Rauch, Böller, Polizei: HSV-Abschied endet im Chaos – „Wir haben einen Platzsturm verhindern können“

Der Hamburger SV ist nach Jahren des Chaos und der Misswirtschaft erstmals zweitklassig. Der Abschied war skandalös.
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Nach dem Bundesliga-Spiel Hamburger SV vs Borussia Mönchengladbach in Hamburg, 12. Mai 2018.Foto: PATRIK STOLLARZ/AFP/Getty Images
Epoch Times12. Mai 2018

Dicke schwarze Rauchwolken, laute Böller-Explosionen, massiver Polizeieinsatz mit Pferden und Hunden auf dem Spielfeld – hässliche Szenen im Volksparkstadion bildeten das skandalöse Schlussbild einer Hamburger Horrorsaison.

Als wenn der historische Sturz des Liga-Dinos in die Zweitklassigkeit nicht genug gewesen wäre, sorgten die schweren Ausschreitungen einiger Hundert Anhänger und eine 15-minütige Spielunterbrechung Sekunden vor dem Abstieg für Schlagzeilen.

Am 12. Mai 2018 rückte die Polizei ins Hamburger Stadion ein. Foto: PATRIK STOLLARZ/AFP/Getty Images

In der Nachspielzeit des Spiels gegen Borussia Mönchengladbach flogen beim Stande von 2:1 (1:1) aus dem Fanblock hinter dem Tor Feuerwerkskörper und Rauchbomben auf das Feld, die Nordtribüne war in schwarze Wolken gehüllt. Schiedsrichter Felix Brych unterbrach die Begegnung.

Nach mehr als zehn Minuten pfiff Brych noch einmal kurz an, somit verhinderte er einen Spielabbruch. Dann war die Zeit des HSV in der Bundesliga nach 1866 Spielen vorerst beendet. Laut Polizei Hamburg habe es zunächst keine Hinweise auf Verletzte gegeben.

„Wir haben einen Platzsturm verhindern können“, sagte ein Sprecher der Ordnungshüter dem SID. Nach dem Spiel sei es zunächst ruhig geblieben.

„Solche Leute gehören aus dem Stadion ausgesperrt und verhaftet“, sagte HSV-Trainer Christian Titz bei Sky. Für die Krawalle habe er „kein Verständnis“, sagte Vorstand Frank Wettstein: „Das bleibt ein Stück weit hängen. Es ist ein unglaublich trauriger Tag für den HSV.“

Der Großteil der HSV-Fans, der auf die Krawalle mit einem gellenden Pfeifkonzert reagierte, habe sich aber „großartig“ verhalten.

Die schlimmen Begleitumstände machten den Trauertag für die Hamburger noch schwerer zu ertragen: Nach 54 Jahren und 261 Tagen hat es auch das letzte der 16 Gründungsmitglieder erwischt – der HSV ist erstmals abgestiegen. Statt Bayern, Dortmund und Schalke heißen die Gegner nun Paderborn, Sandhausen und Bielefeld.

Feuerwerk wurde in das Stadion geworfen. Foto: STOLLARZ / AFP

„Ich hätte nicht gedacht, dass ich noch einen Abstieg des HSV erlebe, so lange ich auf dieser Erde bin“, sagte Klub-Idol Uwe Seeler, der bis zuletzt gehofft hatte. Doch trotz eines 2:1 (1:1)-Heimsiegs gegen Borussia Mönchengladbach starb für das Titz-Team am letzten Spieltag das letzte bisschen Resthoffnung auf den Rettungsanker Relegation.

„Wir haben wirklich daran geglaubt“, sagte Titz tief enttäuscht. Doch die Aufholjagd der vergangenen Wochen war nicht von Erfolg gekrönt, die erhoffte Schützenhilfe des 1. FC Köln blieb in Wolfsburg aus. Der HSV ist nach 1866 Bundesliga-Spielen und 19.985 Tagen im Oberhaus tatsächlich nur noch zweitklassig.

HSV-Kapitän Gotoku Sakai sagte mit Tränen in den Augen:

Das ist richtig, richtig bitter. Es ist nun ganz wichtig, dass der ganze Klub nach vorne schaut und alles für den Aufstieg gibt.“

Mit welchem Team die Hanseaten das Unternehmen Wiederaufstieg angehen werden, ist noch nicht klar.

Hamburger SV und Borussia Münchengladbach im Volksparkstadion/ Hamburg. Foto: Alex Grimm/Bongarts/Getty Images

Titz, der sich mit den HSV-Verantwortlichen bereits vor dem Saisonfinale auf eine ligaunabhängige Fortsetzung der Zusammenarbeit verständigt hatte, wollte sich am Samstagabend noch nicht mit der Zukunft befassen.

„Ich muss das Ganze ein bisschen sacken lassen“, sagte der 47-Jährige, der den HSV mit 13 Punkten aus acht Spielen reanimiert hatte. Die Gespräche mit ihm über die Eckdaten einer Weiterbeschäftigung sollen am Montag stattfinden.

„Der Hauptgrund für den Abstieg ist, dass dieser Trainer zu spät gekommen ist. Mit ihm steigt der Klub direkt wieder auf“, sagte Verteidiger Kyriakos Papadopoulos. Er selbst wird dann womöglich wie einige seiner Mitspieler nicht mehr dabei sein.

Polizei sichert das Spielfeld. Foto: Patrik STOLLARZ / AFP

Der Abstieg ist der krachende Schlussakkord eines jahrelangen HSV-Dramas. Trotz Millionenausgaben krebsten die Hamburger zuletzt fünf Jahre lang im Tabellenkeller der Bundesliga herum, zwei Mal schafften sie die Last-Minute-Rettung in der Relegation. V

om Glanz der 80er Jahre, als der HSV mit Größen wie Horst Hrubesch, Manfred Kaltz oder Felix Magath Titel in Serie gewann und als Schwergewicht in Europa galt, ist nichts geblieben. Dabei spielten die Rothosen noch in den 2000er-Jahren als Dauergast auf internationalem Parkett.

In Hamburg, 12. Mai 2018. Foto: Alex Grimm/Bongarts/Getty Images

 

(SID)



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