Rund zwei Drittel unzufrieden mit Scholz und Merz – AfD und Grüne profitieren

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Oppositionsführer Friedrich Merz (CDU) liefern sich derzeit ein Kopf-an-Kopf-Rennen, was die Unzufriedenheit der Bürger mit ihrer Arbeit angeht. Die AfD gewinnt laut „RTL/n-tv Trendbarometer“ dagegen immer mehr Anhänger, die Grünen erholen sich.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) kommt auf dem internationalen Flughafen von Vilnius an. Er nimmt am Nato-Gipfel teil.
Archivbild: Der Regierungschef verlässt die Kanzlermaschine. Mehr als zwei Drittel der Wahlberechtigten haben kein Vertrauen mehr in Olaf Scholz (SPD).Foto: Kay Nietfeld/dpa
Von 19. Juli 2023

Die AfD und die Grünen gewinnen weiter an Boden, die Zustimmungswerte für die Kanzlerpartei SPD und die größte Oppositionsfraktion CDU/CSU stagnieren oder sinken. Außerdem verliert der Kanzler immer mehr an Zufriedenheit und Vertrauen. Noch etwas unzufriedener sind die Menschen mit CDU-Parteichef Friedrich Merz. All das geht aus dem aktuellen „RTL/n-tv Trendbarometer“ vom 18. Juli 2023 hervor.

Das beauftragte Meinungsforschungsinstitut Forsa stellte bei der Sonntagsfrage zum ersten Mal einen Wert von 20 Prozent für die „Alternative für Deutschland“ fest: ein Plus von einem Prozent im Vergleich zur Erhebung aus der Vorwoche. Die „Alternative“ bleibt damit zweitstärkste Kraft nach CDU und CSU: Die Union musste einen Prozentpunkt Verlust einstecken und landet nun bei 26 Prozent.

Union verliert, Linke wären raus

Die Grünen konnten mit nun 15 Prozent einen Prozentpunkt gut machen. Die Kanzlerpartei SPD bleibt unverändert bei 18 Prozent. Die Freien Demokraten stagnieren bei 7 Prozent.

Auch für irgendeine Splitterpartei würden sich genauso viele Menschen wie in der Vorwoche entscheiden, nämlich immerhin zehn Prozent der Befragten.

Mit einem Prozentpunkt minus würden die Linken um ihre Fraktionsvorsitzenden Amira Mohamed Ali und Dietmar Bartsch nicht mehr im Bundestag vertreten sein, denn nur noch 4 Prozent der Befragten würden ihre Stimme an die Sozialisten geben. Wegen des geänderten Wahlrechts hätten sie auch keine Chance mehr, über die Dreier-Direktmandatsregel in den Bundestag einzuziehen.

Ein Durchschnitt von acht Wahlprognosen der vergangenen Tage (4. bis 18. Juli 2023) auf „Dawum.de“ zeigt ähnliche Werte.

65 Prozent mit Merz unzufrieden

In puncto Unzufriedenheit mit den handelnden Protagonisten liefern sich Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Oppositionsführer Friedrich Merz (CDU) nach dem aktuellen „Trendbarometer“ ein Kopf-an-Kopf-Rennen.

Merz hat dabei die Nase „vorn“: Beinahe zwei Drittel der Befragten, nämlich 65 Prozent, sind „weniger oder gar nicht zufrieden“ mit ihm, wie Forsa laut „n-tv“ herausfand. Nur noch 26 Prozent gaben an, „zufrieden oder sehr zufrieden“ mit Merz’ Arbeit zu sein. In den östlichen Bundesländern liegt der Wert sogar nur bei 18 Prozent.

Sogar unter den Wählern der Union reicht es nicht mehr für eine zufriedene Mehrheit für Merz: Nur noch 46 Prozent zeigen sich überwiegend zufrieden, 51 Prozent tun das nicht mehr. Die niedrigsten Zufriedenheitswerte erhält Merz unter den Wählern der Grünen (13 Prozent), der SPD (15 Prozent) und der „Alternative“ (17 Prozent).

Dass es vorwiegend an Friedrich Merz liege, dass die Unionsparteien bei Umfragen seit Wochen nicht von der Stelle kommen, meinen allerdings nur 23 Prozent aller Befragten. 63 Prozent glauben, dass andere Gründe dahinterstecken.

64 Prozent mit Scholz unzufrieden

Ausgehend von den Werten vom 7. März 2022 muss Kanzler Olaf Scholz insgesamt einen bemerkenswerten Absturz verkraften, was die Zufriedenheit der Bürger mit ihm angeht.

Waren kurz nach Beginn des Ukrainekrieges noch 60 Prozent der deutschen Wählerschaft mit seiner Arbeit zufrieden oder sehr zufrieden, würden das heute 26 Prozentpunkte weniger, also nur noch 34 Prozent, unterschreiben. Das bedeutet ein weiteres Minus von einem Prozentpunkt im Vergleich zu einer Forsa-Erhebung vom 1. Juni.

Damit hat beinahe jeder Zweite der einst Wohlgesonnenen seine positive Meinung über Scholz inzwischen abgelegt. Die Umkehrprobe skizziert das gleiche Bild: Waren am 7. März 2022 noch 33 Prozent weniger oder gar nicht zufrieden mit dem SPD-Kanzler, sind es heute mit 64 Prozent fast doppelt so viele.

Betrachtet man die Wähler der SPD allein, so hat Scholz noch eine klare Mehrheit von 74 Prozent hinter sich, die mit seiner Arbeit „zufrieden oder sehr zufrieden“ sind. 26 Prozent unter ihnen sind allerdings anderer Ansicht.

Die niedrigsten Zufriedenheitswerte billigen Scholz die Wähler der AfD (5 Prozent), der FDP (26 Prozent) und der Unionsparteien (35 Prozent) zu.

Die Zufriedenheitswerte der ostdeutschen Wähler gegenüber Scholz entsprechen exakt jenen Zahlen, die auch für jene ehemaligen SPD-Wähler gelten, die heute einer anderen Partei ihre Stimme geben würden: Jeweils 71 Prozent sind eher oder sehr unzufrieden mit ihm, jeweils 26 Prozent sehen seine Arbeit zumindest eher positiv.

Mehr als zwei Drittel haben wenig oder kein Vertrauen in den Regierungschef

Ähnlich sieht es nach Informationen von „n-tv“ mit der Frage nach dem Vertrauen in den Regierungschef aus. 68 Prozent der Forsa-Befragten wählten eine der Optionen „weniger großes“ oder sogar „kein“ Vertrauen. Dass ihr Vertrauen in Scholz „groß“ oder gar „sehr groß“ sei, sagte mit 29 Prozent noch nicht einmal mehr jeder dritte Wahlberechtigte. Unter den ostdeutschen Wählern lag der Wert bei gerade einmal 16 Prozent, in Westdeutschland genau doppelt so hoch, nämlich bei 32 Prozent.

Gemessen an der Parteienpräferenz, schlägt Scholz vonseiten der AfD-Anhänger (1 Prozent) und der FDP-Wähler (11 Prozent) das weitaus geringste Vertrauen entgegen. Etwas mehr Unionsbefürworter haben noch Vertrauen in den Hanseaten, aber auch dort bekannte sich nur jeder Fünfte (20 Prozent) dazu. Auch unter den Grünen genießt Scholz nur eine Vertrauensminderheit von 42 Prozent.

Mit 68 Prozent mehrheitlich vertrauensvoll erklärten sich ausschließlich die Anhänger der Kanzlerpartei selbst.

Nicht mal jeder Fünfte glaubt an weniger Ampel-Streit nach der Sommerpause

Laut „n-tv“ geht eine starke Mehrheit von 78 Prozent davon aus, dass „die Handlungsfähigkeit der Bundesregierung auch weiterhin durch Streit zwischen den Koalitionspartnern beeinträchtigt bleiben wird“. Noch nicht einmal jeder Fünfte (19 Prozent) glaubt an eine Beruhigung der Lage auf der Ampelregierungsbank. Am optimistischsten sind dabei noch die SPD-Wähler. Doch auch in ihrem Lager denkt nur eine Minderheit von 37 Prozent, „dass es künftig weniger Streit geben wird“.

Dass die Ampelregierung noch vor der nächsten regulären Bundestagswahl im Herbst 2025 platzen wird, glauben allerdings nur noch 25 Prozent. Anfang Juni habe der Wert noch bei 38 Prozent gelegen, schreibt „n-tv“. Unter allen Befragten gehen 70 Prozent davon aus, dass die Regierung fest zum Durchhalten entschlossen ist. Davon waren Anfang Juni nur 52 Prozent überzeugt.

Nicht nur die Wähler der drei Regierungsparteien SPD (84 Prozent), Grüne (86 Prozent) und FDP (71 Prozent) sind zuversichtlich, was den Fortbestand der Ampel angeht, sondern auch die Unionsanhänger (72 Prozent). Wähler der AfD schätzen die Chancen dafür beinahe zu gleichen Teilen unterschiedlich ein: 49 Prozent gehen davon aus, dass die Ampel auf jeden Fall weiter machen wird, 46 Prozent hoffen auf ein vorzeitiges Ende.

Stimmungsbild „Trendbarometer“

Die Privatsender „RTL“ und „n-tv“ beauftragen regelmäßig das Markt- und Meinungsforschungsinstitut Forsa damit, das politische Stimmungsbild in Deutschland für das „Trendbarometer“ zu untersuchen. Ältere Umfrageergebnisse sind unter „media.rtl.com“ abrufbar.

Für die Ausgabe vom 18. Juli 2023 befragte Forsa 1009 Wahlberechtigte im Zeitraum vom 14. bis zum 17. Juli. Die „Statistische Fehlertoleranz“ liegt nach Senderangaben bei drei Prozentpunkten plus oder minus.



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