Wochenrückblick: Von der Käse-Olympiade und Lebensmitteln aus Insekten bis zum Hebesatz der Grundsteuer

Ab Januar sind Bußgelder nach dem Heizungsgesetz möglich – bis 50.000 Euro. Deutschland ist die Wachstumsbremse für Europa. Und Lebensmittel aus Insekten sind unakzeptabel. Ein unvollständiger Rückblick auf Nachrichten der Woche in Kurznachrichten.
Auf dem Feldberg im Schwarzwald sind die ersten Schneeflocken gefallen.
Auf dem Feldberg im Schwarzwald sind die ersten Schneeflocken gefallen.Foto: Silas Stein/dpa
Von 4. November 2023

So ein Käse

Alle zwei Jahre findet in Tirol die Käsiada statt. Gewonnen hat als „bester Käse aller Klassen“ der 16. Käse-Olympiade der „Hittisauer Bergkäse“ von der Sennerei Hittisau in Vorarlberg. Die Olympiade ist vor allem für die Prüfer eine sensorische Höchstleistung, die 421 Käse- und 31 Butterproben beurteilen mussten. Es wurden mehrere Tonnen Spitzenkäse angefahren oder eingeschickt, darunter aus Italien, Deutschland, Frankreich, der Schweiz, den Niederlanden und aus Finnland. Im Wettbewerb maßen sich unter anderem Hart- und Schnittkäse, Schimmelkäse und Weichkäse sowie Schaf- und Ziegenkäse.

Kein Handelsabkommen

Das Handelsabkommen zwischen der EU und Australien ist vorerst gescheitert. Der australische Landwirtschaftsminister Murray Watt warf den EU-Unterhändlern am 30. Oktober fehlende Kompromissbereitschaft vor. Die EU-Kommission machte ihrerseits Australien für das Scheitern verantwortlich. Australien war nicht bereit, den zollfreien Quoten für Rind- und Lammfleisch sowie Zucker zuzustimmen, welche Brüssel Down Under als Zugang zu europäischen Märkten zugestanden hätte. Watt erklärt, dass er bis 2025 nicht von weiteren Verhandlungen ausgeht – Canberra und Brüssel verhandeln seit Juni 2018. Die EU ist vor allem an seltenen Erden aus Australien interessiert.

Neubauten: Bußgelder ab Januar 2024

Ab Januar 2024 müssen Hausbesitzer von Neubauten sicherstellen, dass in ihren Heizungen mindestens 65-Prozent erneuerbare Energien genutzt werden. Das ist im neuen Gebäudeenergiegesetz festgelegt, welches im September vom Bundestag verabschiedet wurde. Für bestehende Gebäude und Neubauten in Baulücken gibt es noch Übergangsfristen. Werden die Regeln zur Heizungsnutzung nicht befolgt, drohen Strafen von 5.000 bis 50.000 Euro – im Wiederholungsfalle auch darüber. 5.000 Euro können bereits fällig werden, wenn Aufbewahrungsfristen nicht eingehalten werden. Bis 10.000 Euro sind fällig, wenn Inspektionen nicht fristgerecht durchgeführt wurden oder kein Energieausweis vorgelegt wird. Bis 50.000 Euro Strafe gibt es auch, wenn Dämmvorschriften für Geschossdecken nicht erfüllt wurden. Zuständig für die Überprüfungen sind die Schornsteinfeger.

Wirtschaft schrumpft

Das Bruttoinlandsprodukt in den 20 Euro-Ländern ging im dritten Quartal um 0,1 Prozent im Vergleich zum Vorquartal zurück, wie das EU-Statistikamt mitteilte. Wachstumsbremse ist vor allem Deutschland als größte Volkswirtschaft. Dort ging das BIP im dritten Quartal um 0,1 Prozent zurück. Frankreich verzeichnete ein mageres Wachstum von 0,1 Prozent, die italienische Wirtschaft stagnierte. Am deutlichsten schrumpfte die Wirtschaft zwischen Juli und September in Irland mit minus 1,8 Prozent. Auch Österreich verzeichnete mit 0,6 Prozent ein klares Minus. In Tschechien und Portugal schrumpfte die Wirtschaft ebenfalls. In Spanien und Belgien legte das BIP dagegen zu. Auch im Schnitt aller 27 EU-Länder wuchs die Wirtschaftsleistung leicht um 0,1 Prozent.

Strafrecht

Freigesprochene Verdächtige dürfen auch weiterhin nicht auf Basis neuer Beweise für dieselbe Tat erneut angeklagt werden. Das Bundesverfassungsgericht erklärte am 31. Oktober die entsprechende Reform der Strafprozessordnung für verfassungswidrig. Die Karlsruher Richter entschieden, dass die Regelung gegen Artikel 103 Absatz 3 des Grundgesetzes verstoße. Das dort statuierte Mehrfachverfolgungsverbot verbiete dem Gesetzgeber die Regelung der Wiederaufnahme eines Strafverfahrens „zum Nachteil des Freigesprochenen aufgrund neuer Tatsachen oder Beweismittel“. Im konkreten Fall ging es um einen Mann, dem vorgeworfen wird, im Jahr 1981 eine Schülerin vergewaltigt und getötet zu haben. Das daraufhin gegen ihn geführte Strafverfahren endete 1983 mit einem Freispruch, obwohl es auch damals schon belastende Indizien gab.

Die Iguazu-Wasserfälle an der Dreiländergrenze zwischen Brasilien, Argentinien und Paraguay führten am 30. Oktober 2023 auffällig viel Wasser. Laut der hydrologischen Überwachung durch die Companhia Paranaense de Energia (Copel) flossen die Wasserfälle mit über 24 Millionen Litern Wasser pro Sekunde. Dies ist der zweithöchste Durchfluss seit 1997 –seitdem die Überwachung automatisch und stündlich durchgeführt wird. Foto: Christian Rizzi/AFP via Getty Images

Keine generelle Winterreifenpflicht

Bei Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch oder Reifglätte darf in Deutschland nur mit Winterreifen gefahren werden. Eine generelle Winterreifenpflicht gibt es nicht. In Österreich ist es ähnlich: Vom 1. November bis 15. April müssen Winterreifen oder Schneeketten aufgezogen werden (es drohen Bußgelder bis zu 5.000 Euro). Auch in der Schweiz gibt es keine generelle Pflicht. Hier können Geldbußen verhängt werden, wenn es wegen ungeeigneter Bereifung zu Verkehrsbehinderungen kommt. Bei Unfällen mit Sommerreifen droht eine Mithaftung. Südtirol (Italien) hat im Stadtgebiet Bozen und auch auf der Brennerautobahn A22 bis Affi vom 15. November bis 15. April eine witterungsunabhängige Winterausrüstungspflicht. Allen gemeinsam ist: Eine Winterreifenpflicht kann kurzfristig festgelegt werden und wird dann durch Straßenschilder angezeigt.

Lebensmittel aus Insekten unakzeptabel

In Deutschland, Italien und Portugal werden Lebensmittel aus Insekten von der Mehrheit nicht akzeptiert. Das ergab eine repräsentative Erhebung in diesen drei Ländern, die im Rahmen des EU-Forschungsprojektes „Sustainable Insect Chain“ durchgeführt worden ist. 64 Prozent der deutschen Studienteilnehmer und 58 Prozent der portugiesischen würden niemals Lebensmittel aus Insekten essen. Bei den italienischen Teilnehmern äußerten nur zwei Prozent diese Meinung. Es seien Ekel und Angst, von solchen Lebensmitteln krank zu werden, welche die Ablehnung begründen, kommentieren die Studienautoren. Aussagen dazu, dass insektenbasierte Lebensmittel Ausdruck eines modernen städtischen Lifestyles sind, ließen Deutsche, Portugiesen und Italiener gleichermaßen unbeeindruckt. In allen drei Ländern wurden jeweils 500 Menschen befragt – 51 Prozent Frauen und 49 Prozent Männer zwischen 18 und 65 Jahren.

Taiwan und das Auswärtige Amt

Allen deutschen Staatsangehörigen, die in Taiwan und damit im Amtsbezirk des Deutschen Instituts Taipei leben, wird empfohlen, sich in eine Krisenvorsorgeliste einzutragen. Diese wird zentral im Auswärtigen Amt in Berlin geführt. Die Behörden raten, dass auch diejenigen von dieser Möglichkeit Gebrauch machen, die nur vorübergehend in Taiwan sind. Bisher ist die Eintragung freiwillig. Es wird geraten, von dieser Möglichkeit Gebrauch zu machen, damit das deutsche Institut, „falls erforderlich, in Krisen- und sonstigen Ausnahmesituationen mit Deutschen schnell in Verbindung treten kann“. Da die bisher manuell geführten Listen durch ein Onlineverfahren ersetzt wurden, sollten sich Betroffene erneut eintragen, auch wenn sie schon registriert waren.

Zuckerrüben 

Deutsche Rübenexperten befürchten einen unkontrollierten Handel von Zucker aus der Ukraine. 2021/2022 wurden 25.000 Tonnen importiert, von Oktober 2022 bis Juli 2023 waren es bereits rund 390.000 Tonnen. Für den Zeitraum von 2023/2024 wird mit einer Menge von bis zu 700.000 Tonnen gerechnet. Zum Vergleich: Das Südzuckerwerk Plattling, eine der 18 Zuckerfabriken Deutschlands, produziert jährlich rund 300.000 Tonnen.

Eine große Gruppe von Migranten macht sich auf den Weg von Tapachula in Mexiko in Richtung US-Grenze. Sie hatten dort auf vorübergehende Transitpapiere gewartet, diese aber nach einer Wartezeit von bis zu zwei Monaten nicht erhalten. Länger warten können sie sich nicht leisten, sagen die Migranten.

Eine große Gruppe von Migranten macht sich am 30. Oktober 2023 auf den Weg von Tapachula in Mexiko in Richtung US-Grenze. Sie hatten dort auf vorübergehende Transitpapiere gewartet, diese aber nach einer Wartezeit von bis zu zwei Monaten nicht erhalten. Länger zu warten, können sie sich nicht leisten, sagen die Migranten. Foto: Edgar Clemente/AP

Jede siebte Stadt

In jeder siebten Stadt in Deutschland steigt in diesem Jahr der Hebesatz für die Grundsteuer, nur in acht der 701 größeren Städte wurde er gesenkt. Wie eine Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer zeigt, hat jede siebte Gemeinde mit mehr als 20.000 Einwohnern in diesem Jahr ihren Hebesatz erhöht. Spitzenreiter sind mit einem Hebesatz von 950 Prozent Gladbeck (NRW) und Oberursel (Taunus) mit 947 Prozent. Den niedrigsten Hebesatz gibt es in Ingelheim am Rhein mit 80 Prozent. Die größte Erhöhung gab es in Bad Homburg mit 345 Prozentpunkten, gefolgt von Xanten (+200) und Oberursel (+197). Duisburg, Meschede, Schmallenberg, Troisdorf und Verl (NRW), Langen (Hessen), Freudenstadt (Baden-Württemberg) und Bad Oldesloe (Schleswig-Holstein) senkten ihre Hebesätze.

Baum des Jahres 2024

Früher wurden die reifen und getrockneten Früchte dem Brotmehl beigemischt – doch Mehlbeeren (Sorbus aria) sind bei Vögeln beliebter als bei den Menschen. 2024 ist der Zier- und Straßenbaum Echte Mehlbeere Baum des Jahres. Menschen schmecken die Beeren eher mehlig und fad. Aufgrund ihres tiefen Wurzelsystems ertragen die Bäume trockene Perioden und gelten daher als „Zukunftsbaum“ für deutsche Städte. Auch feuchte Wetterbedingungen kann der bis zu 15 Meter hohe Baum gut widerstehen. Gleichzeitig wird er von Wildtieren als Delikatesse erachtet und häufig verbissen. Die Echte Mehlbeere ist nicht dasselbe wie die Vogelbeere, obwohl beide Arten zur Gattung Sorbus gehören und ähnliche Früchte haben.

8.000 Schritte zum längeren Leben

„10.000 Schritte sollst du tun“ war gestern: Spanische Forscher haben in einer Studie gezeigt, dass bereits 8.000 Schritte pro Tag (etwa 6,4 Kilometer) ausreichen, um das Risiko eines vorzeitigen Todes zu senken. Auch das Tempo spiele eine Rolle: So habe ein schneller Läufer zusätzliche Vorteile gegenüber Menschen, die langsam gehen. Alle, die diese Zeit oder körperlichen Möglichkeiten nicht haben, sind dennoch nicht im Nachteil. „Schon eine Steigerung der täglichen Bewegung um 500 Schritte bringt messbare Vorteile für die Gesundheit“, so die Forscher. Foto: iStock

Das Singen der Hausmäuse

Männliche Hausmäuse erzeugen komplexe Ultraschalltöne, insbesondere während der Balz und der Paarung. Diese Laute ähneln dem Vogelgesang. Die männlichen Balzgesänge kommen gut an – allerdings nur, wenn Weibchen nicht allein sind. Das zeigt eine aktuelle Studie des Konrad-Lorenz-Instituts für Vergleichende Verhaltensforschung der Vetmeduni. Menschen können sie nicht hören, weil sie oberhalb des Frequenzbereichs des menschlichen Gehörs liegen (>20 kHz). Einsame Weibchen, die einzeln untergebracht waren, zeigten die entgegengesetzte Reaktion und schienen männliche Ultraschalltöne sogar zu meiden.

Gefahr von Wildunfällen steigt

Durch die Zeitumstellung auf Normalzeit nimmt die Gefahr von Wildunfällen zu. Die abendliche Hauptverkehrszeit fällt nun in die Dämmerung und somit genau in die Zeit, in der viele Wildtiere auf Nahrungssuche sind und dabei auch Straßen überqueren. Bei Fahrten durch Waldgebiete und Wiesen sollte man stets bremsbereit sein, empfiehlt der ADAC. Tauche ein Tier am Straßenrand auf, dann das Tempo drosseln oder ganz abbremsen. Mit einem Hupen könne das Tier in der Regel verscheucht werden. Sei eine Kollision unvermeidbar, dann eine Vollbremsung machen, aber auf keinen Fall ein Ausweichmanöver riskieren. Für die Regulierung des Schadens kommt die Kasko- oder die Teilkaskoversicherung infrage. Dafür sollten sich Geschädigte vom Jäger oder der Polizei eine Wildunfallbescheinigung ausstellen lassen.

Unfälle mit Wild passieren meist in der Dämmerung oder nachts. Foto: iStock

Bio-Lebensmittel

Die Preise für Bio-Lebensmittel sind seit der hohen Inflation weniger stark gestiegen als für konventionell hergestellte Produkte, stellte das Kölner Institut der Deutschen Wirtschaft fest. Bei Bio-Weizenmehl betrug die Steigerung 27 Prozent, bei Joghurt 34 Prozent und bei Hackfleisch 20 Prozent, bei Rapsöl blieb der Preis unverändert. Bei konventionell hergestellten Lebensmitteln galt: 76 Prozent bei Weizenmehl, 55 Prozent bei Joghurt, 33 Prozent bei Hackfleisch oder 27 Prozent bei Rapsöl. Verglichen wurden die Preise im ersten Quartal 2022 mit denen im zweiten Quartal 2023. Bio-Produkte sind weiterhin eine Marktnische und teurer als andere Produkte. Der Anteil am gesamten Lebensmittelmarkt beträgt rund sieben Prozent, elf Prozent der landwirtschaftlichen Fläche in Deutschland werden nach Bio-Kriterien bewirtschaftet.

Waldbrände fördern Waldumbau

Nach den großen Waldbränden im Norden Amerikas zeigt eine Studie der Universität von Nord-Arizona „überraschende Auswirkungen“: So ergaben Auswertung von Satellitenbildern der letzten 30 Jahren, dass Brände den Waldumbau von Nadel- zu Laubwäldern fördern. Letztere wachsen schneller, nehmen mehr Kohlenstoff auf und reflektieren mehr Licht, was zu einer Abkühlung des Waldklimas führt – und das Brandrisiko verringert. Die Forscher erkannten jedoch auch eine „extreme Dynamik“, sodass drei bis vier Jahrzehnte nach Bränden wieder die langsam wachsenden Nadelbäume dominieren. Entgegen früheren Studien, die regionale Verschiebungen zugunsten von Laubwäldern bestätigten, könne davon langfristig und auf kontinentalem Maßstab nicht die Rede sein.

Einzelhandel macht weniger Umsätze

Die Umsätze der Einzelhändler in Deutschland sind im September weiter zurückgegangen. Im Vergleich zum Vormonat hatten die Geschäfte 0,7 Prozent weniger Geld in den Kassen, wie das Statistische Bundesamt berichtete. Bereinigt um die Preissteigerungen waren es 0,8 Prozent weniger. Im Vergleich zum September 2022 zeigt sich, dass die Händler preisbereinigt sogar 4,3 Prozent des Umsatzes verloren haben. Lebensmittelgeschäfte sind tendenziell weniger betroffen als andere Händler, verglichen mit September 2022 ging der reale Umsatz um 0,5 Prozent zurück. Besonders auffällig: Textilien, Bekleidung, Schuhe und Lederwaren gingen im September real um 11,8 Prozent zurück, Einrichtungsgegenstände, Haushaltsgeräte und Baubedarf um 8,9 Prozent, der Internet- und Versandhandel um 9,4 Prozent (jeweils verglichen mit September 2022).

Viren für die Gesundheit

Phagen sind Viren, die Bakterien – ihre natürlichen Wirte – infizieren und töten. Wie australische Forscher in ihrer Studie nun zeigten, machen sich Säugetierzellen diesen Prozess zunutze. So verwendet die tierische Zelle einen Virus als Quelle zur Förderung des eigenen Zellwachstums. Diese biete möglicherweise ganz neue Möglichkeiten für die Bereiche Immunologie, Phagentherapie und menschliche Gesundheit. „Angesichts des zunehmenden Einsatzes der Phagentherapie zur Behandlung antibiotikaresistenter Infektionen ist diese Entdeckung von großer Bedeutung“, so die Forscher.



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