäufe im Internet benötigt und zudem in der Regel weltweit akzeptiert.

Gibt es eine Weiterentwicklung der Girocard?

Mastercard hat das Einstellen der Maestro-Funktion auch mit der fehlenden Nutzbarkeit im Internet begründet. Das System sei nicht mehr zeitgemäß, da es im Onlinehandel nicht ohne Weiteres funktionieren würde.

Die deutschen Banken und Sparkassen wollen die Girocard deshalb durch erweiterte Online- und Smartphone-Funktionen aufwerten. Konkrete Pläne wurden noch nicht veröffentlicht.

(Mit Material von AFP)



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