Wochenrückblick: An den eigenen Daten verdienen und 19 Hitzetote pro Jahr

Wird Rheinland-Pfalz zu Rheinlandpfalz? Reicht ein privater Auftragsboom bei Einweckgläsern zur Rettung? Und für Jugendliche ist das Internet ein Vollzeitjob mit 24 Überstunden. Ein unvollständiger Rückblick auf Kurzmeldungen der Woche.
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Käsetragen in den Niederlande: Der Alkmaarer Käsemarkt findet von März bis September auf dem Hauptplatz von Alkmaar statt und ist jeden Freitag von 10 Uhr bis 13 Uhr geöffnet.Foto: iStock
Von 1. Juli 2023

Data Act

Die EU-Staaten und das Europaparlament haben sich auf ein neues Datengesetz geeinigt. Der „Data Act“ sieht vor, dass Daten von modernen Autos, vernetzten Haushaltsgeräten und Industrieanlagen wie Windrädern in Europa besser genutzt werden können. Das Gesetz soll den Zugang zu Daten regeln und Verbrauchern sowie Unternehmern mehr Kontrolle über ihre eigenen Daten geben. Gleichzeitig wird ein Datenmarkt geschaffen, um datengesteuerte Innovationen zu fördern. Bei Ereignissen wie Hochwasser oder Waldbränden sollen Behörden künftig Zugriff auf Daten erhalten, die in Besitz der Privatwirtschaft sind. Laut dem deutschen Europaabgeordneten Damian Boeselager von der Partei Volt sieht das Gesetz auch vor, dass Besitzer internetfähiger Geräte das Recht haben, ihre Daten zu verkaufen oder gegen Entgelt zu teilen. Insgesamt sollen so Datenhandel und Datennutzung angekurbelt werden.

19 Hitzetote pro Jahr

Extreme Hitze ist auch hierzulande ein Problem für die Gesundheit der Bevölkerung. Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, führten Hitzschläge, Sonnenstiche und andere durch Hitze oder Sonnenlicht verursachte Schäden im Durchschnitt der Jahre 2001 bis 2021 zu knapp 1.500 Krankenhausbehandlungen jährlich. Als direkte Todesursache lässt sich Hitze bei durchschnittlich 19 Fällen pro Jahr allerdings selten feststellen. Sehr hohe Temperaturen lassen die Sterblichkeit jedoch insgesamt steigen, da in vielen Fällen die Kombination aus Hitze und Vorerkrankungen das Sterberisiko erhöht. So stiegen in von Hitzeperioden geprägten Wochen die Sterbefallzahlen auch in den vergangenen Sommern an.

Vereinigen sich Aldi Nord und Süd?

Hinter den Kulissen von Aldi Nord und Aldi Süd scheint an einer Fusion beider Unternehmen gearbeitet zu werden. Das geht aus einem Bericht des „manager magazins“ hervor. Beide sollen demnach gleichberechtigt in einer Holding GmbH zusammengeführt werden und in einem Aufsichtsrat sitzen, dem auch externe Mitglieder angehören. Laut dem Bericht liege eine Einschätzung des Kartellamts vor, die Behörde stimme demnach zu. Aldi Nord hat etwa 5.110 Filialen, Aldi Süd 6.520; das Sortiment ist unterschiedlich. Dazu kommen, von Aldi Nord geführt, über 540 Geschäfte der Aldi-Marke „Trader Joe’s“ in den USA. Wann diese Zusammenführung umgesetzt werden soll, ist unbekannt.

Privater Auftragsboom für Einweckgläser

Nach Bekanntwerden der Insolvenz des Traditionsunternehmens Weck gehen online massenhaft Bestellungen ein. Teilweise sind es 30-mal so viele wie an normalen Tagen, teilte Insolvenzverwalter Thilo Braun mit. Das Geschäft läuft daher noch unvermindert weiter. Bis einschließlich August sind Löhne und Gehälter der Angestellten über das Insolvenzgeld gedeckt. Grund für die Insolvenz sind die hohen Energiepreise bei sinkender Nachfrage. „Die Glasherstellung ist energieintensiv und die eingesetzten Schmelzöfen können nicht einfach abgeschaltet werden, ohne dass sie dabei irreparabel beschädigt werden“, erinnert Geschäftsführer Eberhard Hackelsberger. Entscheidend für das Unternehmen sind jedoch nicht die privaten Einzelbestellungen, sondern die Gläser für die Lebensmittelindustrie (wie Senf oder Gurken). Und genau dort brach zuletzt die Nachfrage stark ein.

Der Dinosaurier-Canyon im Ökopark New Vasyuki in Odessa, Ukraine, 6. Juni 2023. Foto: iStock

Rheinlandpfalz oder Rheinland-Pfalz?

Wird der Bindestrich noch gebraucht? Malu Dreyer (SPD), Ministerpräsidentin des Bundeslandes, schlug beim Landesfest in Bad Ems vor, doch auf den Strich zu verzichten: „Diese sehr unterschiedlichen Regionen sind sehr stark zusammengewachsen. Also heute könnte man auch den Bindestrich weglassen“, sagte sie bei der Eröffnung. Gleich darauf ruderte sie wieder zurück. Ihr Vorschlag solle nur symbolisieren, wie sich das Bundesland seit seiner Gründung entwickelt habe und wie gut seine Regionen zusammengewachsen seien. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Bundesland aus früheren Landesteilen von Preußen, Bayern (Pfalz) und Rheinhessen (Hessen) gebildet.

E-Euro

Die EU-Kommission hat einen Gesetzvorschlag für eine virtuelle Gemeinschaftswährung vorgelegt. Ziel sei es, den digitalen Euro als gesetzliches Zahlungsmittel neben Bargeld und Karten zu etablieren. Das digitale Geld soll im Euroraum ab 2027 verfügbar sein. Geschäftsbanken fürchten mögliche Einbußen durch eine von der Europäischen Zentralbank kontrollierte Digitalwährung. Verbraucher sorgen sich vor allem um ihre Privatsphäre und um das mögliche Ende von Bargeld. Laut einer Umfrage des Bundesverbandes deutscher Banken sehen die Mehrheit der Menschen in Deutschland die Pläne der EU-Kommission mit Skepsis. 76 Prozent der Befragten urteilen, dass ein digitaler Euro nicht notwendig sei, weil die vorhandenen Zahlungsmöglichkeiten vollkommen ausreichen.

Sechs Bundesländer gegen ARD, ZDF & Co

Sechs Bundesländer lehnen einen erneuten Aufschlag für ARD, ZDF, das Deutschlandradio und die 16 Landesmedienanstalten klar ab. Das sind Nordrhein-Westfalen, Bayern, Niedersachsen, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt. Die übrigen zehn Länder hätten sich „mehrheitlich“ dafür ausgesprochen, die Empfehlung der Kommission zur Überprüfung und Ermittlung des Finanzbedarfs abzuwarten. Diese soll im August 2023 vorliegen. Der Vorsitzende der KEF, Martin Detzel, sprach sich im Mai 2023 dafür aus, dass der Beitrag eher sinken als steigen sollte: 50 Cent Nachlass pro Monat seien denkbar. Eine Erhöhung muss grundsätzlich einstimmig getroffen werden. Der Rundfunkbeitrag beträgt aktuell 18,36 Euro pro Monat und gilt bis Ende 2024.

Vollzeitjob mit 24 Überstunden

Jugendliche verbringen fast 64 Stunden in der Woche im Internet – rund neun Stunden pro Tag. Das geht aus der „Jugend-Digitalstudie“ der Postbank hervor. Es sind 5,7 Stunden mehr als vor der Corona-Pandemie im Jahr 2019. 2022 waren es 67,8 Stunden pro Woche. Die aktuelle Befragung wurde im Frühjahr vorgenommen. Junge Frauen verbringen insgesamt mehr Zeit im Internet als junge Männer, besonders intensiv per Smartphone. Im Vergleich dazu sitzen Jungen häufiger am PC. Die Nutzung des Internets für Schule, Ausbildung und Studium nimmt seit 2019 kontinuierlich zu. In der Summe waren es im Jahr 2019 2,5 Stunden pro Tag, 2021 3,6 Stunden und im Frühjahr 2023 4,3 Stunden pro Tag. Seit 2019 greifen Jugendliche auch öfter zu Smartphones und Tablets. Dagegen verlieren Laptop und Computer langsam an Bedeutung.

Am 11. Juni 2023 in Hongkong, Victoria-Hafen. Foto: iStock

4.000 Soldaten

„Deutschland ist bereit, dauerhaft eine robuste Brigade in Litauen zu stationieren“, erklärte Verteidigungsminister Boris Pistorius bei einem Litauen-Besuch. Die Bundeswehr wurde von der Ankündigung überrascht. Die Brigade soll 4.000 Soldaten umfassen. Bis spätestens 2026 will die litauische Regierung Waffen- und Munitionsdepots, Übungsplätze sowie Unterkünfte für die Truppe und ihre Familien bauen. Seit 2017 ist die Bundeswehr in Litauen vertreten, derzeit mit rund 800 Soldaten. Strittig war bislang, ob die Soldaten (samt militärischer Ausrüstung) dauerhaft in Litauen stationiert oder nur zeitweise für Übungen dorthin geschickt werden sollen. Litauen forderte vehement eine Dauerpräsenz. 4.000 Soldaten bedeuten für die litauischen Streitkräfte eine große Unterstützung, insgesamt gehörten 15.000 Soldaten der Armee an. Das Land hat 2,8 Millionen Einwohner. Damit wird Litauen zum nach jetzigem Stand größten Truppenstandort der Bundeswehr im Ausland.

Postbank: Online-Banking-freies Wochenende

Ab 30. Juni 17 Uhr haben Kunden der Postbank keinen Zugriff mehr auf ihre Finanzen: „Unser Online-Banking & Brokerage, die Postbank App und die Finanzassistent App stehen nicht zur Verfügung“, erklärt die Postbank. Die SB-Terminals werden abgeschaltet. Die Abhebung von Bargeld an Geldautomaten der Postbank soll weiterhin möglich sein. Als Grund gibt das Unternehmen Systemarbeiten an. Erst am Montag, 3. Juli 14 Uhr, können Kunden wieder auf das Online-Banking zugreifen.

Versteckte Vermögen

Hessen hat 3,8 Terabyte Daten – mindestens 10,4 Millionen Dokumente – zu mutmaßlichen Steuerhinterziehungen gekauft, die sogenannten „Pandora Papers“. Die hessische Steuerverwaltung wird die Unterlagen für ganz Deutschland und Ermittlungsbehörden im Ausland auswerten, teilte Finanzminister Michael Boddenberg (CDU) mit. Nach den Worten einer Ministeriumssprecherin liegt der Kaufpreis in sechsstelliger Höhe. Das Bundesland hofft auf Steuernachzahlungen in Millionenhöhe. Die „Pandora Papers“ wurden 2021 bekannt, laut diesen Recherchen sollen Hunderte Politiker, Amtsträger, Firmenvorstände und Spitzensportler in aller Welt jahrelang Finanzdienstleister genutzt haben, um Vermögen und Wertgegenstände zu verstecken. Zum Vergleich: Die berühmten „Panama Papers“ von 2016 umfassten 3,2 Terabyte Daten. Sie führten binnen drei Jahren zu Einnahmen von mindestens 72 Millionen Euro, davon 38 Millionen in Deutschland.

Mehr Hochzeiten, weniger Scheidungen

Im Jahr 2022 wurden in Deutschland durch richterlichen Beschluss rund 137.400 Ehen geschieden. Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, sank die Zahl der Scheidungen gegenüber dem Vorjahr um knapp 5.400 oder 3,8 Prozent. Damit ist die Zahl der Scheidungen mit Ausnahme des Jahres 2019 seit 2012 kontinuierlich gesunken. Die Anzahl der Eheschließungen im Jahr 2022 stieg gegenüber dem Vorjahr um rund 33.000 oder 9,2 Prozent auf rund 391.000. Im Jahr 2021 war die Anzahl der Hochzeiten auf einen Tiefststand gefallen.

Gerry Weber schließt Filialen

Der Bekleidungshersteller Gerry Weber wird einen Großteil seiner Geschäfte in Deutschland schließen. Insgesamt 122 der derzeit noch 171 eigenen Stores und Outlets sollen bis Ende September im Zuge des eingeleiteten Sanierungsverfahrens aufgegeben werden. Damit fallen rund 350 Vollzeitarbeitsplätze weg. Weitere 75 Stellen sollen in den Zentralbereichen in Halle (Westfalen) gestrichen werden. Der Modehersteller will sich in Zukunft wieder verstärkt auf das Großhandelsgeschäft konzentrieren. Der vor mehr als zehn Jahren eingeschlagene Kurs, immer mehr eigene Läden zu eröffnen, habe sich als nicht marktgerecht und zukunftsfähig erwiesen, heißt es. Am 26. Juni wurde das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung eröffnet.

Klaus Schwab, Gründer und geschäftsführender Vorsitzender des WEF, spricht bei der Eröffnungsfeier des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Tianjin am 27. Juni 2023. Foto: WANG ZHAO/AFP via Getty Images

Unzufriedenheit bei Unternehmen steigt

Firmen blicken pessimistischer in die Zukunft als im Mai. Der ifo Geschäftsklimaindex ist im Juni auf 88,5 Punkte gesunken. Im Mai waren es noch 91,5 Punkte. Unternehmen bewerten ihre Lage aktuell schlechter als im Vormonat. Im verarbeitenden Gewerbe fielen die Erwartungen sogar auf den niedrigsten Stand seit November 2022. Betroffen sind alle Branchen, auch der Dienstleistungssektor. Viele Firmen sehen ihre Aufträge als zu niedrig an, die Industrie schwächelt. Transport und Logistik sind ebenfalls davon betroffen. Im Handel gab der Index ebenfalls nach.

Sommerurlaub setzt aufs Auto

Das Auto bleibt für die Deutschen im Sommerurlaub das Verkehrsmittel der Wahl: 41 Prozent wollen für die Anreise zu ihrem diesjährigen Sommerurlaubsziel den Pkw nutzen, 17 Prozent das Flugzeug. 7 Prozent planen die Anreise mit der Bahn. Weitere Verkehrsmittel spielen für die Anreise in den Sommerurlaub keine größere Rolle. Drei von zehn Bundesbürgern (29 Prozent) planen diesen Sommer allerdings keine Urlaubsreise. Nicht zuletzt Geldgründe dürften hierfür eine Rolle spielen. So geben insbesondere Personen mit niedrigem Haushaltseinkommen (57 Prozent) an, im Sommer zu Hause zu bleiben. Bei den Älteren sind es 49 Prozent.

Sonderregel wird Normalfall

Für einen Krankenschein waren Arztbesuche während der Corona-Zeit nicht unbedingt notwendig. Diese Sonderregel soll künftig der Normalfall werden und auch weiterhin möglich sein. Der Bundestag stimmte am 23. Juni einem Gesetz zu, das Krankschreibungen auch am Telefon ermöglicht. Voraussetzung ist, dass der Patient der Praxis bekannt ist und nur leichte Symptome hat. Im zuständigen Bundesausschuss müssen nun noch die Details genau ausgearbeitet werden, bevor diese im Herbst in Kraft treten.

3 Jahre gültig

Ab sofort sind alle mobilen Briefmarken der Deutschen Post drei Jahre lang nutzbar. Das teilte die Post mit, nachdem das Oberlandesgericht Köln sein Urteil Az. 3 U 148/22 zum Verfallsdatum der Briefmarken veröffentlicht hat. Bisher verfielen die mobilen Marken nach 14 Tagen, was der Bundesverband der Verbraucherzentralen beanstandete. Die Post wird ihre AGBs entsprechend anpassen. Die mobilen Marken können über die App „Post & DHL“ erworben werden.

Millionen Masken werden verbrannt

660 Millionen OP-Masken und rund 95 Millionen FFP2-Masken müssen entsorgt werden. Sie werden verbrannt, da sie ihr Haltbarkeitsdatum überschritten haben. Diese waren Anfang 2020 unter Jens Spahn beschafft worden. Auch Gesundheitsminister Karl Lauterbach steht in der Kritik, er hätte alternative Lösungen finden müssen. Sie hätten in großem Umfang an „Arztpraxen, Krankenhäuser oder Behinderteneinrichtungen“ abgegeben werden können, sodass diese selbst keine eigenen Masken mehr hätten bestellen müssen. Auch die Bundesländer haben schon Corona-Masken in großem Maß „energetisch verwertet“ oder planen es. Dabei ist von insgesamt 57,38 Millionen Masken die Rede.



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