Markus Krall: Deutschlands Irrweg zum PISA-Desaster

Der Publizist und Volkswirt Dr. Markus Krall hat die deutsche Schul- und Bildungspolitik scharf kritisiert. Zum Niedergang hätten vor allem das Gesamtschulsystem und die Massenmigration beigetragen, aber auch das Festhalten an der Klimawandel-Hypothese.
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Schriftliche Prüfung in der Schule. Symbolbild.Foto: iStock
Von 20. Dezember 2023

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Für den Volkswirt und Publizisten Dr. Markus Krall (61) ist es kein Wunder, dass Deutschland beim jüngsten Leistungsvergleich 15-jähriger Schüler in den OECD-Staaten („Programme for International Student Assessment“, kurz: PISA) so schlecht abgeschnitten hat wie nie zuvor.

Er sieht die Ursache im seiner Meinung nach keineswegs zufälligen Verfall des deutschen Schulsystems: „Es ist systematisch zerstört worden durch eine ganze Reihe von politischen Ansätzen“, sagte Krall in einem Interview mit der Epoch Times.

Gesamtschulen als Ausdrucksform des Sozialismus

Anstatt das dreigliedrige Schulsystem aus Hauptschulen, Realschulen und Gymnasien zu belassen, habe die Politik in den vergangenen Jahrzehnten lieber Gesamtschulen daraus gemacht und somit auf „Gleichmacherei“ gesetzt.

Damit sei eine wichtige Differenzierung weggefallen. Denn das dreigliedrige Schulsystem habe den Vorteil gehabt, dass jeder Schüler in seiner Klasse mit Gleichaltrigen zusammenarbeiten konnte, die „in etwa seinem Begabungsmaß“ entsprochen hätten.

In den heutigen Gesamtschulklassen aber gebe es eine „sehr große Bandbreite“ an Begabungen. Das führe dazu, dass „die Langsamsten das Tempo“ bestimmen würden. „Das heißt, die Langsamsten ziehen die Leistungsträger nach unten“, erläuterte Krall und fügte hinzu: „Das ist eine Form von Sozialismus.“ Genau das aber sei „ideologisch gewollt“.

Der Volkswirt und Publizist Dr. Markus Krall (l.) im Gespräch mit Epoch-Times-Moderator Alexander Zwieschowski (14.12.2023)

Der Volkswirt und Publizist Dr. Markus Krall (l.) im Gespräch mit Epoch-Times-Moderator Alexander Zwieschowski. Foto: Bildschirmfoto/Epoch Times

Lerninhalte: politisch korrekt, woke und nicht immer wahr

Ein weiterer Fehler sei es gewesen, die Anforderungen in den Schulen nicht nur systematisch zu „verwässern“, sondern auch noch um „unsinnige“ Dinge zu ergänzen: „Man traktiert heute die Schüler mit allen möglichen politisch korrekten, woken, gegenderten oder sonstigen Lehrstoffen“, sagte der Familienvater. Dazu zähle er auch die „vollkommen unbewiesene Hypothese eines menschengemachten Klimawandels“, die täglich auf die Kinder hereinprassele.

Statt den Kindern jene Dinge beizubringen, die sie im Leben bräuchten, gingen die Lehrer lieber mit ihnen „am Freitag auf die Klimademo – als Schulveranstaltung“. Weil man den Kindern auch dadurch die Bildung vorenthalte, seien die Kinder „leider“ nicht in der Lage, das zu hinterfragen.

Im Grunde genommen müsste man sich […] vor den Schulen positionieren und den Kindern Flugblätter in die Hand drücken, dass ihre Lehrer sie in dieser Sache anlügen. Was anderes ist es nämlich nicht.“

Soziale Spannungen auf dem Schulhof

Auch die Masseneinwanderung habe ihren Teil zum PISA-Absturz Deutschlands beigetragen, meint Krall. Immerhin seien „mittlerweile die meisten Klassen angefüllt mit Kindern aus Ländern, in den der Analphabetismus ganz normal“ sei.

Die „Spreizung“ sei von daher noch größer geworden. Wo deutsche Kinder in der Minderheit seien, müssten sie sich zudem einiges von ihren Mitschülern „bieten lassen“. Das führe „nicht nur dazu, dass es bildungstechnisch nicht mehr“ vorangehe, sondern auch zu erheblichen „sozialen Spannungen auf dem Schulhof“.

Insgesamt habe er den Eindruck, dass die Schulen in Deutschland „umfunktioniert“ worden seien. Sie würden ihre Schutzbefohlenen heute auf ein Leben in einem „Lalaland“ vorbereiten, das gar nicht existiere. „Dieses Lalaland reflektiert die Bildungskatastrophe, die in unserer Politik schon lange Fuß gefasst hat“, meint Krall.

Alles privatisieren?

Wie aber könnte die Umkehr hin zu einem wieder funktionierenden Schul- und Bildungssystem gelingen? Nach Ansicht des Volkswirts Krall, einem Anhänger der „Österreichischen Schule“, müssten die Schulen privatisiert, genauer: „in Elterngenossenschaften umgewandelt“ werden. Dann würden die Einrichtungen den Eltern gehören. Sie hätten dann „das Sagen“, wenn es um die Einstellung von Lehrern und Schulleitern oder um den Lehrplan gehe. Der Staat dürfe dafür ruhig bestimmte Mindestvorgaben machen, meinte Krall, „aber keine ideologischen, bitte!“

Krall warnte davor, die Rolle der Bildungspolitik im Allgemeinen zu unterschätzen: Gerade in einem rohstoffarmen Land wie Deutschland sei es die Bildung, die Wohlstand erst ermögliche. Das habe auch „weit über hundert Jahre“ lang geklappt, in denen Deutschland sein bewährtes Bildungsmodell noch „gepflegt“ habe.

PISA-Projektleiterin sieht „Angst vor Mathematik“

Prof. Doris Lewalter, die PISA-Projektleiterin für Deutschland, hatte bei der Vorstellung der Studie ebenfalls den hohen Anteil von Schülern mit Migrationshintergrund in den deutschen Schulklassen erwähnt. Er liege inzwischen bei durchschnittlich 39 Prozent.

Anders als Krall nannte Lewalter aber auch Desinteresse und Angst vor dem Fach Mathematik und die mangelnde Unterstützung vonseiten der Lehrerschaft als Gründe für das schlechte Abschneiden deutscher Schüler (Video auf „YouTube“). Auch die „Corona-Pandemie“ und die daraus resultierenden Folgen könnten eine Rolle gespielt haben, so die Erziehungswissenschaftlerin.

Als Maßnahmen schlug Lewalter unter anderem eine „systematische bedarfsorientierte Förderung“ der Sprach- und Lesekompetenz, mehr Geld für Schulen mit schwierigem Umfeld und eine „konsequente“ und „kontinuierliche“ Weiterentwicklung des Unterrichts vor.

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) machte sich vor allem für eine Änderung des Grundgesetzes stark, um die Zusammenarbeit in Bildungsfragen zwischen Bund und Ländern zu erleichtern.

PISA-Schock, der Zweite

Anfang Dezember war nach fünf Jahren coronabedingter Pause eine neue PISA-Schulleistungsstudie der „Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung“ (OECD) erschienen. Im internationalen Leistungsvergleich der Industriestaaten schnitten 15-jährige deutsche Schüler in Mathematik, im Leseverständnis und in den Naturwissenschaften demnach schlechter ab als je zuvor (PDF-Datei).

An der jüngsten Erhebung hatten nach Informationen der „Tagesschau“ im Frühjahr 2022 weltweit 81 Länder und rund 690.000 Jugendliche teilgenommen. Die für Deutschland repräsentative Stichprobe umfasste circa 6.100 Schüler im Alter von 15 Jahren in rund 260 Schulen aller Arten.

Normalerweise wird eine solche PISA-Studie alle drei Jahre erstellt. Schon die erste Erhebung hatte um den Jahrtausendwechsel eine heftige Bildungsdebatte in Deutschland ausgelöst. Danach ging es in den PISA-Studien für Deutschland zwar lange Zeit wieder bergauf, seit 2016 aber sinken die Werte erneut.



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