EM-Spiel in Wembley: Müller ohne Einschränkung dabei – Matthäus kritisiert DFB-Elf und Löw

Die Spielweise der deutschen Nationalmannschaft und die eine oder andere Personalentscheidung von Bundestrainer Joachim Löw beim Spiel gegen Ungarn haben Lothar Matthäus nicht gefallen.
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Rekordnationalspieler geht mit Joachim Löw und dem DFB-Team hart ins Gericht.Foto: Matthias Balk/dpa/dpa
Epoch Times26. Juni 2021

Mit 25 Spielern auf dem Trainingsplatz hat Joachim Löw den Countdown für das EM-Achtelfinale gegen England gestartet.

Auch Thomas Müller, der wegen einer Knieblessur zuletzt zum Gruppenabschluss gegen Ungarn (2:2) nur als Einwechselspieler zum Zuge gekommen war, konnte am Samstag die Übungseinheit in Herzogenaurach ohne sichtbare Einschränkungen bestreiten. Nur der Leipziger Lukas Klostermann fehlte wegen seines Muskelfaserrisses zum Start der Vorbereitung der deutschen Fußball-Nationalmanschaft auf den Klassiker am Dienstag (18.00 Uhr/ ARD und Magenta TV) in Wembley.

Löw muss in drei Tagen im fränkischen „Home Ground“ herausfinden, mit welchem Personal und welcher Taktik sein Team die größten Chancen hat, das EM-Viertelfinale zu erreichen. Auch das Abschlusstraining am Montag wird das DFB-Team noch in Herzogenaurach bestreiten, bevor das Team am späteren Nachmittag nach London fliegt. Löw wollte zwar im Wembley-Stadion trainieren lassen. Das hat der europäische Dachverband UEFA aber nicht zugelassen, um den Rasen zu schonen.

Löw versammelte die Spieler einschließlich Müller am Samstagvormittag auf dem Rasen des Adi Dassler Stadions zu einer längeren Einweisung. Schon zuvor hatte der 61-Jährige deutlich die Prioritäten aufgezeigt. „Wir wissen, wenn wir das abrufen, was wir können, das war gegen Portugal lange Zeit der Fall, dann sind wir stark. Wenn wir Dinge nicht so umsetzen, kriegen wir Schwierigkeiten“, sagte Löw nach dem Zitter-Remis gegen Ungarn, das den Einzug in die K.o.-Runde gesichert hatte.

Matthäus kritisiert DFB-Elf und gibt Löw „schlechte Note“

Rekordnationalspieler Lothar Matthäus hat die bisherigen Auftritte der DFB-Elf bei der Europameisterschaft kritisiert und manche Personalentscheidungen von Bundestrainer Joachim Löw hinterfragt.

Im Achtelfinale zwischen England und Deutschland am Dienstag treffen für Matthäus „zwei Mitfavoriten aufeinander, die mich überwiegend enttäuscht haben“. Beide Mannschaften hätten sich „eher ins Achtelfinale gequält“, schrieb der 60 Jahre alte Ex-Profi in einer exklusiven Kolumne für den internationalen Dienst der Deutschen Presse-Agentur.

Beim 2:2 gegen Ungarn im letzten Gruppenspiel vermisste Matthäus lange Zeit Torgefahr aus dem Mittelfeld und Läufe in die Tiefe. „Ich habe schon vor zwei Monaten gesagt: Ich würde mit dem Mittelfeld von Bayern München spielen lassen, mit Joshua Kimmich, (Leon) Goretzka und Thomas Müller“, sagte Matthäus und erklärte: „Dann wäre eine Ordnung vorhanden und in Kimmich ein Sechser, der die Bälle in die Tiefe spielt, nicht quer, wodurch das Spiel langsam wird. Ich schätze Toni Kroos, und ich muss sagen: Traumhaft, wie präzise seine Bälle oft von rechts nach links fliegen. Aber das bringt keinen Raumgewinn und ist nicht zeitgemäß. Das war insgesamt nicht Deutschland-like.“ Er habe sich an das Vorrunden-Aus bei der WM 2018 erinnert gefühlt.

Matthäus: „Kann Entscheidungen von Löw teilweise nicht nachvollziehen“

Zudem könne er „die Entscheidungen von Bundestrainer Joachim Löw teilweise nicht nachvollziehen“, schrieb Matthäus. „Er bringt Verunsicherung ins Team, ob mit der Dreierkette, den Positionen der Spieler oder mehreren Veränderungen während des Spiels.“

Man könne zwar sagen, dass alles gut gegangen sei. „Aber wenn das unser Anspruch ist, dann tut mir der deutsche Fußball leid.“ Wenn er den Trainern eine Note geben dürfte, würde er Ungarns Coach Marco Rossi „eine sehr gute geben und Löw eine schlechte“, so Matthäus.

Löw scheine „noch nicht die Mannschaft gefunden zu haben, an die er wirklich glaubt“. Einige Profis hätten Löw „schon mehrfach enttäuscht, aber er gibt ihnen immer wieder eine Chance“, schrieb Matthäus. Bayern-Profi Jamal Musiala beispielsweise verdiene mehr Einsatzzeit. „Es muss nach Leistung gehen, nicht nach Erfahrung.“

Hamann mahnt: „Wir sind bislang viel zu statisch“

Auch der frühere Nationalspieler Dietmar Hamann forderte Löw zu taktischen Umstellungen auf. „Ich finde schon, dass der Bundestrainer jetzt mal so aufstellen muss, dass er der Mannschaft die Chance gibt, endlich ihre Stärken besser auszuspielen“, sagte der 47-Jährige der Tageszeitung „Die Welt“ und mahnte: „Wir müssen endlich mal anfangen, eine Mannschaft auf den Platz zu schicken, die nach vorn viel mehr agiert.“ Ansonsten könne die EM für Deutschland am Dienstag mit dem Achtelfinale gegen England vorbei sein.

Hamann sprach sich für eine Viererkette in der Defensive aus. Die bisherige Formation mit einer Dreierkette nehme der DFB-Auswahl „ein Stück weit die Balance und die Kraft, gut nach vorn zu spielen. Wir sind bislang viel zu statisch“, sagte der 59-malige Nationalspieler und befand: „In der Offensive hat niemand die Chance zu glänzen.“ (dpa)



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