Grundschule: Zehntausende Fachkräfte fehlen für Ganztag

Der Anspruch auf Ganztagsbetreuung stellt Grundschulen vor Herausforderungen: Eine Studie stellt nur drei Bundesländern ein gutes Zeugnis aus. Die ostdeutschen Bundesländer brauchen 26.000 zusätzliche Fachkräfte – im Westdeutschland sind es 76.000.
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Künftig hat jedes Kind Anspruch auf Ganztagsbetreuung.Foto: PeopleImages/iStock
Epoch Times5. Juli 2022

Jedes einzelne Grundschulkind hat künftig einen Anspruch auf Ganztagsbetreuung – für die Umsetzung bis Ende des Jahrzehnts fehlen einer Studie zufolge aber Zehntausende Erzieherinnen und Sozialpädagogen in Deutschland.

Die Bundesländer müssten gemeinsam mit allen Verantwortlichen schon jetzt handeln, um dem steigenden Personalmangel in Grundschulen und Horten vorzubeugen, sagte Anette Stein von der Bertelsmann Stiftung, die die Studie am Dienstag (5. Juli) veröffentlichte.

Insgesamt könnten mehr als 100.000 pädagogische Fachkräfte fehlen. Am Geld scheitert es der Studie zufolge nicht – es gibt schlicht zu wenige Menschen, die den Beruf ergreifen wollen.

Bund und Länder hatten im vergangenen September einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in der Grundschule beschlossen, der schrittweise eingeführt wird. Ab dem Schuljahr 2026/2027 greift die Regelung bei Kindern der 1. Klasse, ab 2029/2030 bei allen Klassen.

Prognose

Ein gutes Zeugnis stellt die Studie nur Berlin, Hamburg und Thüringen aus. Dort gibt es bis Ende des Jahrzehnts laut der Prognose genügend Personal, um jedem einzelnen Grundschulkind einen Ganztagsplatz anzubieten – und das bei einem guten Betreuungsschlüssel.

Auch alle weiteren ostdeutschen Bundesländer können bis 2030 jedem Kind ein Ganztagsangebot machen. Allerdings plädiert die Bertelsmann Stiftung dafür, die personelle Situation an Grundschulen und Horten zu verbessern. Würde man sich an Westdeutschland orientieren, wären laut der Prognose dafür rund 26.000 zusätzliche Fachkräfte nötig. Die könnten laut der Studie mit Bundesmitteln aus dem Ganztagsförderungsgesetz finanziert werden.

Die westdeutschen Bundesländer müssten sich dagegen auf den Platzausbau konzentrieren. Sollte jedem einzelnen Kind in der Grundschule ein Ganztagsangebot gemacht werden, bräuchte es bis 2030 aber mehr als eine Million zusätzliche Plätze und rund 76.000 Fachkräfte.

Selbst wenn nur die heutige Quote Ostdeutschlands – wo mehr als vier von fünf Grundschülern ganztags betreut werden – angepeilt würde, fehlten noch 55.000 Fachkräfte. Und auch wenn ein Teil der Kinder weiter das Übermittagsangebot nutze, bliebe noch ein Minus von 34-000 Fachkräften, heißt es in der Studie.

Expertin Stein von der Bertelsmann Stiftung forderte eine „langfristig angelegte Fachkräfteoffensive von Bund und Ländern“. Für eine bessere und bundeseinheitliche Ausstattung müsse die Politik jetzt gesetzliche Rahmenbedingungen, genügend Ausbildungskapazitäten und Anreize für den Einstieg ins Berufsbild schaffen. (dpa/red/sza)



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