DHB-Auswahl ohne Gensheimer zur WM

Mit nur 14 Spielern ist die deutsche Handball-Nationalmannschaft am Mittwoch in Frankreich angekommen. Wie befürchtet trat Uwe Gensheimer die Reise nach dem Tod seines Vaters zunächst nicht an. Ob der Linksaußen zum Team stößt, und wenn ja, wann, ist offen.
Titelbild
Uwe Gensheimer ist nach dem Tod seines Vaters nicht mit der Nationalmannschaft nach Frankreich gereist.Foto: Marijan Murat/dpa
Epoch Times11. Januar 2017

Der Platz von Uwe Gensheimer im Teambus der deutschen Handballer blieb wie befürchtet leer. Ohne ihren Kapitän sind die Bad Boys in ihrem Teamhotel in Rouen angekommen.

Der Weltklasse-Linksaußen droht am Freitag im WM-Auftaktspiel des Europameisters gegen Ungarn auszufallen. Nach dem unerwarteten Tod seines Vaters weilt Gensheimer weiter bei seiner Familie in Mannheim. „Wir stehen in engem Kontakt mit ihm, aber er entscheidet ganz allein“, sagte Teammanager Oliver Roggisch.

Alle anderen Spieler traten die rund 600 Kilometer lange Busreise vom Trainingslager in Kamen „gesund und munter“ an, berichtete Roggisch. Um 21.32 Uhr erreichte die deutsche Mannschaft ihr Team-Quartier in der nordfranzösischen Stadt. Dort sind Chile, Saudi-Arabien, Weißrussland und Kroatien die weiteren Vorrundengegner der DHB-Auswahl.

Gensheimer hatte die Nachricht vom Tod seines Vaters am vergangenen Wochenende erhalten und war sofort aus dem deutschen Vorbereitungscamp in der Sportschule Kamen-Kaiserau abgereist. „Das war ein Schock für uns alle“, hatte Bundestrainer Dagur Sigurdsson erklärt. „Unsere Gedanken sind bei ihm und seiner Familie. Er kommt zurück, wenn er sich so fühlt.“

Ob Gensheimer rechtzeitig zur Ungarn-Partie einfliegt, ist nicht absehbar. Denn niemand kann beurteilen, wie der junge Familienvater mit dem schweren Schicksalsschlag umgeht. „Das kommt auf den Einzelfall an, da ist jeder anders gestrickt“, sagte Ex-Bundestrainer Heiner Brand der Deutschen Presse-Agentur. „Ich kann mir da kein Urteil anmaßen.“

Er selbst hatte 2008 einen ähnlichen Fall als Trainer zu händeln, nachdem der Vater von Holger Glandorf kurz vor der EM plötzlich verstorben war. Brand stellte dem Rückraum-Ass von der SG Flensburg-Handewitt, der bei dieser WM als Joker auf Abruf steht, die EM-Teilnahme frei. Glandorf entschied sich zu spielen. „Dass ich dabei bin, ist im Sinne meines Vaters“, begründete er damals seine Entscheidung.

Sollte Gensheimer einen anderen Weg der Trauerarbeit wählen, würde ihm dies niemand verübeln. Im Falle einer Absage würde der Frankreich-Legionär von Paris St. Germain, der schon beim 33:16-Sieg der DHB-Auswahl im letzten WM-Test gegen Österreich fehlte, sein drittes großes Turnier verpassen. 2013 musste er bei der WM wegen eines Achillessehnenrisses passen, im Vorjahr konnte er den EM-Triumph der Bad Boys wegen einer Wadenverletzung nur als Zuschauer verfolgen.

Unabhängig von der Personalie Gensheimer sieht der Bundestrainer sein Team für die WM-Mission gerüstet. „Wir haben ganz gute Waffen und wollen besser abschneiden als bei der WM 2015“, sagte Sigurdsson vor seiner Abschiedsvorstellung. Vor zwei Jahren kehrte die DHB-Auswahl als WM-Siebter aus Katar zurück.

Der Fokus des Isländers, der sein Amt nach der WM freiwillig aufgibt, gilt aber zunächst ganz und gar dem Ungarn-Spiel. „Wir müssen noch die richtige Einstellung finden, wie wir reagieren, wenn der Gegner das Spiel kontrolliert. Die Ungarn werden das sehr clever angehen“, warnte Sigurdsson vor dem Auftaktgegner.

Angst kennt der Europameister aber nicht, schließlich soll die Frankreich-Reise möglichst erst im Finale am 29. Januar enden. „Weltmeister waren wir schon lange nicht mehr. Das ist das Ziel“, sagte Rückraumspieler Steffen Fäth. (dpa)



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